Die Keltenwege bieten für Wanderfreunde interessante Routen an. Die nicht anstrengenden Wanderwege führen uns an romantische und lehrreiche Plätze unserer Heimat. Beim Keltenweg H kommen wir am Hohlen Stein oberhalb von Schwabthal vorbei. Dieser Ort ist nicht nur für die Freunde der Archäologie interessant; er ist auch ein Sagenort.
Im Buch: „Der Landkreis Staffelstein in Geschichte und Geschichten“ von E. und K. Radunz finden wir die Sage von der hartherzigen Burgherrin vom Hohlen Stein: In der Nähe von Schwabthal liegt ein gewaltiger Felsblock, welchen die Einheimischen „Hohlen Stein“ nennen. Wer den Felsblock betrachtet, erkennt deutlich Höhlen im Fels, welche wie Eingänge zu einem märchenhaften Schloss anmuten. Die Sage berichtet, dass hier einst eine mächtige Burg befunden habe. Name und Geschlecht der ehemaligen Burgherren sind längst vergessen, aber eine schlimme Tat einer Herrin dieses mächtigen Anwesens hat man nicht aus dem Gedächtnis verloren.
Hartherzige Burgherrin gab keine Almosen
Einst sei ein armer Greis müde und erschöpft zu dieser Burg gekommen. Er pochte an der Pforte und bat um ein Almosen. Das Gesinde verweigerte dem Alten die geringe Gabe, da man um den Geiz der Besitzerin wusste. Der Wanderer wurde eindringlicher und verlangte, die Herrin zu sprechen. Mit allen Mitteln wollte die Dienstboten den Bettler der Pforte verweisen. Der Fremde ging aber nicht und bestand darauf, die Burgbesitzerin zu sehen. Mit hartem Blick trat die Herrin vor das Tor und fragte nach seinen Wünschen. Der Fremdling trug seine Bitte nochmals vor. Die Burgherrin stellte sich taub. Ein zweites und ein drittes Mal sagte er seine Bitte; ein schallendes Gelächter war die Antwort. Es sollte das letzte Lachen der stolzen Frau gewesen sein. Dem schrillen Fluche, den der Alte ausstieß, folgte ein gewaltiges Tosen und Krachen. Die feste Burg stürzte ein und begrub die hartherzige Herrin unter den Trümmern.
Die hohlen Steine und die Archäologie
Geschichten um hohle Steine finden wir im gesamten deutschsprachigen Raum. In Bayern kennen wir einen Hohlen Stein in Gundelfingen und einen im Landkreis Eichstätt. Ein weiteres Naturdenkmal existiert im Rheingau-Taunus-Kreis. Der Hohle Stein in der nordrhein-westfälischen Gemeinde Rüthen ist eine große Kulturhöhle, die archäologische Funde von der End-Altsteinzeit bis zur vorrömischen Eisenzeit verborgen hatte.

Auch der Hohle Stein bei Schwabthal ist für Archäologen wichtig. Wissenschaftlich hat dieser Platz etwas Besonderes zu bieten. Ein Forschungsteam der Uni Würzburg unter Leitung von Dr. Timo Seregély (Universität Bamberg) hat im Rahmen einer archäologischen Forschungsgrabung 2008 Erstaunliches entdeckt. Einige Funde lassen darauf schließen, dass der Hohle Stein seit Jahrtausenden den Menschen als Ritualplatz diente. Sie entdeckten Geweihbruchstücke, zahlreiche Tierknochen, Felsgestein-, Sandstein- und Silexgeräte wie Pfeilspitzen, dazu Gefäßbruchstücke, die der Bronze- und Eisenzeit zugeschrieben werden. Sogar Menschenknochen wurden gefunden.
Rituelle Handlungen im Detail noch nicht entschlüsselt
„Imposante Naturerscheinungen wie Felstürme, Felsmassive oder Höhlen hatten in verschiedenen ur- und frühgeschichtlichen Epochen meist eine Funktion im sakralen und rituellen Bereich. Die genaue Bedeutung dieser Orte sowie der Ablauf der rituellen Handlungen lässt sich aber im Detail nicht entschlüsseln“, stellte Dr. Timo Seregély fest und führte weiter aus, charakteristisch für Felsturmopferplätze wie den Hohle Stein seien Konzentrationen stark zerscherbter, meist unverbrannter Keramik, welche sich unmittelbar am Fuß des Felsens befänden. Als Fundmaterial seien zusätzlich verbrannte oder unverbrannte Tierknochen gefunden worden.
Recht häufig wurden solche Orte während der späten Bronze- und Eisenzeit genutzt. „In Schwabthal konnte durch Grabungen und Experimente nachgewiesen werden, dass die Gefäße, besonders während der Urnenfelderzeit, vom Felsen geworfen und dadurch zerstört wurden. Diese Handlung lässt sich mit einer Opferung erklären“, so Dr. Seregély.
Informationstafel am Parkplatz in der Nähe
Der Hohle Stein mit der namensgebenden Halb-Höhle besteht aus dolomitisiertem Kalk aus der Jurazeit/Erdmittelalter. Der Dolomit-Fels hat ein Ausmaß von zehn auf zehn Meter. Eine Tafel mit vielen Informationen steht direkt an der Ortsverbindungsstraße nach Rothmannsthal an einem kleinen Parkplatz in der Nähe des Hohlen Steins. Einige der archäologischen Funde sind im Stadtmuseum Bad Staffelstein ausgestellt.