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HOCHSTADT: Wohnen, arbeiten und feiern im Hochstadter Bahnhof

HOCHSTADT

Wohnen, arbeiten und feiern im Hochstadter Bahnhof

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    Ein Baudenkmal ist der 1848/49 errichtete Bahnhof in Hochstadt. Mit Büros für das Straßenbauamt wird er nach langen Jahren des Leerstands wieder genutzt.
    Ein Baudenkmal ist der 1848/49 errichtete Bahnhof in Hochstadt. Mit Büros für das Straßenbauamt wird er nach langen Jahren des Leerstands wieder genutzt. Foto: Fotos: Gerhard Herrmann

    Nach jahrelangem Dornröschenschlaf herrscht jetzt wieder Leben im Hochstadter Bahnhof. Rund zehn Mitarbeiter des Staatlichen Bauamts Bamberg haben hier seit November ihr Baubüro bezogen. Die Planer begleiten von Hochstadt aus den dritten Bauabschnitt des Ausbaus der B 173 zwischen Michelau und Zettlitz. Damit erhält das 1848/49 errichtete Baudenkmal eine neue Bedeutung. Im Zuge der Sanierung sollen außerdem Wohnungen entstehen und im Erdgeschoss ist eine gastronomische Nutzung geplant.

    Vorerst für fünf Jahre hat das Straßenbauamt die Räume in dem markanten Sandsteingebäude gemietet, wie Pressereferentin Sabrina Hörl mitteilte. Durch den neuen Standort seien die beteiligten Planer und Ingenieure näher an der Baustelle, was die Zusammenarbeit deutlich vereinfache. Schließlich handelt es sich um das größte Straßenbauprojekt Nordbayerns.

    Bürger können sich im Infocenter über den Baufortschritt informieren

    Das Baubüro befindet sich im ersten Stock des Bahnhofs. Zusätzlich wurde ein Besprechungsraum, eine kleine Küche und Toiletten gemietet. Außerdem soll im Erdgeschoss ein Raum für Öffentlichkeitsarbeit eingerichtet werden, denn bei einem so großen Bauprojekt sollen die Bürger mitgenommen werden, wie Sabrina Hörl betont. Dort können sich interessierte Bürger, Schulklassen und Studenten über den aktuellen Bauablauf informieren. Wegen der Corona-Pandemie hat sich die Einrichtung dieses Infocenters verzögert, denn Besucher können zurzeit nicht im Bahnhofsgebäude empfangen werden. Geplant sei eine Eröffnung im Frühling, frühestens im April.

    Der Bahnhof von der Bahnhofstraße aus. Der Anbau im Vordergrund könnte zum Teil für gastronomische Zwecke genutzt oder abgebrochen werden, um die Fläche als Biergarten zu nutzen.
    Der Bahnhof von der Bahnhofstraße aus. Der Anbau im Vordergrund könnte zum Teil für gastronomische Zwecke genutzt oder abgebrochen werden, um die Fläche als Biergarten zu nutzen. Foto: Gerhard Herrmann

    Zurzeit wird an der Ausstattung des Infocenters gearbeitet. Ein Beamer, Informationstafeln und Broschüren sollen Interessierten dort Einblick in den Stand des Straßenbaus geben. Außerdem ist eine eigene Homepage für den dritten Bauabschnitt in Arbeit, auf der sich die Bürger über den Bauverlauf informieren können. Zur besseren Veranschaulichung hat das Staatliche Bauamt ein Büro mit der Erstellung einer dreidimensionalen Visualisierung der neuen Trasse beauftragt. Wenn das digitale Modell fertig ist, werde es ebenfalls auf der Homepage zur Verfügung gestellt, erklärt Hörl. Wie in einem Videofilm werde der Verlauf der neuen Trasse mit ihrem Geländeeinschnitten und Brückenbauwerken gezeigt. Dabei könne sich der Betrachter in dem Modell dreidimensional drehen und die Strecke aus unterschiedlichen Perspektiven betrachten.

    Innensanierung des historischen Gebäudes fast abgeschlossen

    Für den Besitzer des Gebäudes, Hubert Herr aus Elzach bei Freiburg, soll das Straßenbauamt nur der erste Mieter sein. Seit er den Bahnhof 2012 ersteigert hatte, wirbt er um eine entsprechende Nutzung. Herr besitzt mehrere Bahnhofsgebäude in ganz Deutschland, u

    nter anderem in Schleswig und im sächsischen Frohburg.

    „Die Planung läuft. Investiert wird allerdings erst, wenn Interessenten da sind.“

    Hubert Herr, Besitzer des Bahnhofs

    Eine sechsstellige Summe habe er bereits in die Sanierung investiert, teilte er mit. Die Innensanierung sei mit der Entkernung und Sanierung der Obergeschosse weitgehend abgeschlossen. So wurde eine neue Heizung eingebaut, Schallschutzfenster und neue Türen installiert, Wände und Decken neue verputzt, Toiletten und Bäder eingebaut.

    Auch die komplette Elektrik inklusive Internetanschluss sowie Sanitärleitungen seien auf den neuesten Stand gebracht worden. Vor dem Gebäude wurde ein Gehweg gepflastert. Das Äußere des denkmalgeschützten Gebäudes soll in seiner ursprünglichen Form erhalten bleiben, allenfalls ein Teil des maroden eingeschossigen Anbaus zur Bundesstraße hin abgebrochen werden.

    Blick ins renovierte Innere des Hochstadter Bahnhofs.
    Blick ins renovierte Innere des Hochstadter Bahnhofs. Foto: red

    Musik-Bistro, Sky-Sport-Bistro und ein Biergarten in Planung

    In den Obergeschossen sollen neben Büros auch Wohnungen eingerichtet werden. Im Erdgeschoss plant Herr auf einer Fläche von rund 250 Quadratmetern eine Nutzung für Erlebnisgastronomie.

    Neben einem Bistro-Restaurant, könnte ein Music-Bistro, ein Sky-Sports-Bistro und ein Raum für Billard- und Dart-Spiele eingerichtet werden. Ein Teil des Anbaus könnte abgebrochen und als Biergarten gestaltet werden, der Rest für dessen Ausschank genutzt werden. Eine Anfrage bei der Bauverwaltung der Gemeinde wegen Umnutzung habe er bereits gestellt und bei der Unteren Denkmalschutzbehörde deswegen angefragt.

    „Die Planung läuft. Investiert wird allerdings erst, wenn Interessenten da sind“, betont Hubert Herr. Wegen der verkehrsgünstigen Lage ist er zuversichtlich, dass sich eine solche „Begegnungsstätte“ im Bahnhof auch wirtschaftlich tragen könnte. Doch das werde sich wohl erst nach der Corona-Pandemie entscheiden, wenn absehbar ist, wie es für die Gastronomie weitergeht.

    Während das Hauptgebäude des Bahnhofs bereits entkernt und im Innern renoviert wurde, sprießt auf dem Dach des Anbaus das Gras.
    Während das Hauptgebäude des Bahnhofs bereits entkernt und im Innern renoviert wurde, sprießt auf dem Dach des Anbaus das Gras. Foto: Gerhard Herrmann

    Ein Unsicherheitsfaktor sei noch, was mit der großen Freifläche geschieht, die der Bahn gehört: „Wenn da eine Industrie- oder Gewerbefläche kommt, machen Wohnungen natürlich weniger Sinn.“ Daher solle die Bahn endlich sagen, was sie mit dem Gelände vorhat.

    Ein Denkmal der Verkehrsgeschichte Das Hochstadter Bahnhofsgebäude hat eine interessante Geschichte. Der Bahnhof wurde in den Jahren 1848/49, bald nach Eröffnung der Linie Lichtenfels–Kulmbach, errichtet. Hochstadt war eine Station der Ludwig-Süd-Nord-Bahn von Lindau nach Hof. Seit dem Bau der Stichbahn nach Gundelsdorf im Jahr 1861 war Hochstadt sogar Eisenbahnknoten. Nachdem diese Bahn bis zur Landesgrenze bei Ludwigsstadt verlängert und zur Magistrale erweitert worden war, gabelten sich hier zwei Fernbahnen. Eröffnet wurde die Station als Halt an der Ludwig-Süd-Nord-Bahn unter dem Namen Hochstadt. Um 1887 dürfte dann die Namensänderung mit Gründung der Verwaltungsgemeinschaft Hochstadt-Marktzeuln erfolgt sein. Welchen Rang die Bahnstation „Hochstadt-Marktzeuln“ hatte, so der Name seit 1887, ist am eindrucksvollen Bahngebäude abzulesen. Der rege Schienenverkehr führte dazu, dass man um 1890 eine Straßenüberführung und 1907/08 eine Bahnsteigunterführung baute. Vergleichbares ließ in Lichtenfels bis in die 1930-er Jahre auf sich warten.

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