Wurde ja auch Zeit, dass sich dieses verflixte Corona-Virus allmählich verabschiedet. Für die Mitglieder der Musikvereinigung Ebensfeld kommt das Ende der Pandemie samt seiner Beschränkungen gerade richtig, schließlich steht für den mitgliederstärksten Musikverein im Landkreis Lichtenfels ein besonders ereignisreiches Jahr bevor: Seit 150 Jahren wird in Ebensfeld Musik gemacht – zumindest außerhalb der kirchlichen Organisationen.
Paul Gartenschläger weiß als Vorsitzender des Festausschusses um die lange Tradition der Ebensfelder Musiker: „Beim Gründungsfest der Soldatenkameradschaft hat es 1874 eine musikalische Begleitung gegeben.“ Die Niederschrift dieser Versammlung ist quasi die erste „urkundliche Erwähnung“, die es von einer Kapelle in Ebensfeld gibt. Im Jahr zuvor dürften die Musiker zusammengefunden haben.
„Bei den Aktiven haben wir einen Altersdurchschnitt von 21 Jahren.“
Eric Märkl über die Musikvereinigung
Was aus diesem kleinen Ursprung geworden ist, kann sich sehen lassen: Mit knapp 700 Mitgliedern, gut 150 Aktiven, gleich zwei Nachwuchsorchestern und einer breit gefächerten musikalischen Ausbildung ist die heutige Musikvereinigung eine große Nummer, was die musikalische Ausbildung im Landkreis Lichtenfels angeht. Mitgliederschwund? Als Kapelle nicht mehr spielfähig? „So was kennen wir nicht“, sagt Tim Endres, der zwar schon lange Schlagzeug spielt, aber zur jungen Generation im Festausschuss zählt.
Wie jung und damit fit für die Zukunft die Musikvereinigung ist, weiß Eric Märkl, der bei den während der Corona-Pandemie gegründeten „Ebensfelder Maascheißern“ spielt: „Bei den Aktiven haben wir einen Altersdurchschnitt von 21 Jahren.“ Paul Gartenschläger ist da also ein „Oldie“ – und doch grinst er zufrieden, wenn er sich sein Dutzend Mitstreiter im Festausschuss so anschaut.
Ein Schuss ins Blaue unter Corona-Bedingungen
Der Beginn der Vorbereitungen auf das stolze Jubiläum war für die gesamte Musikvereinigung ein Schuss ins Blaue. Im Frühling 2021 gab es die ersten losen Gespräche zum Jubiläum. „Da konnten wir überhaupt nicht abschätzen, wie es mit Corona weitergehen wird“, erinnert sich der Festausschuss-Vorsitzende. Optimistisch, wie sie eben sind, haben die Ebensfelder Musiker so kalkuliert, wie es nun kommen wird: mit Rahmenbedingungen, die keine Einschränkung erwarten lassen.
Freilich wird schon der erste Jubiläumstermin, der Festkommers mit Ehrungen am 29. April um 19 Uhr in der Sporthalle, ein organisatorischer Kraftakt – aber der absolute Höhepunkt wird das Kreismusikfest vom 8. bis 11. September. Mit diesem Termin zum Ende der bayerischen Sommerferien kann der südliche Landkreis Lichtenfels schon lange was anfangen, denn da feiert die Musikvereinigung traditionell ihre „Grieser Kerwa“.
50 Vereine mit 500 Musikern beim Kreismusikfest
Fürs Kreismusikfest ist die Wiese am Ortsrand Richtung Oberbrunn aber zu klein. Deshalb ziehen die Musiker aufs bewährte Festgelände an der Rinnigstraße (zwischen Feuerwehr und Rathaus) um. Dort steht dann das 2000-Mann-Zelt, das sicher nach dem großen Festumzug am Sonntag (10. September) aus allen Nähten platzen wird.
Da gibt´s fürs Publikum dann auch was auf die Ohren. „50 Vereine mit 500 Musikern“, erwartet Paul Gartenschläger am Festsonntag, wenn nach dem Umzug der Gemeinschaftschor musiziert. In der Ebensfelder Sporthalle findet zudem ein Wertungsspiel-Wettbewerb des Nordbayerischen Musikbundes statt. Das wird (sicher nicht nur) für die Freunde konzertanter Blasmusik ein herausragendes Ereignis.
Personeller Kraftakt: 280 bis 300 Helfer für vier Tage Festprogramm
Auch wenn es noch fast genau eines halbes Jahr bis zum Kreismusikfest dauert, ist bei der Musikvereinigung der Optimismus groß. Sascha Plesnivy, der sich bei allen Veranstaltungen rund ums Jubiläum ums Marketing kümmert, hat im vergangenen Jahr gemerkt, wie sehr sich die Bevölkerung auf Feste und Feiern ohne Corona-Beschränkungen freut. Die zwei großen Veranstaltungen der Musikvereinigung, die Kirchweih in Oberbrunn und die Grieser Kerwa, waren volle Erfolge. „Die liefen besser als in der Zeit vor Corona“, sagt Plesnivy. Eric Märkl sieht die Sache als „Maascheißer“ genauso: „Die Stimmung war überall super.“
Bei vier Tagen Festprogramm mit Ministerpräsident Dr. Markus Söder als Festredner beim „Politischen Abend“ am Montag werden „150 Jahre Musik in Ebensfeld“ ein personeller Kraftakt, selbst für die stark aufgestellte Msuikvereinigung. „Wir brauchen 280 bis 300 Helfer“, rechnet Paul Gartenschläger hoch. Ein paar Lücken sind noch im Personal-Tableau. Wer mithelfen möchte, diese zu füllen, braucht nur den Helferbogen auf der Homepage der Musiker ausfüllen: www.musikvereinigung-ebensfeld.de
Rund ums Jubiläum Auftragsarbeit: Die Musikvereinigung hat beim erfahrenen Komponisten Mathias Wehr ein eigenes Blasorchesterwerk zur Musikgeschichte in Ebensfeld bestellt. Die Uraufführung des etwa acht Minuten langen Stückes findet beim Herbstkonzert am 18. November in der Ebensfelder Turnhalle statt. Festwochenende: Geplant sind folgende Veranstaltungen – Freitag, 8. September, Bieranstich und „Late Night rocks“; Samstag, 9. September, „Die Stadelhofner“; Sonntag, 10. September, Festumzug; Montag, 11. September, „Politischer Abend“ der CSU. Schirmherr des Jubiläums ist Bürgermeister Bernhard Storath.