Von Fette Henne bis Storchenschnabel, von Cola-Kraut bis „Schildkrötenbrötla“. Den Kindern liefen beim Sommerferienprogramm ganz schön merkwürdige „Tiere“ und Pflanzen über den Weg. Karin Braun, Kräuterexpertin, zeigte der zehnköpfigen Gruppe, dass unser florales Paradies oft den Gang zur Apotheke ersparen kann. Ebenso den Gang zum Süßigkeitenladen.
Die Blätter der Heilpflanze, die im Mittelpunkt des Kräuter-Aktionstages steht, eignen sich hervorragend als Kaugummi. „Das ist wie beim Pilzesammeln. Pflanzenteile darf man nur abpflücken, wenn man ganz sicher ist, um welche Pflanze es sich handelt. Diese Blätter dürft ihr jetzt mal kauen und raten, um was es sich handelt“, meint Braun und die Drei- bis Fünftklässlerinnen untersuchen zögernd das Grünzeug. Nachdem die Erste „Lecker, wie Pfefferminzbonbon!“ gerufen hat, sind alle Blätter in den gierigen Mündern verschwunden. Und das Rätsel ist gelöst.
Gelee und Gummistiefel
„Mentha piperita“, die Pfefferminze, ist eine vielseitige Heilpflanze für Körper und Geist. „Die Pfefferminze kann man super in Bündeln trocknen, um sich im Winter einen Tee zu kochen. Wir werden heute schauen, was man aus frischer Minze alles zaubern kann“, verrät die Leiterin des Programms und macht die Kids damit ganz schön neugierig. Sie dürfen zunächst ein erfrischendes Minzgetränk kosten und leckeres Pfefferminzgelee herstellen.
Aus frischem Hefeteig werden Schildkröten geformt und für 20 Minuten in den Backofen geschoben, bis sie braun gebrannt ihr kurzes Dasein genießen durften. Währenddessen schlüpfen die Kinder in Regenmäntel und Gummistiefel, und los geht es auf Kräutersuche. Ein paar Schritte aus Karin Brauns kleinem Fachwerkhäuschen steht man in grüner Flur, wo sich ein Kraut neben dem anderen versteckt. „Das kenn ich! Das sind Kleeblätter, und wenn man eins mit vier Blättern findet, hat man ganz viel Glück!“, ruft es aus einer Ecke der Wiese, und alle Kinder rennen hinterher, um ihr großes Glück zu finden.
Nach erfolgloser Suche, aber immerhin einem süßen „Zwischengeschmack“ der roten Blüte des Klees, geht es weiter auf der Suche nach wilder Minze. Vorbei am sonnengelben Rainfarn, der zum Stofffärben verwendet wird, und Beifuß, der an Weihnachten im Gänsebraten landet, hat die Kräuterexpertin zu jedem grünen Stengel und jeder Blüte eine Geschichte parat.
„Das hier ist das so genannte ,Wiesenpflaster‘. Habt ihr euch geschnitten, einfach das ganz lange, spitze Blatt herumwickeln“, erklärt Braun und zeigt auf den Spitzwegerich.
„Ein Tee und weg ist das Wehweh.“
„Und wenn der Kopf mal wehtut, habt ihr hier Mädesüß – das ,Aspirin der Wiese‘. Ein Tee und weg ist das Wehweh“, scherzt sie. Nach unzähligen Hilfsmitteln aus dem Gottesgarten finden die Mädels dann doch noch die wilde Minze. „Wer sich ein Stück abpflücken und kauen möchte, sollte sich danach auch bei der Pflanze bedanken“, meint Braun. Vor neun Jahren machte die ehemalige Arzthelferin eine Kräuterausbildung und lehrt seither Erwachsene in der Umweltstation Weismain.
Schon als Kind liebte sie es, in Wäldern und Wiesen herumzustreifen. In ihrem Garten wachsen über 50 verschiedene Kräuter, von der Limonadenpflanze bis zur Mandarinenmelisse. „Es bereichert mich unglaublich, das Wissen an die Kinder abzugeben“, sagt sie. Als Belohnung gibt es die selbst gebackenen Schildkrötenbrötchen, Brot und Minzgelee. Jeder bekommt auch noch ein Brötchen und ein Gelee-Gläschen mit nach Hause.
„Wir zeigen jetzt Mama daheim, wie man Schildkrötenbrötla bäckt!“, sagen die Zwillinge Aline und Eva aus Neuensee stolz.
Anregungen für daheim
Und auch Emmi ist wie der Rest der Gruppe begeistert: „Ich möchte ganz viel verschiedene Gelees ausprobieren. Vor allem meine Lieblingsmarmelade: Hiffenmark.“ Die Eltern dürfen sich auf ein Schlachtfeld in der Küche und Siegerfreude bei den Kindern freuen.