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MICHELAU: Alles begann mit einem Obstdiebstahl

MICHELAU

Alles begann mit einem Obstdiebstahl

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    Auszeichnung: Beim Fest zum 125-jährigen Bestehen des Vereins für Gartenbau- und Landespflege wurden verdiente Mitglieder von Vorsitzendem Wilfried Fischer (re.) und Kreisfachberater Michael Stromer (li.) geehrt.
    Auszeichnung: Beim Fest zum 125-jährigen Bestehen des Vereins für Gartenbau- und Landespflege wurden verdiente Mitglieder von Vorsitzendem Wilfried Fischer (re.) und Kreisfachberater Michael Stromer (li.) geehrt. Foto: Fotos: Bernd Stammberger

    In kleinem Rahmen feierte der Verein für Gartenbau und Landespflege im Spitzenpfeil-Saal sein 125-jähriges Bestehen. Ein Blickfang war dabei das kunstvoll geflochtene Füllhorn, aus dem sich bunte Frühjahrsblüher in den Raum ergossen, und das Auslauf mit der Festzahl „125“ endete.

    Bürgermeister Helmut Fischer dankte dem Verein, einem der größten im Ort, für sein Engagement und für die Beteiligung an der Dorfverschönerung. Kreisfachberater Michael Stromer wies darauf hin, dass im Kreisgebiet nur die Gartenbauvereine in Bad Staffelstein und Schwürbitz älter als der in Michelau seien. Dekan Johannes Grünwald trug einen Vers über die Wertschätzung der Natur vor und erinnerte daran, dass ohne den Segen Gottes alle Mühen für eine gute Ernte umsonst seien.

    Die Vereinschronik trug anschließend Schriftführer Bernd Stammberger vor. Aufgelockert durch die Einlagen von Otto Graf, der sich passend als Gärtner verkleidet dazu gesellte, referierte er keine trockenen Zahlen und Ergebnisse, sondern gab vielmehr Geschichten und Anekdoten aus dem Vereinsleben zum Besten.

    Dazu gehörte zum Beispiel auch, dass sich der Verein lange Zeit für viel jünger hielt, als er tatsächlich war. Erst Mitte der 1990er-Jahre entdeckte man, dass seine Wurzeln bis ins Jahr 1888 zurückreichen. Damals fand sich nämlich im Lichtenfelser Tagblatt eine Art Annonce, dass der Michelauer Obstbaumschutzverein „bezüglich der Entwendung von Obst oder Frevel an Obstbäumen eine Belohnung von zwei Mark bei Tag, wurde der Diebstahl nachts verübt, vier Mark“ aussetzte.

    Weitere Nachforschungen nötig

    Allerdings scheint auch beim Gründungsjahr noch nicht das letzte Wort gesprochen zu sein, denn es gibt noch andere Hinweise in alten Zeitungen. Geht der Verein vielleicht gar auf das Jahr 1874 zurück? Weitere Nachforschungen scheinen hierzu erforderlich. Mit den Obstspitzbuben und Vandalen wurde man dann wohl ganz gut fertig, denn die Vereinsaktivitäten scheinen eingeschlafen zu sein, anders sei es jedenfalls nicht zu erklären, warum 1907 erneut ein Verein gegründet wurde.

    An der Spitze stand damals Dekan Kreß als 1. Vorsitzender, und warum sollte, so Stammberger augenzwinkernd an Dekan Grünwald gerichtet, die Kirchenführung heute nicht an diese Tradition anknüpfen, suche doch der Verein schon seit längerem einen Nachfolger für seinen etwas amtsmüden Vorsitzenden? Im Zweiten Weltkrieg kam das Vereinsleben erneut zum Erliegen und wurde erst 1948 wieder aufgenommen. In den folgenden Jahrzehnten ging es mit dem Verein unter seinen tüchtigen Vorsitzenden steil aufwärts. Bis 1950 amtierte Andreas Werner, dem Karl Schardt nachfolgte und bis 1971 am Ruder blieb. Siegfried Beloch, heute Ehrenmitglied, stand von 1971 bis 1983 an der Spitze, und Horst Schneider bis 1993. Seitdem führt Wilfried Fischer den Verein.

    Die langjährige Schriftführerin Edeltraut Porscha hinterließ detaillierteste Aufzeichnungen über die Geschehnisse, die eine wahre Fundgrube darstellten. So sammelte man ab 1962 für das Mitglied Karoline Mahr aus Schwürbitz an den Vereinsabenden regelmäßig Geld für ihre Heimfahrt mit dem Taxi, weil man ihr in der Nacht einen Heimweg zu Fuß nicht zumuten könne. Berichtet worden sei auch von einer Versammlung mit dem Thema „Fruchtweinzubereitung“, die nach reichlichem Genuss von mitgebrachten Erzeugnissen mit einem handfesten Besäufnis endete und als fröhlichstes Ereignis des Jahres im Protokoll geadelt wurde.

    Rätselaufgaben gehörten seinerzeit zu fast jeder Veranstaltung; sie wurden meistens gelöst, doch an dem Begriff „Öpflzüchterkrüet“, also einem Apfelzüchter aus Michelau, scheiterten alle. Mit dem Landesverband der Gartenbauvereine stand man viele Jahre auf Kriegsfuß, weil dorthin für jedes Mitglied Beiträge abgeführt werden mussten. Der finanziell nicht auf Rosen gebettete Verein versuchte deshalb mit allen Tricks, dem zu entgehen oder die Schuld zu drücken, und erfand dazu einfach in einem Jahr zehn beitragsfreie Ehrenmitglieder, die es aber gar nicht gab, oder er zog von der zu meldenden Mitgliederzahl pauschal zehn Prozent mit der Begründung ab, es verließen doch immer wieder Gartenfreunde im Laufe des Jahres den Verein. Kein Wort jedoch davon, dass auch welche dazustießen und dies ausglichen.

    Stammberger ging dann noch auf die Gaststätten ein, die dem Verein eine Heimstatt boten, und wusste zu berichten, dass der Verein von einem Wirt einmal aufgefordert worden sei, bei ihm einen Garten anzulegen, damit er dort seine Gäste bewirten könne. Mit den Kreisfachberatern habe man immer ein gutes Verhältnis gepflegt und zur Erinnerung an Horst Rohde eine Linde bei der Turnhalle gepflanzt. Sein Nachfolger Josef Schröder sei Ehrenmitglied im Verein, und für Michael Stromer werde man sicherlich auch einmal etwas Besonderes finden.

    Abschließend gratulierten zum Jubiläum die Gartenfreunde aus Lettenreuth, Schwürbitz und Neuensee sowie die Abordnungen des Geflügel- und Kaninchenzuchtvereins, der Soldatenkameraden, des Pfeifenklubs, Turnvereins, Fußballklubs und der Schützengesellschaft.

    In seinem Schlusswort bedankte sich der 1. Vorsitzende Wilfried Fischer bei allen Mitwirkenden und Helfern, die für das Gelingen des Festabends gesorgt hätten. Bei Musik von Oliver Schardt saß man dann in gemütlicher Runde noch lange zusammen.

    Ehrungen

    Mit Kreisfachberater Michael Stromer nahm 1. Vorsitzender Wilfried Fischer die Ehrung verdienter Mitglieder vor.

    Die Ehrennadel in Gold für 40-jährige Treue zum Verein erhielt Ingrid Braun, und für 25 Jahre Zugehörigkeit wurden Ernst und Elisabeth Schmidt, Gerhard Pohl und Alfons Gärtner ausgezeichnet.

    Wolfgang Gorille wurde in Anerkennung seiner jahrzehntelangen Tätigkeit für den Verein zum Ehrenmitglied ernannt; die Urkunde nahm seine Ehefrau Inge für ihn entgegen, da er wegen Krankheit nicht anwesend sein konnte.

    Schließlich bedankte sich 2. Vorsitzende Inge Gorille bei Wilfried Fischer für dessen Einsatz im Verein, für den er bereits 33 Jahre in verschiedenen Funktionen tätig war.

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