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BAD STAFFELSTEIN: Hilfe für die Ärmsten der Armen

BAD STAFFELSTEIN

Hilfe für die Ärmsten der Armen

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    Freude über Kleiderspenden: In ärmlichen Verhältnissen und dürftigen Behausungen leben zahlreiche Roma-Familien in Velky Blh im Süden der Slowakei.
    Freude über Kleiderspenden: In ärmlichen Verhältnissen und dürftigen Behausungen leben zahlreiche Roma-Familien in Velky Blh im Süden der Slowakei. Foto: Fotos: Jürgen Hofmann

    In Hütten aus Holz oder Lehmziegeln mit einem einzigen Raum hausen Familien mit sechs und mehr Kindern. Die Wände sind feucht, die Holzöfen zum Heizen und Kochen so schlecht, dass der Rauch die Stube vernebelt. „Die Armut der Roma-Familien in der slowakischen Gemeinde Velky Blh ist so drückend, dass sie die Menschen krank macht“, erklärt Jürgen Hofmann aus Bad Staffelstein. Mit Spendenaktionen hilft der engagierte Pfarrgemeinderat von Sankt Kilian. Bereits zum sechsten Mal hat er einen Hilfstransport mit Spenden aus dem Landkreis organisiert und selbst in die Slowakei gebracht.

    „Das Leben vieler Roma-Familien in der Slowakei ist so ärmlich, dass man von Verelendung sprechen kann“, sagt Jürgen Hofmann. Aufmerksam auf diese Notsituation wurde er durch Kontakte zu der katholischen Gemeinschaft „Familie Mariens“, die nicht nur in der Slowakei Menschen am Rande der Gesellschaft hilft. Die Erzählungen und Bilder vom Leid der Ärmsten ließen ihn nicht mehr los.

    Schrott sammeln, um zu überleben

    „Roma gelten in der Slowakei als 'Farbige' und fühlen sich benachteiligt“, weiß Hofmann. Obwohl sie mit rund 500 000 Menschen rund zehn Prozent der fünf Millionen Einwohner ausmachen, würden sie von der Mehrheit der Slowaken und ungarischstämmigen Bürger oft zurückgesetzt. Sie fänden meist keine feste Arbeitsstelle und verdienten sich das Nötigste für den Lebensunterhalt oft durch das Sammeln von Schrott und Plastikabfällen. Die staatliche Sozialhilfe sei sehr niedrig und reiche meist nicht aus, um Miete und Nahrung für die kinderreichen Familien zu finanzieren.

    „Ich möchte den Menschen durch Verbesserung ihrer Lebensumstände ein Stück Würde zurückgeben.“

    Jürgen Hofmann, Selbstständiger im Projektbau

    „Da sie praktisch von der Hand in den Mund leben und keine Perspektive haben, ist ihr Schicksal ein Teufelskreis, aus dem sie ohne Hilfe von außen nicht entrinnen können“, betont Jürgen Hofmann. Als er 2008 das erste Mal nach Velky Blh kam, war er erschüttert, als er eine Unterkunft sah, die die Gemeindeverwaltung den Roma zur Verfügung stellte: Ein ehemaliger Schweinemastbetrieb, in dessen Hallen sie zum Teil ohne Fenster und Strom lebten. Andere hatten sich Hütten aus Holz und Lehmziegel errichtet oder lebten in heruntergekommenen Bauernhäuser am Rande der Dörfer.

    Daher will er den Roma in der Südslowakei mit seinen Hilfstransporten „durch Verbesserung ihrer Lebensumstände ein Stück Würde zurückgeben“. Oft reichten Kleidung und einige Möbel, ein funktionstüchtiger Ofen oder ein Fahrrad, um ihnen wieder eine Perspektive zu geben. „Ich möchte vor allem Hilfe zur Selbsthilfe leisten“, betont der 57-Jährige.

    Den Not Leidenden eine Zukunftsperspektive bieten will auch die Gemeinschaft „Familie Mariens“, die mit einer Missionsstation in Velky Blh rund 29 Dörfer in der Region betreut. Vor allem den Kindern der Roma-Familien wollen sie eine Zukunftsperspektive geben, indem sie sie zum regelmäßigen Schulbesuch abholen, mit ihnen Ausflüge und andere Gemeinschaftsunternehmungen machen, um sie aus ihrem tristen Alltag zu holen. Damit die Kinder den oft viele Kilometer langen Weg zum Pfarrzentrum nicht zu Fuß zurücklegen müssen, hat die Gemeinschaft ein Jugendheim am Pfarrzentrum errichtet, wo die Schüler im Wechsel einige Tage übernachten können und mit Essen versorgt werden.

    Fast 1 000 Kilometer haben Jürgen Hofmann und der Fahrer Gerd Schubert von der Firma Maintal-Betten aus Reundorf zurückgelegt, um die Spenden in Velky Blh abzuliefern. Drei Tage waren sie unterwegs: nach der Ankunft am zweiten Tag hatten sie nur Zeit fürs Mittagessen und eine Pause, dann ging's wieder 1 000 Kilometer zurück. Die Verteilung der Spenden übernahm die Gemeinschaft „Familie Mariens“. Auch wenn Jürgen Hofmann nicht genug Zeit hat, um die Güter den Bedürftigen selbst zu übergeben, ist es ihm wichtig, sicherzustellen, dass sie vor Ort ankommen. Eindrucksvoll die Freude der Menschen – etwa über ein Doppelstockbett: „Die waren so begeistert, dass sie sofort die alte Couch, auf der die Kinder vorher übernachteten, in den Hof trugen, um Platz für das Bett zu schaffen“, berichtet er. Rund acht Wochen seiner Freizeit hat der 57-Jährige für die Hilfsaktion im vergangenen Jahr investiert – angefangen mit dem Aufruf, über das Sammeln, Lagern und Vorbereiten der Hilfsgüter bis hin zur Ausslieferung und den Nacharbeiten. Dankbar ist er den zahlreichen Spendern aus dem ganzen Landkreis, der Spedition CS-Trans in Grundfeld für die Annahme der Güter, der Firma Maintal für den Transport und der Realschule Bad Staffelstein, die die Aktion bereits dreimal unterstützt hat. Erfreulich auch, dass es gelungen ist, entstandene Kosten durch private Spenden zu decken.

    Weiterer Transport in Planung

    Auch in diesem Jahr will Hofmann wieder einen Hilfstransport organisieren. Aus organisatorischen Gründen will er darüber allerdings erst kurz vorher, voraussichtlich im Herbst, informieren. Außerdem überlegt der selbstständige Landschaftsbauer, seinen nächsten Urlaub zu opfern, um in Velky Blh zusammen mit den Bedürftigen Möglichkeiten für ein Selbsthilfe-Projekt zu prüfen. So könnte ihnen mit Gärten und kleinen Werkstätten eine Möglichkeit zur Selbstversorgung und somit zum Aufbau einer Zukunftsperspektive gegeben werden.

    Die Hilfsaktion und die Helfer in der Slowakei Jürgen Hofmann aus Bad Staffelstein organisiert seit 2008 Hilfstransporte für Not leidende Roma in der Slowakei. Der 57-jährige Selbstständige im Projektbau engagiert sich als Pfarrgemeinderat in der Pfarrei St. Kilian. Die geistliche Gemeinschaft „Familie Mariens“ ging aus der Laienbewegung Pro fratribus hervor, die 1968 vom slowakischen Bischof Paul Maria Hnilica SJ († 2006) auf Wunsch Papst Pauls VI. mit dem Ziel gegründet wurde, die verfolgte Kirche in Osteuropa zu unterstützen. Nach einer stärker missionarischen Ausrichtung von Mitgliedern wurde sie unter dem neuen Namen Pro Deo et fratribus – Familie Mariens 1995 zu einer Vereinigung päpstlichen Rechts erhoben. Die Priester der Gemeinschaft widmen sich der Seelsorge in Pfarreien und kirchlichen Einrichtungen. Dabei werden sie sowohl von den Brüdern als auch von den Apostolischen Schwestern und Missionshelferinnen unterstützt. Die Missionstätigkeit reicht von der Pfarreiarbeit, dem Unterricht an Schulen und der Leitung eines Internates, der Betreuung von Kindern, Jugendlichen, Familien und alten Menschen bis hin zu karitativen Einsätzen. Weltweit ist die Gemeinschaft zurzeit in Italien, Deutschland und Österreich, in der Schweiz, in Frankreich und den Niederlanden, in der Slowakei und in Tschechien, sowie in Uruguay, Kasachstan und Russland tätig.

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