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UNTERNEUSES: Premiere für den Mohn in Unterneuses

UNTERNEUSES

Premiere für den Mohn in Unterneuses

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    Jochen Wunsch im Mohnfeld: Die Kapseln der Sorte „Viola“ sind fast Aprikosen-groß.
    Jochen Wunsch im Mohnfeld: Die Kapseln der Sorte „Viola“ sind fast Aprikosen-groß. Foto: Monika Schütz

    Jochen Wunsch kratzt sich am Kopf, wenn er auf sein Feld sieht. Das ist heuer so gar kein „Mohn-Jahr“. Trocken mag es die Pflanze und sonnig und warm. Die Aussaat musste schon um einen Monat verschoben werden: Wegen der langen Kälteperiodekonnte der Bio-Bauer seine Saat erst im Mai auf das Feld bringen.

    Einen Zentimeter tief kam da das zertifizierte Saatgut der Sorte „Viola“ in die Erde. Morphinarm sei die Sorte,lacht er, „sonst brauchst gar nicht erst anzubauen“. Ein ganzes Jahr Vorlaufzeit benötigte Jochen für seine Idee, hier am Ortsrand von Unterneuses erstmalig auf einem Hektar Ackerfläche Schlafmohn anzubauen.

    „Es geht um die Kapsel – wenn drinnen die Samen hörbar rascheln, ist der Mohn reif.“

    Jochen Wunsch, Bio-Bauer

    Im vergangenen Jahr wuchs hier noch biologisch angebauter Weizen. Auch da hatte er natürlich nicht gespritzt – das mache sich heuer bemerkbar: „Mir ist das Unkraut über'n Mohn gewachsen“, sagt der Bio-Bauer und schiebt seine Kappe zurecht. Knapp einen Meter hoch steht aktuell die „Melde“ zwischen den Mohnpflanzen. Nun, da werde der Sonderkulturen-Mähdrescher zur Erntezeit einiges zu tun haben, grinst er.

    Das Mohnfeld steht teils noch in Blüte, teils bilden sich schon Samen.
    Das Mohnfeld steht teils noch in Blüte, teils bilden sich schon Samen. Foto: Monika Schütz

    Doch wann genau ist Erntezeit? Jochen Wunsch geht ins Feld, zeigt auf die Kapseln, die fast die Größe einer Aprikose haben: „Es geht um die Kapsel – wenn drinnen die Samen hörbar rascheln, ist der Mohn reif.“ Das werde heuer gegen Ende Juli sein. Dann wird er die Pflanzen dreschen und zu einer Firma nach Friedenfels in die Oberpfalz bringen. „Die trocknen das Erntegut, sieben, und sortieren, so dass nur noch der reine Mohn übrig bleibt“, erklärt der Bio-Bauer den nächsten Schritt. Anschließend werde der „fertige“ Mohn an einen einheimischen Backbetrieb (Bäckerei Schedel) in Unterneues geliefert.

    Rund 90 Prozent des Mohns werden importiert

    Daraus„ Mohn-Öl“ pressen zu lassen, sei noch eine zu große Herausforderung in der Gegend, fügt er an: Die Mühlen seien hauptsächlich für Sonnenblumenkerne und Raps ausgelegt, für das viel kleinere Mohnkörnchen nicht.

    Die Kaspeln müssen rascheln, dann ist der Mohn reif, erklärt Jochen Wunsch.
    Die Kaspeln müssen rascheln, dann ist der Mohn reif, erklärt Jochen Wunsch. Foto: Monika Schütz

    Seit den 1950-er-Jahren ist der Mohnanbau in Bayern verboten, weil die Pflanze das Morphin ausbildet, das für Drogen verwendet werden kann. Deshalb wird rund 90 Prozent des in Deutschland benötigten Mohns importiert, hat sich Jochen Wunsch schlau gemacht. Diese Ware muss zuerst in den Anbauländern (vor allem Tschechien, Österreich und der Türkei) aufbereitet werden, um die hiesigen strengen Morphingrenzwerte einzuhalten.

    Nach strengen Vorgaben, transparent und nachvollziehbar

    Jochen Wunschs Saatgut ist morphinarm und zertifiziert; ein anderes oder auch selbst gezogenes darf er nicht verwenden. Auch bei ihm stapeln sich – wie bei einem Hanfbauern – Ordner, Lieferscheine, Vorschriften. Dabei wäre es für die Verbraucher und auch die Umwelt von großem Vorteil, wenn die Lieferwege kurz wären. Deutsche Biolandwirte produzierten nach strengen Vorgaben, da sei alles transparent und nachvollziehbar, betont der 35-Jährige.

    Seine Landwirtschaft betreibt er als Nebenerwerb und weiß: „Man muss sich selbst um Abnehmer kümmern, da tut man sich als kleiner Unternehmer schwer.“ Doch er hat auch die Zeichen der Zeit erkannt. „Der Mohn ist eine typische Frucht für den Klimawandel!“ Angesichts der zunehmenden Trockenheit rät er, nicht zu meckern, sondern die Anbau-Frucht zu wechseln.

    Mohn braucht unbedingt Fremdbestäubung durch Insekten.
    Mohn braucht unbedingt Fremdbestäubung durch Insekten. Foto: Monika Schütz

    Rund 300 Kilogramm Mohn, schätzt er, werde die Ernte heuer betragen. Das sei nicht viel. Bei einer Anbaufläche wie der seinigen ließe sich ein Ertrag von 800 Kilogramm erwirtschaften – wenn da nicht so viel Unkraut wäre. Das wächst in diesem nassen Sommer fröhlich vor sich hin. Aber auch die Insekten freuen sich: Überall brummt und schwirrt es. Fliegen, Hummeln und Bienen besuchen die großen, zartlila Blüten, die vereinzelt noch nicht ganz verblüht sind. „Mohn braucht Fremdbestäubung“, erklärt Jochen Wunsch.

    Bio-Erlebnis-Radeltour Am Freitag, 16. Juli, um 17 Uhr starten die Bio-Erlebnistage der Öko-Modellregion Obermain-Jura mit einer Radeltour um Ebensfeld herum: Beim ersten Termin öffnen die Betriebe Storath und Wunsch ihren Hof und die Felder für alle Interessierten. Die Radeltour startet am Betrieb Storath (Untere Straße 46, Ebensfeld). Von dort aus fährt die Gruppe entlang der Felder nach Unterneuses. Dort zeigt Jochen Wunsch sein Mohnfeld, und berichtet über den Anbau. Danach geht es zurück zum Betrieb Storath, wo die Gruppe den Betrieb mit den Zweinutzungshühnern und den Hofladen besichtigen kann. Im Anschluss besteht die Möglichkeit Getränke und eine kleine Brotzeit zu erwerben.

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