Musik ist ihr Leben. Ob morgens unter der Dusche oder als Frontfrau von heimischen Coverbands – Carolin Bäz-Dölle ist eine leidenschaftliche Sängerin. Dem Traum von einer Karriere im Showgeschäft ist die quirlige 27-Jährige aus Lauscha, die als Krankenpflegerin in Kutzenberg arbeitet, ein ganz Stück näher gekommen. Bei der RTL-Castingshow „Deutschland sucht den Superstar“ hat sie den „Deutschland Recall“ geschafft. Ob sie auch das Ticket zum „Auslands Recall“ nach Dubai schafft und damit die Chance ins Finale zu kommen, zeigt RTL voraussichtlich in der ersten DSDS-Folge im März.
„Es war Wahnsinn. Ich bin fast in Tränen ausgebrochen“, schildert Carolin Bäz-Dölle ihre Gefühle, als sie das Jury-Casting geschafft hatte. Dieser Erfolg zählt für sie umso mehr, als es bereits ihr zweiter Versuch bei der Show war. Vor fast zwölf Jahren hatte die damals 16-Jährige sich bereits einmal beworben und war in der ersten Runde gescheitert. Mit der stimmungsvollen Ballade „Show Me Heaven“ von Maria McKee hatte sie sich den Juroren vorgestellt. Wochenlanges Üben von Liedern und Posen, sorgfältige Auswahl von Kleidung und Kosmetik – alles hatte nichts geholfen. Die Jury winkte ab und Chefjuror Dieter Bohlen riet ihr, es erst wieder zu probieren, wenn sie reifer sei.
RTL: „Vom Entlein zum Schwan“
„Das hat damals sehr weh getan – ich war am Boden zerstört“, erinnert sich Carolin Bäz-Dölle. Mit 16 sei ihr Stimme wohl noch nicht reif genug gewesen, für ein so anspruchsvolles Lied, überlegt sie. Damals habe sie sich ziemlich spontan und unbedarft beworben, nachdem sie erste Erfolge als Sängerin bei Coverbands gemacht hatte. Entdeckt hatte sie ein befreundeter Musiker, nachdem sie mit 14 Jahren von ihm ein Aufnahmegerät geliehen hatte, um ihren Eltern eine CD mit selbst gesungenen Liedern zum Geburtstag aufzunehmen. Seitdem hat sie in zahlreichen Coverbands Erfahrungen gesammelt.
Umso aufgeregter war sie jetzt bei ihrem Comeback. „Vom Entlein zum Schwan“ titelte RTL, weil sie sich nicht nur musikalisch gesteigert hatte, sondern auch äußerlich vom pummeligen Teenager zur selbstbewussten Frau gemausert hatte. Doch all die Bühnenerfahrung von unzähligen Auftritten vor Publikum rund um das heimische Lauscha und den Rennsteig halfen nichts. „Sonst verfliegt das Lampenfieber nach dem ersten Song, doch beim Auftritt vor der Jury hat mich die innere Spannung gar nicht mehr losgelassen und meine Gedanken fuhren Karussell“, berichtet sie. Mit einem Trick half sie sich: „Beim Vor-Casting habe ich um ein Mikrofon gebeten, um etwas zum Festhalten zu haben, weil ich fürchtete, dass ich vor Angst zittern könnte“, bekennt sie. Die Aufregung haben ihr allerdings nur ihre Familie und die Bekannten angesehen.
Mit dem selben Lied von Maria McKee, mit dem sie vor zwölf Jahren gescheitert war, überzeugte sie diesmal die Jury. Ausgerechnet Dieter Bohlen, der bekannt für seine fiesen Sprüche über schwache Kandidaten ist, und sein Kollege H. P. Baxxter gaben ihr gute Noten, während die Jurorinnen Shirin und Michelle bemängelten, sie habe in den Höhen gemogelt. Ihr selbstbewusster Auftritt und ihre rauchige, kraftvolle Stimme hatten offenbar überzeugt. Und da sie Bohlen als Joker gesetzt hatte, zählte seine Stimme doppelt. „Du hast es jetzt gestemmt und man muss auch mal 'Danke' sagen, wenn du elf Jahre an dir arbeitest“, lobte er.
Gerade auf Bohlen lässt die junge Sängerin nichts kommen: „Der ist ein sehr netter Typ“. Zwar hat sie während des Wartens auf das Vorsingen hinter der Bühne gehört, wie er den Kandidaten vor ihr abkanzelte, doch seien beim Vor-Casting für das sich tausende junger Talente bewerben, auch viele schwache Kandidaten dabei gewesen. „Und starke Sprüche gehören nun mal zur Unterhaltung“, weiß sie. Wenn man auf die Bühne wolle, müsse man auch Kritik aushalten können. Obwohl die Castingshow wegen der vielen Bewerbungen ein Massenbetrieb ist, habe sie „nie das Gefühl gehabt, nur eine Nummer zu sein“. Ganz im Gegenteil habe ihr das Team viel geholfen, besonders, wenn die Aufregung drohte übermächtig zu werden.
Gut getan habe ihr auch der Beistand von Freunden, Familie und Kollegen, die ihr Mut zusprachen und die Daumen drückten. Vier Freundinnen begleiteten sie zum Vor-Casting. Und ihr Freund – selbst Musiker aus Schney, der in einer Coverband spielt – harrte beim Deutschland-Recall zwölf Stunden lang in Köln aus, obwohl er nicht mit hinter die Bühne durfte.
„Sonst verfliegt das Lampenfieber nach dem ersten Song, doch beim Auftritt vor der Jury hat mich die innere Spannung gar nicht mehr losgelassen.“
Carolin Bäz-Dölle, DSDS-Kandidatin aus Kutzenberg
Spannend bleibt es für Carolin Bäz-Dölle. Wird sie es auch in den Ausland-Recall nach Dubai schaffen, bei dem 33 Kandidaten im Finale antreten? Über das Ergebnis darf sie noch nichts verraten. Nur, dass die Fernsehzuschauer es Anfang März erleben können.
Auf der Bühne authentisch bleiben
Auch wenn Carolin Bäz-Dölle von einer Bühnen-Karriere träumt, ist sie sich durchaus bewusst, dass nur wenige Kandidaten von Castingshows anschließend groß durchstarten. So hatten ehemalige Kandidaten wie Daniel Küblböck, Wincent Weiß oder die verunglückte Anna-Maria Zimmermann zwar durchaus Erfolge im Showgeschäft, doch als „Superstars“ würde sie niemand bezeichnen. „Die Teilnahme an der Show ist für mich vor allem Spaß und eine schöne Zeit mit aufregenden Leuten. Wenn ich dann noch gute Angebote bekäme, wäre es umso schöner“, bleibt sie realistisch. Daher ist es für sie auch wichtig, auf der Bühne authentisch zu bleiben und sich nicht zu verstellen. „Ich muss nicht schauspielern, ich bin auch so bekloppt genug, um die Leute zu unterhalten“, scherzt sie.
Und wenn es mit dem Showgeschäft nichts wird, bleibe das Singen eben ein Hobby. Schließlich arbeite sie auch gerne als Krankenpflegerin am Bezirksklinikum Kutzenberg in der Klinik für Psychosomatik. „Ich gebe mein Bestes und warte ab, was sich daraus ergibt“, meint sie.