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BAD STAFFELSTEIN: Stephan Gagel: Ein Leben für die „Königlichen“

BAD STAFFELSTEIN

Stephan Gagel: Ein Leben für die „Königlichen“

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    Die Grada-Fans sind im Estadio Santiago Bernabéu für die Choreographien und die Stimmung zuständig.
    Die Grada-Fans sind im Estadio Santiago Bernabéu für die Choreographien und die Stimmung zuständig. Foto: Fotos: Archiv Gagel

    Die Luft brennt an diesem Abend über der spanischen Hauptstadt. Im Estadio Santiago Bernabéu von Real Madrid ist kein Platz mehr frei. Die Grada-Fans singen sich in ihrem Block im Unterrang warm, stimmen frenetische Lieder an und reißen so ein ums andere Mal die 81 400 Fußballfreunde mit. Es sind nur noch wenige Minuten bis zum Spiel, als die Fans vom Oberrang ein riesiges Banner in Weiß und Violett zu den Anhängern am Spielfeldrand reichen. „Defendamos el trono“ – „Verteidigen wir den Thron!“ ist darauf zu lesen. Die „Graderos“ geben Vollgas. Mitten drin: Stephan Gagel. Die Liebe zu Real Madrid geht beim gebürtigen Bad Staffelsteiner unter die Haut – im wahrsten Sinne des Wortes. „Una Pasión: Real Madrid, mi campeón de Chamartín“ ist mit schwarzer Tinte auf seinem Unterarm eingraviert. Die Tätowierung ist eine einzige Hommage an den Verein. Real Madrid, das ist Gagels Leben. So oft es nur geht, ist er bei seinen „Königlichen“ im Stadion, treibt seine Stars im Estadio Santiago Bernabéu vom Grada-Block aus mit Fangesängen nach vorn.

    „Alles fing an, als ich noch aktiver Fußballer beim TSV Staffelstein war. Ich stand im Tor, mein großes Vorbild war Real-Madrid-Legende Iker Casillas“, erzählt der heute 29-Jährige. „Und so habe ich mich immer mehr mit dem Verein befasst, habe Bücher gelesen und mich mit den Persönlichkeiten beschäftigt, die für die ,Königlichen' spielten und spielen.“ Die Weiß-Violetten zogen ihn in seinen Bann, haben ihn bis heute nicht mehr losgelassen. So sehr, dass Gagel mittlerweile „Madridista“ ist, also Mitglied bei Real Madrid. So sehr, dass er mittlerweile große Teile seiner Freizeit nach dem Spielplan der Kicker aus dem Stadtbezirk Chamartín ausrichtet.

    Steter Respekt vor dem Gegner

    Grada-Fans sind keine Ultras. Die „Graderos“ sind stattdessen der Stolz von Real Madrid. Sie brennen für ihren Verein, sie feuern ihn bedingungslos an, sie machen von der ersten bis zur letzten Minute Stimmung – und doch verlieren sie nie den Respekt vor dem Gegner, werden weder in Gesängen noch in Choreographien in ihrem Verhalten ausfällig. Nicht einmal dem Stadtrivalen Atlético gegenüber oder bei hitzigen Partien gegen den Dauerrivalen FC Barcelona. Deswegen sind die Grada-Fans auch so hoch angesehen. Sie machen jedes Spiel im Bernabéu-Stadion zum Erlebnis.

    Fünf Meter vom Rasen weg

    Stephan Gagel sitzt im Grada-Block ganz vorne, direkt hinter dem Tor, nicht einmal fünf Meter vom Spielgeschehen entfernt.

    Als eines von 354 Mitgliedern der internationalen Sektion der Grada-Fans RMCF Alemania/Austria hat er sich mit einer Leidenschaft und seinem Engagement diesen begehrten Platz verdient. Fünf Meter neben dem Wirkungskreis von Christiano Ronaldo zu sitzen, das würde gerne so mancher.

    Was Stephan Gagel an seinen Idolen sehr schätzt, ist ihre Fannähe. Selbst der hoch bezahlte Superstar Ronaldo ist den „Madrististas“ weit weniger hochnäsig gegenüber, als man es vermuten möchte.

    Gagels Liebling ist jedoch Marco Asensio, der für so manchen beste Linksaußen der Welt. Oder zumindest das beste Nachwuchstalent auf der Position. Auf seinem Handy hat er einen Schnappschuss mit sich und dem spanischen Nationalspieler immer dabei. Darüber hinaus Selfies mit Verteidigerlegende Roberto Carlos, mit Xabi Alonso und dergleichen mehr.

    „In der vergangenen Saison war ich bei neun Heimspielen und dreimal auswärts dabei: in München, Dortmund und bei Tottenham“, zählt er auf.

    „In der vergangenen Saison war ich bei neun Heimspielen und dreimal auswärts dabei.“

    Stephan Gagel, Real-Madrid-Fan

    Nur die Spiele gegen Nikosia ließ er in der Champions-League-Gruppenphase aus. Da Gagel frühzeitig bucht, sind die Flüge erschwinglich. Und als „Gradero“ sowie Fansektions-Mitglied kommt er einfacher an das Ticket für das Estadio Santiago Bernabéu.

    „Mittlerweile hat sich in ganz Europa ein starkes Real-Madrid-Fannetz aufgebaut“, erklärt Stephan Gagel. Fans, die untereinander oft Freunde sind. So trifft sich der Bad Staffelsteiner vor einem Heimspiel in der Regel mit einem „Gradero“ aus Luxemburg. Gemeinsam mit den anderen „Königlichen“ machen sie bereits vor dem Spiel in der Stadt kräftig Stimmung. „Das ist einer unserer Grundsätze: bedingungsloses Anfeuern!“

    Nach dem Spiel oder am Tag danach steht dann die Stadt selbst im Mittelpunkt: „Madrid ist einfach wunderschön und weit mehr als Fußball.“ Da Stephan Gagel mittlerweile in Spaniens Hauptstadt viele Freunde hat, braucht er sich um eine Schlafgelegenheit nicht zu sorgen. „Madridistas“ halten eben zusammen.

    Als ein Traum wahr wurde

    Stephan Gagels Real-Madrid-Erlebnisse sind emotional. Als Sergio Ramos 2014 im Champions-League-Finale gegen Atlético Madrid per Kopf in der Nachspielzeit einnickte und die „Königlichen“ ein verloren geglaubtes Spiel in Lissabon doch noch gewannen, da weinte Gagel vor Glück. „La Decima“ war perfekt, der zehnte Titel in der europäischen Königsklasse. Real Madrid verbuchte damals vier Titel in einer Saison: Es war die erfolgreichste Spielzeit in der Klub-Geschichte.

    Auf Stephan Gagels Unterarm findet sich, neben der Métro Santiago Bernabeú, der Plaza de Cibelles (hier feiert Real Madrid seine Titel) und einem Ausschnitt des legendären Stadions mit seinen charakteristischen Türmen, auch ein Champions-League-Pokal mit Strichliste. Wehmütig blickt der 29-Jährige auf die Trophäe. „Ich hätte eine personalisierte Karte für das Finale in Kiew bekommen“, sagt er. Doch eine andere Liebe hat die zu den „Königlichen“ an diesem Tag übertrumpft. „Der Opa meiner Freundin feiert Geburtstag.“ Schweren Herzens erhielt er den Zuschlag.

    Hoffen auf den Titel

    „Ich werde mir das Spiel also nur im Fernsehen ansehen. Nichts desto trotz hoffe ich, in der kommenden Woche das Tattoo ergänzen zu müssen.“ Um einen weiteren, den 13. Strich – für den Sieg beim bedeutendsten Fußball-Vereinspokalwettbewerb der Welt.

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