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LICHTENFELS: Musste ins Amt „gedrängt“ werden

LICHTENFELS

Musste ins Amt „gedrängt“ werden

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    Am Wohn- und Geschäftshaus von Bürgermeister Andreas Mahr stand lange nach seinem Tod noch sein Name zu lesen (Aufnahme im August 2005). Erst bei der erfreulichen Sanierung vor zehn Jahren wurde der Schriftzug beseitigt.
    Am Wohn- und Geschäftshaus von Bürgermeister Andreas Mahr stand lange nach seinem Tod noch sein Name zu lesen (Aufnahme im August 2005). Erst bei der erfreulichen Sanierung vor zehn Jahren wurde der Schriftzug beseitigt. Foto: Dippold

    Die Andreas Mahr-Straße, nahe dem Meranier-Gymnasium, ist erst in den 1930-er Jahren entstanden. 1937 stand in ihr erst ein Haus (Nr. 4), im Jahr 1955 waren es dann fünf Wohngebäude. Der wohl bekannteste Bewohner der Straße war damals Adam Zasche (1902–1992), über viele Jahrzehnte hinweg Fachlehrer an der Korbfachschule und bis ins hohe Alter kunstfertiger Feinflechter.

    Von 1912 bis 1928 Stadtoberhaupt

    Namensgeber der Straße war ein ehemaliger Lichtenfelser Bürgermeister, nach dem sie bald nach seinem Tod benannt wurde. Andreas Mahr stand von 1912 bis 1928 an der Spitze der Stadt und erwarb sich daneben als langjähriger Kommandant der Freiwilligen Feuerwehr Verdienste um seine Heimatstadt.

    Ansässig war Andreas Mahr im Anwesen Coburger Straße 23. Dort betrieb, wohl ab 1853, sein gleichnamiger Vater seine Rotgerber-Werkstätte. 1878 übergab er den Besitz und die Werkstatt an seinen 25-jährigen Sohn. Andreas Mahr, dessen Name bis vor einem Jahrzehnt in großen Lettern an der Straßenfront des Hauses stand, legte die Gerberei 1911 still und beschränkte sich fortan auf den Lederhandel.

    Im Vereinsleben sehr aktiv

    Im Vereinsleben der Stadt war Mahr sehr aktiv. Namentlich kommandierte er von 1883 an über Jahrzehnte hinweg die Freiwillige Feuerwehr. Ab 1884 gehörte der liberale Politiker dem Kollegium der Gemeindeverordneten, ab 1890 dann dem Stadtmagistrat an.

    Als 1912 der 82-jährige Bürgermeister Adam Wenglein nach mehr als vier Jahrzehnten sein Amt niederlegte, kürte der Magistrat im Mai 1912 Andreas Mahr zum Nachfolger. Er lehnte jedoch die Wahl ab. Erst fünf Wochen später gab er dem Drängen seiner Mitbürger nach und übernahm, erneut gewählt, die Aufgabe. Im Juli 1912 wurde er in sein Amt eingeführt.

    Mahr stand in den schweren Jahren des Ersten Weltkrieges und der Nachkriegszeit der Stadt vor. Die in Lichtenfels überfällige, mit Rücksicht auf das städtische Gaswerk verschleppte Einführung einer flächendeckenden Stromversorgung setzte er als Stadtoberhaupt um.

    Im Februar 1928, im 75. Lebensjahr, trat Andreas Mahr als Bürgermeister zurück. Mit ihm endet die Reihe der ehrenamtlichen Bürgermeister von Lichtenfels.

    Fehlbeträge in der Kasse

    Im Dezember 1927 waren beachtliche Fehlbeträge in der Stadtkasse entdeckt worden; der dafür verantwortliche Stadtkämmerer wurde seines Amtes enthoben. Den Staatsbehörden gab dieser Vorfall den Anlass, auf die Anstellung eines hauptberuflichen, rechtskundigen Bürgermeisters zu drängen. Tatsächlich trat am 2. April 1928 der vom Stadtrat gewählte Rechtsanwalt Dr. Norbert Schier seinen Posten als Stadtoberhaupt an.

    Andreas Mahr starb im Januar 1931. Sein Sohn, Hans Mahr, hatte 1919 in seinem Elternhaus eine Wäscherei eingerichtet, die bis vor einigen Jahrzehnten bestand.

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