Ein Mann sieht gelb. Und zwar jeden Morgen beim Aufwachen. Kein Wunder, schließlich schläft Uwe Bäuerlein nicht nur in BVB-Bettwäsche. Er hat zusätzlich noch sein Schlafzimmer komplett knallgelb gestrichen. Auf dem gelben Grund prangt außerdem ein schwarzes Wandtattoo. Es zeigt die Silhouette von Dortmund samt Westfalenstadion, dazu das Wappen des BVB und die Worte „Echte Liebe“.
„Das Wandtattoo war ein Geschenk für Nicole zum Geburtstag“, erzählt der 31-Jährige und blickt grinsend zu seiner Frau. Die verdreht leicht die Augen, muss dann aber lachen. „Ich schau' mir zwar mit Uwe seine Borussia im Fernsehen an, aber eigentlich lässt mich Fußball kalt“, sagt sie.
Das ist bei ihrem Mann ganz anders. Wie sein Vater wurde Uwe Bäuerlein ein Fan des BVB, das gewonnene Supercupfinale 1989 war das Spiel, das die Liebe zu den Schwarz-Gelben weckte. Mit leuchtenden Augen erinnert er sich an die großen Jahre der Dortmunder, schwärmt von Borussia-Legenden wie Flemming Poulsen, Stéphane Chapuisat oder Karl-Heinz Riedle.
Allerdings dauerte es noch einige Zeit, bis er selbst sein Team im Westfalenstadion spielen sehen konnte. „Es muss die Saison 1999/2000 gewesen sein. Damals durfte ich diese einzigartige Atmosphäre eines vollen BVB-Stadions in der Partie gegen Bayer Leverkusen genießen“, berichtet der Bad Staffelsteiner, der im Lichtenfelser Landratsamt arbeitet.
Natürlich stand er bei zwei seiner Besuche im Westfalenstadion auch schon auf der legendären Südtribüne, der ehrfurchtsvoll genannten „Gelben Wand“, inmitten der über 24 000 Fans und erlebte von hier aus seine Borussia.
Nichts Vergleichbares
„Das war schon ein geiles Gefühl damals. Es gibt wohl nichts Vergleichbares. Mir läuft heute noch ein Schauer über den Rücken, wenn ich an die Stimmung zwischen all den BVB-Anhängern denke“, schwärmt Uwe Bäuerlein, der übrigens kürzlich den Obermain-Marathon in Bad Staffelstein mit rund elf Minuten Vorsprung gewonnen hat und derzeit einer der besten Langstreckenläufer im Landkreis ist.
Allzu viele Spiele seiner Schwarz-Gelben konnte der Bad Staffelsteiner, der seit 2002 als Mitglied des BVB geführt wird, in jüngster Zeit allerdings nicht im Stadion miterleben. „Für Heimspiele der Borussia gibt's kaum Karten. Und Auswärtsspiele, beispielsweise in Nürnberg oder Frankfurt, reizen mich nicht.“
Dafür sieht er so gut wie jede Partie der Dortmunder im Fernsehen, meistens im Trikot seiner geliebten Borussia. „Ich kauf' mir jedes Jahr ein neues Shirt von einem anderen Spieler“, sagt er. Er selbst trug schon stolz die Trikots von legendären Borussen-Kickern wie Jürgen Kohler, Karl-Heinz Riedle, Stéphane Chapuisat, Dede oder Lucas Barrios, aber natürlich besaß er auch die Shirts von aktuellen Spielern wie Sebastian Kehl oder Mats Hummels - nach einem Jahr werden die Shirts wieder verkauft.
Auf seinem aktuellen Trikot prangt übrigens in Großbuchstaben der Name „GÖTZE“. „Eigentlich war der Mario mein Lieblingsspieler“, sagt der 31-jährige wehmütig. War, denn als der 20-jährige Star des BVB vor kurzem seinen Wechsel zum FC Bayern München verkündete, erlosch die Zuneigung zu dem Mittelfeld-Ass. „Leider zählt heute nur noch das Geld. Eine Bindung zum Verein haben heute nur noch die wenigsten Spieler“, sagt er kopfschüttelnd.
Aber auch der Abgang eines der wichtigsten Spieler der Mannschaft von Meistertrainer Jürgen Klopp ändert nichts an Uwe Bäuerleins Optimismus. „Der Druck am 25. Mai liegt bei Bayern, die müssen gewinnen. Meine Borussen können ganz locker aufspielen.“ Die Münchner seien zwar Favorit, er glaubt aber trotzdem an einen knappen Sieg von Schwarz-Gelb.
Wie er den vielleicht größten Tag in der Geschichte von Borussia Dortmund nach dem Championsleague-Sieg 1997 erleben wird, weiß Uwe Bäuerlein übrigens jetzt schon ganz genau: „Ich werde mit einem Freund, der ebenfalls BVB-Fan ist, erstmal schön gemütlich grillen und dann hoffentlich den Triumph am Fernseher miterleben.“ Und dann vielleicht am nächsten Tag im Amt mit den Kollegen „frotzeln“, denn da seien die meisten für die Rot-Weißen aus München. Sollten seine Dortmunder den Titel aber doch nicht holen, wäre es zwar sehr schade, doch die Welt würde deswegen nicht untergehen. Uwe Bäuerlein: „Eine Niederlage gegen Schalke wäre wesentlich schlimmer, derzeit zumindest.“