Der Umzug der Mitarbeiter des Klinikums Lichtenfels in den Neubau hat begonnen, doch die Patienten müssen sich noch fünf Wochen gedulden. Da noch einige Arbeiten und Sicherheitstests zu erledigen sind, werden die Betten erst am Samstag, 21. Juli, ins Green Hospital verlegt, nicht am 16. Juni, wie geplant. „Dann wird alles 100-prozentig funktionieren“, versichert Landrat Christian Meißner, der am Montag gemeinsam mit Krankenhausdirektorin Eva Gill und technischem Leiter Markus Semmelroch über das logistische Großprojekt informierte.
So groß ist die Anteilnahme der Bürger an ihrem neuen Klinikum, dass es schon zahlreiche Anfragen von freiwilligen Helfern gab, berichtet Eva Gill. Sie bittet aus Sicherheitsgründen darum, auf diese gut gemeinte Unterstützung zu verzichten und das Personal den Umzug bewältigen zu lassen. „Im Interesse der Patienten wollen wir wegen einigen Wochen früher oder später kein Risiko eingehen“, erklärt der Landrat. Schließlich handele es sich bei dem Großprojekt um ein Krankenhaus, bei dem die Menschen im Vordergrund stehen sollten. Nach sechs Jahren Bauzeit liege der Klinikumbau nicht nur im Zeitrahmen, sondern auch bei den Kosten sei mit 116,6 Millionen Euro eine Punktlandung erreicht worden.
„Alles auf Herz und Nieren prüfen“
Zurzeit geben sich die Mitarbeiter, die Möbel und Umzugskartons vom Altbau in den Neubau transportieren, mit den Handwerkern die Klinke in die Hand. Während Bauarbeiter auf einer Hubbühne letzte Arbeiten an der Fassade des Hauptportals ausführen, werden drinnen die Türen der Aufzüge justiert und Bodenfliesen abgedichtet. Der Hubschrauberlandeplatz ist am Montagmorgen abgenommen worden. Dch bevor der erste Rettungsflieger landen darf, muss die Übergabe der Patienten mit den Mitarbeitern geprobt werden, erklärt technischer Leiter Markus Semmelroch. Das gleiche gilt für die restliche Technik – vom Notstromaggregat, das am Wochenende erstmals sechs Stunden lief, bis zu den Computern der Ärzte, die noch nicht alle angeschlossen sind.
„Wir prüfen noch mal alles auf Herz und Nieren, damit alles 100-prozentig sicher ist, bis die Patienten kommen“, betont Semmelroch. Hunderte solcher technischer Abnahmen seien erforderlich, damit garantiert ist, dass alles funktioniert.
„Die Mitarbeiter können den Umzug kaum noch erwarten“, berichtet Krankenhausdirektorin Eva Gill. Eine Besonderheit im Klinikum ist, dass die Belegschaft kräftig mit anpackt und – bis auf den Patientenumzug – alles selbst macht. Dafür wurde aus versicherungstechnischen Gründen eine Spezialfirma engagiert. Dieser Einsatz sei nicht der Sparsamkeit geschuldet, sondern sei der Verbundenheit des Personals zu verdanken. Aufbruchsstimmung habe daher am Freitag geherrscht, als 30 Mitarbeiter des Klinikums und 30 freiwillige Helfer aus anderen Regiomed-Einrichtungen das Inventar der ersten Abteilungen in den Neubau geschafft haben.
„Bis auf die Verlegung der Patienten übernehmen die Mitarbeiter den Umzug selbst.“
Eva Gill, Krankenhausdirektorin
Seit dem Wochenende arbeiten die komplette Verwaltung und der Schreibdienst im Neubau. Auch viele Ärzte haben ihre neuen Büros bereits eingerichtet, pendeln aber zum Dienst noch in die bisherigen im Altbau. Über die moderne Bürotechnik freut sich Funktionsarzt Dr. Michael Manolopoulos von der Inneren Medizin. Nur den Blick auf Kloster Banz werde er vermissen. „Ein Kollege hat sich den Umzug leichter gemacht, indem er seine Bücher zum Verschenken anbot, da waren die Kartons gleich viel leichter“, scherzt er.
281 Betten und 2000 Umzugskartons
Rund 2000 Umzugskartons sind zu bewältigen, insgesamt 1800 Kubikmeter umfasse die Menge der Umzugsgüter, rechnet die Krankenhausdirektorin vor. Die Planung dafür habe eine Arbeitsgruppe mit Vertretern aller Abteilungen seit Januar mit Unterstützung einer Fachfirma erarbeitet. Eine besondere Herausforderung ist der Umzug des Computertomographen (CT), der etwa eine Woche in Anspruch nimmt. Für die Ab- und Aufbauphase wird ein Anhänger mit einem mobilen CT aufgestellt.
Spannend wird es am 21. Juli, wenn die Patienten verlegt werden. Von sechs Uhr morgens bis zum frühen Nachmittag sollen die 281 Betten verschoben werden, erläutert die Krankenhausdirektorin. Ziel sei eine Belegung von maximal 75 Prozent, weshalb an diesem Tag nur Notfall-Operationen vorgenommen werden sollen. Beginnend mit der Intensivstation werden die Patienten in ihren Betten über einen Zelttunnel mit Holzboden in den Neubau gebracht. Jeder wird von einem Arzt und einer Pflegekraft – ausgerüstet mit einem Mobiltelefon für Notfälle – begleitet. Nach der Ankunft wird der Name auf einer Liste abgehakt, damit niemand vergessen werden kann. Auch Patienten, die gut zu Fuß sind, müssen aus Sicherheitsgründen im Bett liegen. Nach der Intensivstation folgen die übrigen Abteilungen vom vierten Stock abwärts. Der Kreißsaal wird bis zum frühen Abend im Altbau betrieben, danach geht's im Neubau weiter. Das gleiche gilt für die Notaufnahme. „Da geht's um Minuten, ob ein Baby im alten oder im neuen Klinikum geboren wird“, scherzt der Landrat.
Für den technischen Leiter geht die Planung danach gleich weiter. Schließlich gilt es, die Nutzung des Altbaus vorzubereiten.
Das neue Klinikum Abschluss des Umzugs: 21. Juli 2018 Zu transportieren: 281 Betten, 2000 Umzugskartons, insgesamt 1800 Kubikmeter Baukosten: 116,6 Millionen Euro Bauzeit: Sechs Jahre Planungszeit: Neun Jahre