„Das macht nach Adam Riese ...“ ist eine stehende Redewendung und unterstreicht die Bedeutung des 1492 in Staffelstein geborenen Rechenmeisters. An Adam Riese erinnern eine Ausstellung im Stadtmuseum, das Denkmal in der Fußgängerzone und ein Museum in Annaberg-Buchholz, wo Riese, dort als „Ries“ bezeichnet, die zweite Lebenshälfte verbrachte. Mit seinen Leistungen als Rechenmeister beschäftigen sich einige ältere Bücher, die zum Teil auch auf sein Leben eingehen. Eine neue umfassende Biografie, die das Leben von Adam Ries und seine Leistung vor dem Hintergrund der Zeit des Humanismus und der Reformation darstellt, hat Professor Bernd Rüdiger anlässlich von dessen 525. Geburtstag verfasst.
Vorgestellt wird das Werk „Adam Ries. Leben und Wirken des bedeutendsten deutschen Rechenmeisters“ bei einer kleinen Feierstunde am Donnerstag, 23. März, um 16.30 Uhr im Sitzungssaal des Rathauses. Neben Professor Bernd Rüdiger werden auch der Vorsitzende des Adam-Ries-Bunds, Professor Gebhardt, sowie die Mitherausgeber Rainer Gebhardt, Adelheid Waschka und Manfred Weidauer anwesend sein. Interessierte sind willkommen.
„Adam Rieses Methode vermittelt die Freude am Rechnen, sie hilft, die Angst vor der Mathematik zu nehmen.“
Adelheid Waschka, Stadtarchivarin
„Adam Rieses Methode vermittelt die Freude am Rechnen, sie hilft, die Angst vor der Mathematik zu nehmen“, erklärt Stadtarchivarin und Museumsleiterin Adelheid Waschka die Bedeutung des Rechenmeisters. Mit dem „Rechnen auf der Linie“ könne man Kindern die Scheu vor dem Kopfrechnen nehmen. „Außerdem funktioniert es schneller als ein Taschenrechner“, betont sie.
Adelheid Waschka ist eine der Herausgeber der Biografie unter Regie des Adam-Ries-Bunds. Außerdem sind einige Neuigkeiten, die sie im Stadtarchiv herausgefunden hat und in den Jahrbüchern des Adam-Ries-Bundes veröffentlicht hat, in das Werk eingeflossen. Etwa, dass Adam Riese das Staffelsteiner Bürgerrecht auch noch besaß, als er später in Erfurt und Annaberg lebte. Urkunden belegen, dass er 1525 um Entlassung aus dem Bürgerrecht nachsuchte, das mit Geldzahlungen verbunden war, und daher offenbar an den Obermain kam.
Auch über die Familie hat sie einiges herausgefunden. Etwa, dass er einen Stiefbruder namens Konrad hatte, während der andere Bruder Hans zusammen mit der Mutter Ursula die Glocken- oder Stockmühle betrieb, die später verpfändet werden musste. Dieser Bruder war vermutlich im Bauernkrieg maßgeblich beteiligt, weil er in den „Pfennigrechnungen“ aufgeführt wird, in denen die Entschädigungen der Bauern für die Verwüstungen in den Klöstern Langheim und Banz aufgeführt wurden. Die Mühle der Familie steht nicht mehr und vom Geburtshaus Adam Rieses ist nur noch das Kellergewölbe unter der heutigen Raiffeisenbank erhalten. Gespannt ist Adelheid Waschka auf weitere Neuigkeiten, wie etwa die Frage, ob Riese, in Annaberg während der Reformation den katholischen Glauben behalten konnte.
In der Biografie stellt Professor Rüdiger neben dem Leben von Adam Riese auch seine Leistung heraus, die Grundlagen der Mathematik vom Rechnen auf der Linie bis zum Bruchrechnen gelegt zu haben. Und das in einer Zeit, in der die meisten Menschen nur einfachste Addition und Subtraktion beherrschten. Die Lehrbücher, in denen er seine Erkenntnisse darstellte, waren noch Generationen später weit verbreitet.
Die Wirtschaft hat Riese durch seine Erfahrungen als Rezessschreiber im erzgebirgischen Silbergbergbau und durch seine Brotrechnungen, in denen er das Verhältnis von Getreidepreis, Brotgewicht und Brotpreis bestimmt und die von den Stadträten festgesetzt wurden, um allen Menschen den Kauf des täglichen Brots zu einem angemessenen Preis zu ermöglichen. So wird das Leben des Rechenmeisters eingebettet in die frühe Neuzeit mit den Anfängen des Frühkapitalismus. Damals erlebten das städtische Handwerk, der Bergbau und die Agrarproduktion einen großen Aufschwung und die Handelsbeziehungen dehnten sich weiter aus. Auch die Wissenschaften erlebten eine Blütezeit.
Nicht nur der Biografie wünscht Adelheid Waschka viel Aufmerksamkeit, sie möchte auch den Adam-Ries-Bund, der sich der Bewahrung des kulturellen Erbes des Rechenmeisters widmet, wieder stärker ins Bewusstsein rücken. Neben Veröffentlichungen über den Rechenmeister ist der Adam-Ries-Bund auch Träger des Adam-Ries-Museums in Annaberg-Buchholz und Ausrichter des Adam-Ries-Schülerwettbewerbs.
Eine regelrechte Begeisterung habe die Beschäftigung mit Adam Riese 1989 erlebt, als die Stadt nach der Grenzöffnung Kontakte zu Annaberg-Buchholz knüpfte, die allerdings nie in die angedachte Städtepartnerschaft mündete. Damals traten auch viele Staffelsteiner dem Adam-Riese-Bund bei, während es heute vielleicht noch 15 sind, schätzt Waschka. Sie würde sich ein stärkeres Interesse an dem Rechenmeister und seinem Erbe wünschen – gerade auch in den Schulen. Anstoß dazu könnte etwa ein Museumsbesuch geben.