Pfarrer Wolfgang Scherbel wird 80 Jahre alt. Anstelle von Geschenken wünscht sich der pensionierte Geistliche Spenden für den Missionskreis Ayopaya in Bolivien oder die Bürgerstiftung Marktzeuln. An seinem Ehrentag, am Mittwoch, 4. September, ist er persönlich nicht zuhause anzutreffen. Stattdessen lädt er zu einem gemeinsamen Gottesdienst ab 17.30 Uhr in die Kirche „Sankt Michael“ ein.
Seit 46 Jahren ist Scherbel bereits als Pfarrer in Marktzeuln aktiv. Schon 1973, acht Jahre nach seiner Priesterweihe in Bamberg, begann er seine Arbeit als Pfarrer in der Gemeinde am Obermain. Den Kollegen aus der Nachbarpfarrei Marktgraitz habe er damals gut gekannt, der sei es dann auch gewesen, der ihn überzeugt habe mit den Worten „komm doch her, dann sind wir zu zweit vor Ort und gar nicht mehr weit voneinander weg.“
Beim Bau des Kindergartens und später beim Ausbau mitgewirkt
Scherbel kam. Und wirkte beim Bau eines neuen Kindergartens, später bei dem Ausbau desselben für einen angeschlossenen Kinderhort. Er erlebte, wie die Bürger von Marktzeuln zusammenlegten, um Geld aufzubringen für eine neue Orgel. Er selbst organisierte Kindergottesdienste mit ehrenamtlichen Helferinnen aus der Gemeinde und durfte sich freuen, sogar ein Jugendheim für den Ort zu eröffnen. Noch heute finden verschiedene Feste von Vereinen des Dorfes und Parteien der Lokalpolitik in diesen Räumen statt. Der Geistliche belebte die Kirchweih, organisierte Sackhüpfen, Eierlauf und Dosenwerfen, alles im Vorgarten der Kirche. Kinderlachen erhielt er immer als Lohn für Tage der Arbeit.
„Ich persönlich hatte mir ein Ziel gesetzt, als ich hierhergekommen bin. Gottes Wort wollte ich verbreiten – und der Freude der Menschen dienen. Ich glaube, das habe ich immer mal wieder geschafft.“
Pfarrer Wolfgang Scherbel über seine Arbeit in Marktzeuln
Im Jahr 2011 wurde Pfarrer Scherbel pensioniert, trotzdem wirkt er weiter als Geistlicher: Als Seelsorger besucht er Altersheime und Krankenhäuser, und er versucht, in seiner Freizeit auch weiterhin Ratgeber zu sein für Jugendliche und ehemalige Schützlinge, die er noch aus früheren Jahren der Kindergottesdienste kennt. Er ist da, wenn ein Lehrer der Grundschule verabschiedet wird, die Schützen ihr Freischießen feiern oder sonst etwas los ist im Dorf. Auch deswegen nennen ihn die meisten Marktzeulner stets liebevoll nur „unser“ Pfarrer. Er ist Ehrenbürger der Marktgemeinde an der Rodach ernannt.
Er will weiter „Geistlicher im Unruhestand“ bleiben
Wird Scherbel gefragt, wie er die Jahre in Marktzeuln im Rückblick beurteile, antwortet er: „Wenn etwas ansteht, dann sind immer alle da: der Gemeinderat, die Bevölkerung, die Vereine – das ist ganz wunderbar. Und ich persönlich hatte mir ein Ziel gesetzt, als ich hierhergekommen bin. Gottes Wort wollte ich verbreiten – und der Freude der Menschen dienen. Ich glaube, das habe ich immer mal wieder geschafft.“ Aus dieser Erfahrung wünscht er sich, seine Zukunft zu gestalten: kräftig und gesund genug will er bleiben; nicht nur für sich, sondern damit er weiterhin auch nach den Alten und Kranken sehen kann, „die freuen sich immer so über ein wenig Gesellschaft.“
Und vielleicht findet ja auch mal wieder ein junger Geist den Weg nach „Sankt Michael“. Die Jugend, sagt Pfarrer Scherbel, brauche doch etwas, das ihrem Leben Halt gäbe, auch in der Not, auch in Zeiten vieler Fragen. Gott sei da. Gott wolle helfen. „Hier wünsche ich mir, dass die jungen Leute das wieder erkennen, Gott als Helfer und Möglichmacher sehen und die Verbindung zu ihm erhalten, anstatt sie zu verlieren.“
Gäbe es etwas, das er anders machen würde, könnte er die Jahre noch einmal beeinflussen, ein wenig am Geist der Zeit drehen, neues möglich machen? „Ich glaube“, sagt er, „wir Menschen können nicht alles richtig machen. Aber wichtig ist vor allem, dass wir zumindest versuchen, immer richtig und gerecht zu handeln und zu wirken. Ich weiß nicht, ob mir das immer gelungen ist. Aber ich habe es immer versucht.“