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LICHTENFELS: Allerseelen: Geschichten von unerlösten Seelen am Obermain

LICHTENFELS

Allerseelen: Geschichten von unerlösten Seelen am Obermain

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    Allerheiligenstimmung auf dem Altenkunstadter Friedhof. Jahr für Jahr singt der katholische Kirchenchor zum Gedenken der Toten beim Friedhofsumgang.
    Allerheiligenstimmung auf dem Altenkunstadter Friedhof. Jahr für Jahr singt der katholische Kirchenchor zum Gedenken der Toten beim Friedhofsumgang. Foto: Archivfoto: Andreas Motschmann

    Früher war der 1. November, Allerheiligen, in der katholischen Kirche der Gedenktag der Heiligen und Märtyrer und erst der folgende Tag, Allerseelen, der Gedenktag der Verstorbenen. Erst um 998 wurde Allerseelen in Klöstern Gedenktag für die Verstorbenen. Jetzt, da der Allerseelentag als Feiertag abgeschafft worden ist, verlagern sich die Festlichkeiten und Bräuche zum Teil auf den „stillen“ Allerheiligentag. Die Angehörigen Verstorbener bemühen sich, an diesem Tag zum Friedhofsumgang ins Heimatdorf zu kommen. In der evangelischen Kirche wird der Toten am Ewigkeitssonntag gedacht.

    Nach Volksglauben stiegen Seelen der Verstorbenen vom Fegefeuer auf

    Der Allerseelentag sprach die Volksseele an und brachte zahlreiche Bräuche hervor. Nach altem Volksglauben stiegen die Seelen der Verstorbenen vom Fegefeuer auf und ruhten für kurze Zeit aus. Daher gibt es in vielen Regionen, vor allem in Süddeutschland und Österreich, Allerseelenbrot oder -zöpfe. In Bamberg sind es die Seelspitzen. Diese wurden den Seelen meist neben die Gräber gelegt.

    An vielen Orten auf der ganzen Welt, ganz besonders in Süd- und Mittelamerika, wird dieser Brauch noch praktiziert, in derr Heimat am Obermain leider nicht mehr. Die Fernsehbeiträge an diesem Tag vom mexikanische Totenfest „Dia de Muertos“ sind bemerkenswert.

    Der Autor dieses Beitrages weiß zu berichten: „In Bolivien ist dieser Tag der wichtigste Feiertag, denn der Anteil der indigenen Bevölkerung ist in diesem südamerikanischen Land besonders hoch. Er ging aus einer Vermischung indigener Traditionen mit dem Allerseelentag hervor. Der Brauch, dass Essbares auf die Gräber gelegt wird, ist noch sehr lebendig. Überall kann man das kleine Seelengebäck kaufen, oder es wird selbst gebacken.“

    An diesem Tag darf kein Messer auf dem Rücken liegen

    Im Volksglauben wurde schon immer daran festgehalten, dass manche Verstorbene „umgehen“, also als Geister erscheinen. Dazu ist ein Spruch überliefert: „In der Allerseelennacht zeigen Geister ihre Macht.“

    Ältere Menschen am Obermain berichten, dass an diesem Tag kein Messer auf dem Rücken liegen durfte, damit sich keine arme Seele daran schneide. Selbst Tür und Tor mussten langsam geschlossen werden – es könnte ja sein, dass eine arme Seele sonst eingequetscht wird.

    An Allerseelen schauen die Toten vorbei, ob ihre Nachfahren ihre Kinder gut erziehen und alles beim Rechten ist. Weil sie einen langen Weg haben, soll über Nacht auf dem Tisch etwas zum Essen und Trinken stehen.

    Geschichten von unerlösten Seelen im Lichtenfelser Land

    Irrgeister, Irrlichter und andere „Verwandte“ finden wir in vielen Volkssagen auch in unserem Landkreis. Ein Sagenort ist in der Nähe von Burgkunstadt. Von Weidnitz aus zieht sich ein Tal oberhalb der Schuhstadt nordöstlich in Richtung des Judenfriedhofes. An einem nebligen Novembertag kann einem dort der Irrgeist im Teufelsloch begegnen.

    Eine verstorbene Wöchnerin in Marktzeuln sah sich nach ihrem noch ungetauften Kind um. Erst nachdem das Kind getauft war, kam die Mutter nicht mehr.

    Auf dem „Gebärch“ bei Görau führen die „Wandermennla“ die Leute irre, bis sie Gott um Hilfe anrufen. Diese Geister werden erst dann erlöst, wenn sie 1000 Menschen dazu bringen, Gott um Hilfe anzurufen.

    Neun Teufelchen als tanzende feurige Männchen gesehen

    Früher wurden zwischen Arnstein und Bojendorf am „Deichla“ in der Geisterstunde neun Teufelchen als tanzende feurige Männchen gesehen.

    Allerseelen-Brauchtum in Bolivien. Kleines Gebäck zum „Dia de Muertos.“
    Allerseelen-Brauchtum in Bolivien. Kleines Gebäck zum „Dia de Muertos.“ Foto: Andreas Motschmann

    Das „Haager Mennla“ treibt sein Unwesen in einem Wäldchen bei Hochstadt am Main. In einer Sage vom Marksteinversetzer am Goldberg in Lichtenfels wird vom „feurichen Mennla“ berichtet, das auf seine Erlösung wartet.

    In der Volkssage werden Grenzsteinversetzer, die zu Lebzeiten verbotenerweise den Grenzstein zu ihren Gunsten versetzten, als feurige Männlein dargestellt. Dieses Bild ist zweifellos christlichen Ursprungs: Vermutlich verbirgt sich dahinter der christliche Glaube an das Fegefeuer.

    Die Seelen Abgeschiedener sind stets Anlass zur Sagenbildung. Einige erinnern sich an den Volksbrauch, nach dem Tode eines Menschen ein Fenster zu öffnen, damit die Seele die Freiheit gewinnt.

    Unerlöste Seelen treiben ihr Unwesen nachts auf Friedhöfen

    Unerlöste Seelen treiben ihr Unwesen nach dem Volksglauben als lebende Tote nachts auf Friedhöfen oder in der Nähe davon, an Wegkreuzungen oder am Ort ihres Todes. Opfer oder Täter ungesühnter Verbrechen, Selbstmörder Verunglückte können zu solchen Geistern werden. Die Seelen von betrügerischen Fuhrleuten, ungetreuen Kornknechten oder Grenzsteinversetzern, die im Leben eine Schuld auf sich geladen haben und als böse gelten, sind in heimischen Volkssagen zur Ruhelosigkeit verdammt und müssen lange ihrer Erlösung harren.

    Im Volksglauben wurden ebenso oft die ungetauften verstorbenen Kinder mit den Irrlichtern in Verbindung gebracht; sie mussten mit dem wilden Heer um die Jahreswende herum mitziehen. Die Kinderseele musste bis zu ihrer Erlösung auf diese Weise umhergehen. All diese Volkssagen haben eines gemeinsam: sie erzählen von den Wiedergängern.

    Ruft der Steinkauz mit „Ku-witt“ seine Toten?

    Von den Eulen ist in der Kulturgeschichte keine so tief verwurzelt wie der Steinkauz. Lange Zeit galt er als Totenvogel. Auffallend oft war er zur Stelle, wenn ein Mensch im Sterben lag. Und sein „Ku-witt“ deutete man damals als „Komm-Mit“. Um den Tod abzuschrecken, stellte man den Käuzen nach. Doch der eigentliche Grund, warum der Kauz sich häufig vor dem Fenster eines Sterbenden aufhielt, war das Licht, das während der Nachtwachen durchgehend brannte und Nachtfalter anlockte.

    Vor 100 Jahren haben die Menschen bei uns auf dem Land mehr an unerlöste Seelen und Geister und deren Geschichten geglaubt; sie haben behauptet, diese gesehen zu haben. Seit der Einführung des elektrischen Lichts in unserem Landkreis hat der Spuk nachgelassen oder ist vorbei.

    November Im kärchhuef brenna sich di lämbla dse dued. durch di büsch geisded di dreibjochd. auf aamoll höesda ausn näibl raus en duednvuegl: naa - edsed nonnich... Josef Motschmann

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