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SCHNEY: Bratheringe und Erbsenpüree

SCHNEY

Bratheringe und Erbsenpüree

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    Der Luther stand Joachim Wegner bei Tisch gut. Mit allerlei Anekdotischem wusste er zu unterhalten.
    Der Luther stand Joachim Wegner bei Tisch gut. Mit allerlei Anekdotischem wusste er zu unterhalten. Foto: Fotos: Markus Häggberg

    Um 18.05 Uhr wurde gegessen, um 19.03 Uhr abgedeckt und um 19.04 Uhr kam das Dessert dran. Soweit im Groben, was sich am Samstag im evangelischen Gemeindehaus zutrug. Doch der Programmpunkt „Essen wie zu Luthers Zeiten“ bot jede Menge Streiflichter zwischen Hobby-Köchen und Geschichte, Sprache und Geschmacksnerven.

    „Nicht mit der Hand schnäuzen, mit der man das Fleisch anfasst.“

    Martin Luther

    Bratheringe und Erbsenpüree seien das Lieblingsessen Luthers gewesen. Ob in dieser Kombination oder stets für sich, erzählte der als Luther verkleidete Joachim Wegner den rund 50 Gästen im Saal nicht. Aber über die Esskultur des 16. Jahrhunderts hatte er sich kundig gemacht. „Man spuckt nicht über den Tisch“ - „Nicht mit der Hand schnäuzen, mit der man das Fleisch anfasst“ oder „Wirf keine Abfälle unter den Tisch“ - alles Ratschläge, die Luther womöglich selbst einmal zu hören bekam. Wegner, tätig in der Erwachsenenbildung des Dekanats Michelau, war es auch, der dazu anregte, die derzeit im Gemeindehaus zu sehende Wanderausstellung über Luthers Leben und Zeit auch kulinarisch anzureichern. Doch die Männer, die das umzusetzen hatten, standen zu dieser Zeit noch in der Küche und hatten überhaupt seit 13 Uhr zu tun.

    Einer von ihnen ist Edwin „Edi“ Trölenberg, Gründungsmitglied der Lichtenfelser Hobby-Köche und gedanklich seit drei Wochen am Thema dran. Dabei, so das Gründungsmitglied des derzeit 26 Mitglieder zählenden Klubs, habe er sinniert, was bei Menschen des 16. Jahrhunderts so auf dem Speiseplan gestanden haben könnte. Dabei sei es„das erste Mal gewesen, dass unser Klub in die Vergangenheit gegangen ist“, so der einstige Geschäftsführer zweier Discount-Märkte. Selbst mit Molekularküche habe der Klub der Hobby-Köche während seines über 30-jährigen Bestehens Erfahrung gesammelt, nur eben nicht mit dem 16. Jahrhundert.

    Erbsen, Rüben, Wurzelgemüse

    Alles begann mit einer Bestandsaufnahme dessen, was damals in Deutschland üblich war: „Erbsen, Rüben, Wurzelgemüse - es gab ja (noch) keine Kartoffeln und die Menschen haben halt einfach Gerichte gemacht, die sie zerquetschen konnten.“ Darum, vielleicht auch wegen der damals schlechteren Zähne, sei es wohl bei den Pürees gegangen. Und um das, was sich gut lagern ließ: Linsen, Trockenfrüchte, Erbsen, wie Klub-Kamerad Reinhold Schorn anfügte. „Die haben auch viel mit Kräutern gearbeitet, also an den Bräten“, schiebt er nach und benennt Beifuß, Kümmel oder Wacholder. „Schweinebraten mit Erbsenpüree, Sauerkraut und Brot“, nennt „Edi“ Trölenberg das, was er und vier weitere Köche seit Stunden vorbereiten. 250 Gramm Fleisch pro Nase, weil es doch keine Sättigungsbeilage nach heutigem Verständnis gab. Auch habe Trölenberg Pfarrerin Tanja Vincent eine Kalkulation vorgelegt und daraufhin eingekauft. „Die haben relativ schnell Ja gesagt“, bestätigte Tanja Vincent. Auch sie stand an, als die Essensausgabe begann. Mancher im Saal holte sich seinen Teller ab, doch im Grunde sollte der Kirchenvorstand die Tischbedienung vornehmen. Doch nach den Begrüßungsworten der Pfarrerin war das Lob für die Köche allgegenwärtig. Dem schlossen sich auch junge Menschen an, so wie Eric (16), eingebunden in die Jugendarbeit und wohnhaft in der Schney. „Es ist immer schön, wenn es was zu essen gibt“, sagt er im Kreise seiner Freunde und nimmt noch Nachschlag. Zum Dessert gab es dann wieder durch Wegner informative Heiterkeiten zu Luther, zu seinem Jahrhundert und den darin vorkommenden Essensansichten. Für die meiste Erheiterung sorgte der Satz, wonach das Bierbrauen Frauensache war und Frauen zum „Bierkränzchen“ luden.

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