„Wer war Martin Luther? Was trieb ihn an? Wie war das Leben Martin Luthers?“ All' diese Fragen wurden auf musikalisch-unterhaltsame Art beantwortet beim Luther-Musical am vergangenen Sonntag in der Jakobskirche der evangelischen Kirchengemeinde Mitwitz im Dekanat Michelau, das gleichzeitig zum abschließenden Höhepunkt im Jubiläumsjahr der Kirchengemeinde „450 Jahre evangelisch in Mitwitz“ wurde. Über 70 Mitwirkende präsentierten das Musical „Martin Luther“ mit Texten und Musik von Heiko Bräuning.
Zu den Mitwirkenden gehörte der Projektchor unter der Leitung von Johanna Kästner, der Kinderchor der Grundschule Mitwitz unter der Leitung von Andrea Gregor-Nowak, die Dekanatsband aus Michelau und Mitglieder der Theatergruppe der evangelischen Kirchengemeinde Mitwitz. Die Gesamtleitung der beeindruckenden Aufführung lag in den Händen von Waltraud Butz und Burkhard Sachs. Schon seit Monaten hatten sich die Mitwirkenden auf dieses großartige Musical vorbereitet. Dafür wurden sie am Ende auch mit einem großen Applaus belohnt, und sie bedankten sich dafür mit einer Zugabe.
Mut und Hoffnung
Im Mittelpunkt des Musicals stand ein interessanter Einblick in das bewegte Leben von Martin Luther. Neben allen historischen Fakten und Ereignissen wurde vor allem eines betont: der Mut und die Hoffnung, die Martin Luther zu Zeiten der Reformation vorantrieben. Denn der Musicalgruppe ging es keineswegs darum, die Unterschiede zwischen katholischer und evangelischer Kirche zu betonen, sondern die Dankbarkeit dafür, dass das Zusammenleben zwischen katholischen und evangelischen Christen so friedlich ist.
„So ein Märchen! Lüg‘ uns nicht an! Lass den Quatsch, wir glauben nicht daran!“
Die Chöre kommentieren den Ablasshandel
Bei der Aufführung erlebten die Besucher, dass es zu Lebzeiten Luthers nicht immer friedlich zuging.
Beim gemeinsamen Abendessen mit seiner Frau Katharina von Bora (Wibke Sachs), seinen vier Kindern, dargestellt von Mette Rädisch, Kilian Zimmerlein, Paul Bayer, Carina Mayer und der etwas schusselig wirkenden Haushälterin (Thea Hämmerlein) kommt Martin Luther (Harald Renner) auf Nachfragen seiner Kinder ins Erzählen. Mit Augenzwinkern, aber zugleich auch einer gehörigen Portion Engagement erzählt der Familienvater rückblickend von seinem bewegten Leben, das ihn nach strenger Erziehung zum Studium nach Erfurt führte. Nach erlebter Todesangst während eines Gewitters entschließt er sich, ins Kloster einzutreten (Abt Staupitz wird gespielt von Rudolf Bauersachs). Später widmet er sich dem Theologiestudium.
Die Lebensstationen wurden durch den Projekt- und den Kinderchor immer wieder durch passende und eingängige Liedbeiträge bereichert. So erklärt Luther seinen Kindern in einem schmissigen Lied, dass es wichtig ist, lebenslang zu lernen. Er stimmt „Ora et labora“ an und erläutert so, wie er als Mönch durch Beten und Arbeiten Gott gefallen wollte. So richtig zum Vorschein kommt Luthers Temperament, als er von Johann Tetzel (Hans-Peter Solowan) erzählt, der sich im Auftrag des Papstes als Ablassverkäufer einen Namen gemacht hat und selbst arme Leute um ihr Geld bringt.
Sein ,Kassenschlager‘ „Wenn das Geld im Kasten klingt, die Seele aus dem Feuer springt“ versetzt Luther selbst im Rückblick noch in Rage. „So ein Märchen! Lüg‘ uns nicht an! Lass den Quatsch, wir glauben nicht daran!“ schimpfen die Chöre gegen Tetzel an.
Eine weitere spannungsgeladene Begegnung ist die zwischen Luther und Kardinal Cajetan (Norbert Reier), der den Gelehrten nach dessen Thesenanschlag zum Widerruf auffordert. „Ich weiche keinen Schritt zurück!“ entgegnet Luther mit fester Stimme und fügt hinzu: „Man muss Gott mehr gehorchen als den Menschen!“ Das findet nicht nur bei Luthers Kindern Anerkennung, die ihren musikalischen Ausdruck im eingängigen „Go down, Martin. Geh‘ deinen Weg voran. Gott wird mit dir sein“ findet.
Auf der Wartburg in Sicherheit
„Man braucht immer wieder gute Freunde als echte Mutmacher“, antwortet Luther auf die Frage seiner Studenten (Emil Heidenbluth und Carina Rädisch), wie er diese schweren Zeiten überstanden habe. Einer dieser Freunde ist Kurfürst Friedrich (gespielt von Horst Holzheimer), der ihn in Folge eines fingierten Überfalls (die Soldaten gespielt von Leyla Efe, Noah Bürger und Linda Grünbeck) auf die Wartburg in Sicherheit bringen lässt. Dort übersetzt Luther die Bibel ins Deutsche. „Die Bibel ist fertig und für euch bereit. Nun kann jeder Mensch Gottes Wort verstehen“, stimmt der Reformator gemeinsam mit dem Chor an.
Doch das Musical bietet noch mehr als den Rückgriff auf historische Großereignisse. Als Martin mit seiner Katharina davon erzählt, unter welchen Umständen er den Choral „Vom Himmel hoch, da komm ich her“ geschrieben hat, wirkt er deutlich nachdenklicher. Immerhin hatte auch das Ehepaar Luther diverse Schicksalsschläge, darunter den frühen Tod zweier Kinder, zu verkraften. „Gott wird heute und morgen bei euch sein“ – damit erklärt der Familienvater seinen Kindern im Gebet, wie er immer wieder Hoffnung auf seinem bewegten Lebensweg gefunden hat.
Das kommt auch beim Publikum an, das sich am Ende nach unterhaltsamen und bewegenden Minuten von den Plätzen erhebt, um der bunt gemischten Musicaltruppe die Anerkennung zu vermitteln, die sie sich verdient hat.