Fassungslosigkeit und Trauer – blickt man in die Gesichter der vielen hundert Menschen, die am Mittwoch Winfred Bogdahn die letzte Ehre erwiesen haben, spiegeln sich genau diese Gefühle wider. Nicht wenige können ihre Tränen zurückhalten, wenn sie an den früheren Lichtenfelser Bürgermeister denken oder mit anderen Trauergästen Erinnerungen an den 63-jährigen Lehrer austauschen, der am letzten Donnerstag so plötzlich verstorben war.
Grausam, hier sein zu müssen
Auch in der bewegenden Trauerrede von Pfarrerin Anne Salzbrenner kommt die Ungläubigkeit heraus, dass Winfred Bogdahn nicht mehr am Leben ist. „Es ist grausam, hier sein zu müssen, denn es ist ein Abschied, der sehr schwerfällt!“, sagt die evangelische Seelsorgerin. Sein Tod hinterlasse eine so große Lücke, wie sie es noch nie zuvor erlebt habe. Mit Winfred Bogdahns Ableben sei ein Licht erloschen, das das Leben von vielen heller gemacht habe, der Weg der Stadt Lichtenfels werde ohne ihn ein anderer sein.
Pfarrerin Salzbrenner nennt Winfred Bogdahn einen Mann der Tat, der stets zur Stelle war, wenn sein Rat und seine Hilfe benötigt wurden. „Er war ein Demokrat, wie es sie selten gibt. Er wird uns allen fehlen“, sagt die Geistliche in ihrer sehr persönlichen Ansprache.
Ebenso persönlich ist auch die Trauerrede von Andreas Hügerich, Erster Bürgermeister der Stadt Lichtenfels. Der sichtlich betroffene Nachnachfolger und Parteifreund des verstorbenen 63-Jährigen erinnert an dessen Eintritt in die SPD im Jahre 1972, an Werdegang und Wirken in der Sozialdemokratie am Obermain: „Der ,Boss‘, wie wir Winfred Bogdahn in der Partei genannt haben, prägte jahrzehntelang die SPD in der Stadt und im Landkreis.“ Als Stadtoberhaupt in den Jahren 1991 bis 2002 und Kommunalpolitiker habe ihm stets das Wohl der Menschen am Herzen gelegen.
32 Jahre habe sich Winfred Bogdahn um die Entwicklung der Stadt verdient gemacht. Das Merania Bad, das Jugendzentrum und viele andere Einrichtungen und Projekte seien auf immer mit seinem Namen verbunden, geht Andreas Hügerich auf die zahlreichen Verdienste des früheren Bürgermeisters ein.
„Er war ein Demokrat, wie es sie selten gibt. Er wird uns allen fehlen!“
Anne Salzbrenner, Pfarrerin
Der am letzten Donnerstag Verstorbene war aber noch viel mehr als ein erfolgreicher Kommunalpolitiker. „Alle Begegnungen mit ihm haben mich bereichert. Es waren Begegnungen voller Freude und Lebenslust mit einem Menschen, dessen positive Ausstrahlung ansteckend war“, sagt Andreas Hügerich über den einstigen Rathauschef, der sich seit 2002 bis zu seinem Tod als Stadtrat für das Wohl von Lichtenfels eingesetzt hat. Besonders in den vergangenen beiden Jahren habe sich Winfred Bogdahn als Vermittler zwischen den Kollegen in diesem Gremium Verdienste erworben, erinnert Hügerich und sagt über seinen Parteifreund: „Wer bei Winfred Bogdahn Rat gesucht hat, musste nicht vergeblich darum bitten.“
Parteifreunde waren sie keine, aber Respekt hatten sie voreinander, und dieser ist in den letzten Jahren immer größer geworden. Landrat Christian Meißner würdigt in emotionalen Worten die Arbeit des Verstorbenen, der sich auch als Kreisrat für das Wohl im Landkreis eingesetzt hat: „Es ist müßig aufzuzählen, in welchen Gremien Winfred Bogdahn seine Stimme erhoben hat. Es ist viel wichtiger, mit welcher Leidenschaft er seinen Standpunkt kundtat.“
Er selbst als „Schwarzer“ und der Sozialdemokrat seien nicht immer einer Meinung gewesen, „aber unterschiedliche Meinungen gehören zu einer Demokratie“. Winfred Bogdahn habe es geschickt vermocht, Argumente des politischen Gegners zu widerlegen, sagt der Landrat voller Anerkennung.
Und an die Schüler gewandt, die der Studiendirektor Bogdahn seit dem Ende seiner Zeit als Bürgermeister am Gymnasium Burgkunstadt unterrichtet hatte, sagt der Landkreischef: „Unsere Meinungsverschiedenheit sind ein Beispiel dafür, wie Demokraten streiten sollen.“ Wer Winfred Bogdahn kennengelernt habe, dürfe Politikverdrossenheit keinen Platz einräumen. „Unser gutes Klima im Kreistag ist nicht zuletzt auch ein Verdienst von Winfred Bogdahn.“
Fürsorglicher Großvater
Dieser sei im Übrigen nicht nur eine politische Persönlichkeit gewesen, die im Gedächtnis bleiben wird, sondern ein fürsorglicher Vater und Großvater. „Ich habe Winfred Bogdahn neu kennenlernen dürfen, als mein Kind und sein Enkel gemeinsam auf dem Spielplatz spielten und nun Freunde sind“, schließt Christian Meißner seine Rede.
„Wir trauern um einen liebenswerten Freund und wertvollen Menschen“, sagt Winfried Weinbeer in seiner Ansprache für die Turnerschaft Lichtenfels, deren Vorsitzender der Verstorbene seit 2010 war. Beide sind aber mehr als 1. und 2. Vorsitzender der TSL, beide sind jahrzehntelange Weggefährten in der Lichtenfelser Kommunalpolitik, kennen sich durch die Arbeit im Stadtrat und vielen Gremien. „Winfred Bogdahns Tod bedeutet einen schmerzlichen Verlust. Wo Fred auftauchte, war er ein immer gern gesehener Gast und Ratgeber“, betont der Dritte Bürgermeister der Stadt Lichtenfels und fährt fort, dass der Verstorbene dank seiner Leistungen und seines unermüdlichen Einsatzes ein Teil der Geschichte der Turnerschaft, des größten Vereins im Landkreis, geworden sei.
Liebte die Schüler und den Beruf
Oberstudiendirektor Thomas Meier, Leiter des Gymnasiums Burgkunstadt, wünscht im Namen aller Lehrer, Schüler und Eltern Beileid. „Winfred Bogdahn war Lehrer mit Herz und Seele, er liebte die Schüler und seinen Beruf.“ Er habe sich als Stütze des Gymnasiums erwiesen, die nicht nur in den Fächern Deutsch, Geschichte, Sozialkunde und Ethik unterrichtete, sondern auch Ausstellungen und Fahrten organisiert hat. „Winfred Bogdahn war unser Freund, dessen Bestreben es war, Schüler im Leben vorwärts zubringen und sie zu Persönlichkeiten zu formen“, schließt Thomas Meier seine Rede.