Vor 50 Jahren wurde das Buch „Der Landkreis Staffelstein in Geschichte und Geschichten“ vorgestellt. Es ist das letzte Büchlein des eigenständigen Landkreises, der 1972 bei der Gebietsreform aufgelöst wurde.
Der damalige Staffelsteiner Landrat Ludwig Schaller schrieb am 28. Dezember 1971 im Vorwort: „Der Kreistag Staffelstein hat sich, nicht zuletzt deshalb dafür entschieden, dass die Geschichten dieses Kreises und auch seine Geschichte in einem eigenen Buch festgehalten werden, um so späteren Generationen erhalten zu bleiben. Der Inhalt dieses Bändchens soll in der Hauptsache der Jugend, aber auch allen Heimatfreunden dienen und die Sagen und Legenden aus alter Zeit nicht vergessen lassen.“
Im Mittelpunkt stehen Volkssagen, Legenden und Geschichten
Der Titel irritiert etwas, denn die Geschichte des Landkreises Staffelstein kommt nur in wenigen Beiträgen zum Zuge. Im Mittelpunkt stehen Volkssagen, Legenden und Geschichten. Viele dieser Inhalte wurden später in dem erweiterten Band „Sagen und Legenden des Lichtenfelser Landes“ vom Ehepaar Elisabeth und Konrad Radunz aufgenommen. Dieses Sagenbuch mit Geschichten der Altlandkreise Staffelstein und Lichtenfels ist inzwischen vergriffen.
Geschichten aus dem Itzgrund und Seßlach fehlen in dem Büchlein fast vollständig, obwohl diese Ortschaften zum Landkreis Staffelstein gehörten. Warum das so ist, lässt sich nicht mehr klären. Dabei wären die Volkssagen von dort gewiss eine Bereicherung in dieser Sammlung gewesen. Nur das Friedrich Rückert-Gedicht „Das Irrglöcklein von Sesslach“ ist auf der letzten Seite zu finden. Eine weitere Geschichte vom wunderbaren Marienbild im benachbarten Watzendorf findet sich auf der vorletzten Seite. Trotz dieses Mangels ist das Buch ein wertvolles Zeitdokument, viele inzwischen nicht mehr bekannten Geschichten sind darin enthalten.
Schwarz-Weiß-Fotos bereichern das Büchlein
Auf insgesamt 112 Seiten finden sich 70 Beiträge und 25 Schwarz-Weiß-Fotos aus alten Chroniken, so auch der Chronik von Banz. Ein Foto der tausendjährigen Linde von Staffelstein ist ebenso dabei. Dr. Osterhaus ist bei der wissenschaftlichen Ausgrabung auf dem Staffelberg zu sehen. Ein Bild des Einsiedlers Ivo Hennemann fehlt natürlich nicht. Einen Einblick in die Vorgeschichte ermöglichen die Abbildungen von Bronzebeilen und einem Bronzehelm.

Geschichten rund um den Staffelberg und Staffelstein bilden den Löwenanteil. Als Quelle wird die Chronik von Staffelstein genannt. Aus anderen Sagenbüchern und heimatkundlichen Blättern wurden Beiträge von Karl Mönch, Andreas Stubenrauch, Elise Gleichmann und Hermann Mauer übernommen. In vielen weiteren finden wir den sogenannten Volksmund als Quellenangabe.
Hartherzige Burgherrin auf dem Hohlen Stein
Zum Volksmund gehört auch die Sage von der hartherzigen Burgherrin auf dem Hohlen Stein bei Schwabthal. Man glaubte, die Höhlen im Felsen seien der Eingang zu einer märchenhaften Burg gewesen. Die Burgherrin habe vor langer Zeit einem armen Bettler ein Almosen verweigert. Der Fluch des Bettlers habe die Burg einstürzen lassen.
Die Erzählungen dieses Büchleins würden ansonsten immer mehr in Vergessenheit geraten, wie zum Beispiel die Geschichte der 16 Nothelfer auf dem Staffelberg. Alle 16 sind heute noch im Innenraum der Kirche zu sehen. Ein weiter Beitrag, das Gedicht „Der Poltergeist in der Kirche“ von Martin Hingerl, beginnt so: „Bruder Ivo, eile nun zum Glockenseile.“
Weißgekleidete Jungfrauen trugen die Heilige Adelgundis
Aus den Pfarrakten von Staffelstein wird von den vier Kreuzen auf dem Staffelberg berichtet. Bei der Prozession zur Kirchweihfeier trugen weißgekleidete Jungfrauen das Bildnis der Adelgundis. Jedes Dorf stellte fünf Jungfrauen. Sie schmückten die Statue der heiligen Adelgundis mit von ihnen gewundenen Kränzen und Girlanden.
In einem ausführlichen Beitrag wird der Fischkrieg der Wiesener mit der fürstbischöflichen Hofkammer in Bamberg beschrieben. Geschichtlich wird es bei weiteren Beiträgen: „Rechts und Links der Altstraße“, „Vom Post- und Botenwesen“ und von der vorgeschichtlichen Festung auf dem Staffelberg.
In den Meldungen aus dem Staffelsteiner Tageblatt von 1899 wird vom Abbruch eines Stadtmauerturms in Staffelstein und von der Reparatur der Stadtmauertürme in Seßlach berichtet. Eine weitere Besonderheit ist ein 1859 in Banz geschriebener Brief von Victor von Scheffel, ein Auszug aus seinen Sommerbriefen an seine Mutter.