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BAD STAFFELSTEIN: Bad Staffelstein: „Viva Voce“ begeistern auf der Seebühne

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Bad Staffelstein: „Viva Voce“ begeistern auf der Seebühne

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    Sieht man von der Gesichtsbehaarung ab, gelang die Abba-Persiflage auch optisch. Fotos: Markus Häggberg
    Sieht man von der Gesichtsbehaarung ab, gelang die Abba-Persiflage auch optisch. Fotos: Markus Häggberg

    Man hört über „Viva Voce“ ja so einiges: dass es ein A-cappella-Quartett ist. Das ist unbestreitbar. Eine andere gängige Floskel lautet auf „stimmgewaltig mit Humor“. Auch das ist bekannt. Des Weiteren kommt auch die Formulierung „Gesang in Präzision“, und dann und wann wird noch bemerkt, dass die Jungs von „Viva Voce“ schon seit über 20 Jahren auf der Bühne stehen.

    Aber kaum jemand spricht darüber, wie frei von Floskeln, frei von erwartbaren Pointen und insgesamt grandios ihre Texte sind. Am Donnerstagabend bestand im Kurpark reichlich Gelegenheit, sich von den vielen Qualitäten der Sänger zu überzeugen. Plateausohlen inklusive.

    Sängerische Qualitäten

    Manche Konzertbesucher verbrachten einen besonders innigen Abend miteinander auf der Wiese und vor schöner Kulisse.
    Manche Konzertbesucher verbrachten einen besonders innigen Abend miteinander auf der Wiese und vor schöner Kulisse.

    Da saß man nun wieder sommerlich im Halbrund – im Kurpark vor der Seebühne, rechts den Staffelberg, links das Gradierwerk und hinter sich eine Art Wiesendamm, damit der Schall nur ja nicht zu schnell entweicht. Das Konzert lohnte natürlich wegen der sängerischen Qualitäten, immerhin liegt dem Projekt „Viva Voce“ der berühmte Windsbacher Knabenchor zugrunde. Aber im Rahmen der diesjährigen Open-Air-Konzerte gelangt es mit dem Programm „Glücksbringer“ auch, Charme mit Leichtigkeit und Niveau zu verbinden.

    Ein Textbeispiel: „Wenn es regnet, sollst du tanzen – poetisch ist das schon. Als mein Smartphone in die Pfütze fiel, verreckte mir der Ton.“ Und an anderer Stelle machte sich die Combo einen Jux daraus, mal in die Runde der gut 1000 Besucher zu fragen, woran man in Bad Staffelstein keinesfalls vorbeigehen dürfe. Dann fielen Begriffe aus dem Publikum. Die üblichen: Vierzehnheiligen, Nothelfertrunk und kurioserweise auch Baggersee. Was das Publikum nicht wusste: es war Stichwortgeber für einen spontan entstehenden Text, bei dem das Ensemble die Melodie mit eben jenen Worten ausphrasierte.

    Vier Entertainer

    Zahlreiche Fans hatte das Konzert mti „Viva Voce“ in den Kurpark gezogen.
    Zahlreiche Fans hatte das Konzert mti „Viva Voce“ in den Kurpark gezogen. Foto: Markus Häggberg

    Womit man beim nächsten Thema wäre, denn abgesehen vom Gesanglichen stehen da mit David Lugert (Tenor), Bastian Hupfert (Tenor), Andreas Kuch (Bariton) und Heiko Benjes (Bass) auch vier Entertainer auf der Bühne. Und ein Entertainer braucht diesen gewissen Tonfall, jenen, der sich lange aufspart preiszugeben, ob und zu welcher Pointe ein begonnener Satz steuert. Lugert beherrschte diesen Tonfall.

    Da gab es nämlich jenen jungen Mann in der ersten Reihe, den Lugert sich auserkoren hatte. Er hieß David und war in Begleitung seiner Ehefrau. Nun besaßen „Viva Voce“ den Humor, sich vorzustellen, dass die Ränge auf der Seebühne womöglich weit leerer sein könnten, wenn die Ehefrauen ihren Männern die Wahl der freien Abendgestaltung ließen. Was folgte: Eine gesangliche Verbeugung vor den Detlevs dieser Welt, jenen „mitgeschleppten Gatten“.

    Taktvoll und augenzwinkernd

    Witz ist etwas Kluges. Auf mittlerweile 16 Alben, in mitunter wechselnder Besetzung und auf manchen Kontinenten hat das aus dem mittelfränkischen Ansbach stammende Ensemble schon Kluges taktvoll-augenzwinkernd gesungen; in Shanghai, auf Milliardärsgeburtstagen, im ZDF-Fernsehgarten, bei Songs an einem Sommerabend und bei Fastnacht in Franken. Zum klugen Witz des Abends gehörte auch eine Verbeugung vor Franken und seinen Menschen. Zur Melodie von „Am Brunnen vor dem Tore“ kam es zu einer Lobpreisung großer fränkischer Köpfe zwischen Albrecht Dürer und Max Grundig, Levi Strauss und Henry Kissinger.

    Doch mindestens genauso gut wurde es, als Andreas „Andi“ Kuch seinen Solo-Auftritt hatte. Im Publikum wurde schon geraunt, dass er nur mit seinem Mund ein ganzes Schlagzeug nachahmen könne. Den Beweis dafür, dass er es wirklich kann, trat der seit 2021 dem Ensemble zugehörige Vollblutmusiker dann auch an. Doch dazu musste er das fränkische Publikum – wieder augenzwinkernd – mit für Franken untypischen „harten Konsonanten“ vertraut machen, mit so Sachen wie einem T oder einem P.

    Alles mit dem Mund

    Nach und nach demonstrierte Kuch lautmalerisch, wie sich Konsonanten oder miteinander verbundene Konsonanten nach einer Snare Drum, einer Bass Drum oder einem Hi-Hat anhören können. Und dann trommelte der Mann nur mit seinem Mund auf eine Weise los, dass man denken mochte, Buddy Rich oder Ginger Baker säßen irgendwo um die Ecke an der „Schießbude“ und legten Kuch die Töne in den Mund.

    Wem das alles noch nicht genügte, der durfte „Viva Voce“ auch in Verkleidung bewundern. Mit einer kleinen Abba-Einlage auf Plateausohlen stellten die Jungs Björn, Benny, Agnetha und Anni-Frid launig dar, deren Musik zu witzigen Texten entführend.

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