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MICHELAU: Prinzipalien und Meditationsort für Johanneskirche Michelau

MICHELAU

Prinzipalien und Meditationsort für Johanneskirche Michelau

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    Kirchenvorstandsmitglied Dorothea Benecke staunte über die Luftigkeit der Idee, auf den Sichtflächen der „Wolke“ die Namen von Täuflingen anzubringen. Fotos: Markus Häggberg
    Kirchenvorstandsmitglied Dorothea Benecke staunte über die Luftigkeit der Idee, auf den Sichtflächen der „Wolke“ die Namen von Täuflingen anzubringen. Fotos: Markus Häggberg

    Was ist eine Kirche? Man möchte glauben, die Antwort zu wissen. Am Sonntag aber wurde beim Gottesdienst in der Sankt Johanneskirche die Antwort um Facetten erweitert. Der Festgottesdienst zur Einweihung von Ambo, Osterleuchter und Gedenkort sollte Kapitel in Richtung Kunst und Selbstverständnis aufschlagen. Im Mittelpunkt: Meide Büdel, Gewinnerin eines ausgelobten Kunstwettbewerbs.

    Versenkung. Ein Wort, das einem bei einem Gedenkort in den Sinn kommen kann. Als der Festgottesdienst vorüber war, saß an diesem Gedenkort an der Westseite der Johanneskirche, der in die Wand hinein versenkt liegt, die Nürnbergerin Meide Büdel. Sie nahm auftauchende Assoziationen unkommentiert und lächelnd entgegen.

    Da wären die zwölf nach oben führenden Streben, an denen dunkle, würfelförmige Kerzenhalter angebracht und verschiebbar sind. Gemahnen die zwölf Streben an Orgelpfeifen? Oder an die zwölf Apostel? Und könnte man diesen Anblick um 90 Grad drehen, wirkten die dunklen Würfel dann nicht wie Noten auf einem Notenblatt mit zwölf Linien?

    Künftig könnte diese Wand Menschen mit ihren Gedanken und Wünschen anziehen. Am Sonntag jedenfalls kamen 55 Gottesdienstbesucher, um einen Blick auf das zu werfen, was nun neu, anders und gelungen ist. Der Chor Cantica Nova sang, Dekanin Stefanie Ott-Frühwald nahm die Weihung vor und Pläusche bei Sekt gab es im Nachgang auch.

    Prinzipalien. Ein selten gehörtes Wort, „die vornehmsten Einrichtungsteile für die liturgische Nutzung“ meinend, wie Ott-Frühwald erklärte. Zu diesen Prinzipalien gehört auch der neue Ambo, und der ist schwer, metallen und ergänzt dennoch auflockernd den barocken Altarraum. Was sagt das über die Künstlerin aus? Dass sie mit Metall umgehen kann und auch die Kunst des Schweißens und der Oberflächenbehandlung beherrscht.

    „Wolkig“ nennt die Bildhauerin, die zu Nürnbergs renommiertesten Kunstschaffenden im Bereich „Kunst im öffentlichen Raum“ zählt, die Struktur der Sichtfläche. Mit Ideen wie diesen überzeugte sie vor Zeiten eine mehrköpfige Jury, die einen Kunstwettbewerb für neue Prinzipalstücke und den Meditationsbereich der Michelauer Kirche auslobte. Aus mehreren Eingaben entschied man sich für die Ideen der Frau, die auch für den „schwebenden Altar“ in der Nürnberger Christuskirche verantwortlich zeichnete und 2008 den Kunstpreis der Landeskirche erhielt.

    Lotete mit seinen Worten aus, dass Kirche auch Versammlungsort und offen für Kunst sein sollte: Kirchenrat Helmut Braun. Meide Büdel (li.) durfte das als Lob für ihre Arbeit verstehen.
    Lotete mit seinen Worten aus, dass Kirche auch Versammlungsort und offen für Kunst sein sollte: Kirchenrat Helmut Braun. Meide Büdel (li.) durfte das als Lob für ihre Arbeit verstehen.

    „Als ich das erste Mal reingelaufen bin in diese Kirche (…), habe ich einen Dialog mit dem Raum gehabt“, erklärte Büdel. Aus diesem Dialog sei das Vorhaben entstanden, mit dem von ihr Geschaffenen einerseits die Verbindung zur bisherigen Einrichtung zu halten, andererseits aber für „eine sichtbare Abgrenzung zwischen den Epochen“ zu sorgen.

    Als der Gottesdienst vorüber war, sprach Kirchenrat Helmut Braun. Hinter dem neuen Ambo und neben Meide Büdel stehend, begab sich der Leiter des landeskirchlichen Kunstreferats ins Gespräch mit Dekanin Ott-Frühwald. Einer der Sätze, die dabei fielen und bei den Gottesdienstbesuchern am längsten im Gedächtnis bleiben dürften, könnte dieser gewesen sein: „Kunst, meine ich, ist – ähnlich wie Theologie – eine Berufung.“

    Das Gotteshaus sieht Braun unbedingt als einen Ort der Begegnung und Versammlung an. Die neuen Prinzipalien dienten dieser Idee. Doch einen Wermutstropfen gab es an dem Tag in der Johanneskirche auch: All ihre Sitzbänke hätten achtmal mehr Besuchern Platz bieten können, als tatsächlich gekommen sind. Sie haben den neuen Osterleuchter und die beiden metallenen Wolken für die Täuflinge und Verstorbenen verpasst.

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