Die Funken erheben sich wie tausend goldene Glühwürmchen von den knisternden Flammen des Lagerfeuers, während sich im See die letzten Wolkenschleier des violett-rot gefärbten Abendhimmels spiegeln. Mit kaum hörbaren Flügelschlag durchschneidet der Flug eines Eisvogels die Dämmerung, während die Enten am flachen Seeufer bereits ihre Köpfe ins flauschige Gefieder zur Nachtruhe betten.
„Das“, sagt Horst Schramm, „ist ein einmaliges Erlebnis, wenn man mit der Natur um sich herum verschmilzt und wahre Ruhe findet.“ Der 68 Jahre alte Vorsitzende des Anglerclubs Lichtenfels-Staffelstein und Umgebung investiert viel Zeit darin, anderen dieses Erlebnis zu ermöglichen. In seinem Büro in Ahorn stapeln sich ganze Regalreihen mit je dutzenden Aktenordnern in blauer, gelber und grüner Beschriftung. „Wir haben in unserem Club mehr als 1000 Mitglieder und sind als Verein Eigentümer von acht Seen in der Region, um die wir uns kümmern müssen. Das ist für meine Kollegen im Vorstand und mich schon viel Arbeit, die da anfällt“, sagt er und lächelt.
Die Gesetze zum Natur- und Tierschutz sind in den letzten Jahren immer strenger geworden, das macht es notwendig, dass Horst Schramm und seine Vereinskollegen immer auf dem Laufenden sein müssen, was die aktuelle Gesetzgebung betrifft.
„Wir wissen, was in unseren Gewässern schwimmt und können so regulieren, dass sich die Fischarten gut entfalten können.“
Horst Schramm, Vorsitzender Anglerclub Lichtenfels- Bad Staffelstein und Umgebung
So müssen Fische direkt nach dem Fang getötet werden und dürfen nicht, wie früher üblich, erst in einem Behälter mit Frischwasser zum Transport zwischengelagert werden. Ein weiteres Beispiel ist das Angeln mit lebendigem Köderfisch: War es früher noch normal, beim Angeln nach Raubfischen lebendige Köder einzusetzen, ist das nach heutiger Gesetzgebung undenkbar und fällt unter Tierquälerei.
„Das ist aber auch gut und richtig so“, sagt Horst Schramm. Verstöße gegen diese Gesetze toleriert er nicht und auch sein Verein setzt diese Regeln in konsequenter Strenge durch. „Wer sich nicht daran hält, wird rausgeschmissen. Unsere Angler wissen aber Bescheid, was man darf und was nicht und halten sich daran.“
Aber auch abseits der Gesetze haben die Angler im Landkreis Lichtenfels so einige Aufgaben zu erfüllen. Sie kontrollieren, ähnlich wie Jäger, den Fischbestand der Vereinsgewässer und besetzen diese mit verschiedenen Tierarten. „Im Angersee in Staffelstein haben wir zum Beispiel einen großen Wels-Bestand, dort ist es völlig sinnlos Fische wie zum Beispiel Schleien aufzubringen. Die werden einfach alle vom Wels gefressen.“ Aber greift eine solch harte Regulation nicht zu sehr in die heimische Natur ein? Horst Schramm schüttelt den Kopf, „Wir wissen, was in unseren Gewässern schwimmt und können so regulieren, dass sich die Fischarten gut entfalten können. In naturbelassenen Seen werden einige starke Raubfische oft sehr groß und gehen dann oft auch auf Enten und anderes Wassergeflügel los, weil es nicht genug Fisch zur Nahrung gibt. Das können wir in unseren Seen verhindern.“
Doch selbst in seinen eigenen Seen haben die Angler immer stärker mit Problemen zu kämpfen: Während einige ihn noch immer leugnen, spüren die Angler in Lichtenfels den Klimawandel schon lange. Ein milder Winter folgt dem nächsten und die Seen gefrieren kaum mehr zu.
Das bringt jedes Jahr fast 200 Kormorane dazu, am Obermain zu überwintern. Zusammen fressen die Vögel etwa zwei Zentner Fisch am Tag und reduzieren den heimischen Fischbestand somit beträchtlich. „Sobald wir Zander, Schollen oder andere Fische von klein auf in Gewässer einsetzen, füttere ich inzwischen nur noch die Vögel. Wir setzen Jahr für Jahr 36 000 Fische ein und trotzdem reicht das nicht mehr. Wir müssen uns irgendetwas überlegen“, sagt Schramm. Natürliche Schutzgebiete zu schaffen, indem man Baumstämme im Wasser versenkt habe nicht geklappt, diesen Plan hätten die heimischen Biber durchkreuzt.
Klimwandel: Seen frieren nicht zu
Aber auch die Aufzucht der Jungfische sei ohnehin immer schwerer geworden, da Dreikantmuscheln die Gewässer am Obermain erobern und große Teile des für Jungfische wichtigen Planktons aus dem Wasser filtern würden. „Der Klimawandel macht sich auch in Oberfranken bemerkbar. Solange wir nur noch milde Winter haben und die Seen nicht mehr richtig zufrieren, können wir Angler eigentlich nichts machen, um gegen den Raubzug der Kormorane vorzugehen“, sagt Schramm.
Die Stirn des Anglers, gerade noch in Falten gelegt, glättet sich, als er die Frage hört, was das Schönste am Angeln sei. Er lächelt unter seinen Brillengläsern hervor und sagt nur ein Wort „Das Naturerlebnis.“ Ob das Warten auf einen anbeißenden Fisch, das Knistern des gemeinsamen Lagerfeuers mit Freunden oder das Spektakel eines glühenden Sonnenuntergangs, dessen Ebenbild auf der kühlen Wasseroberfläche wie auf einem Spiegel stattfindet, die Natur ist es, die Horst Schramm am Angeln so liebt. Die Momente vollkommener Ruhe bleiben für ihn auch dann die schönsten, wenn mal nichts anbeißt.