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MISTELFELD: Ausverkauf bei Hosen-Meier: Modehaus schließt nach 53 Jahren

MISTELFELD

Ausverkauf bei Hosen-Meier: Modehaus schließt nach 53 Jahren

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    Geschäftsaufgabe: Bernd und Grazyna Meier schließen ihr Traditionsunternehmen in Mistelfeld.
    Geschäftsaufgabe: Bernd und Grazyna Meier schließen ihr Traditionsunternehmen in Mistelfeld. Foto: Fotos: Gerhard Herrmann

    Betroffen reagierten viele Stammkunden auf die Nachricht, dass das Traditionsunternehmen Hosen-Meier in Mistelfeld schließt. „Seit Jahrzehnten kaufen wir hier ein, das könnt ihr doch nicht machen“, zitiert Geschäftsführer Bernd Meier eine Kundin. Einen Trost hat er für sie: Der Ausverkauf im Stammhaus wird mindestens bis zum Jahresende verlängert und den Laden in Bad Staffelstein wird seine Frau Grazyna mit einem vergleichbaren Angebot weiterführen.

    Leicht ist Bernd Meier, der das 1965 gegründete Textilunternehmen 1985 von seinem Vater Erich übernommen und ausgebaut hat, die Entscheidung nicht gefallen. Doch ein Nachfolger fehlt, da die Tochter als Bauingenieurin in Österreich tätig ist und der Sohn andere Pläne hat. „Und mit 69 Jahren ist es Zeit, ans Aufhören zu denken“, betont er.

    „Mit Qualität, modischer Aktualität und Termintreue haben wir uns eine Nische geschaffen.“

    Geschäftsführer Bernd Meier, über sein Erfolgsrezept

    Hinzu komme der immer härter werdende Preiskampf in der Textilbranche. „Viele Leute wollen es nur noch billig, und die Discounter verkaufen T-Shirts für drei Euro und Hemden für neun Euro – da ist es schwer mitzuhalten“, erklärt seine Frau Grazyna, die die Produktion der Kollektionen betreut hat. Stattdessen hat Bernd Meier auf Qualität und modische Aktualität gesetzt. Und das zu einem günstigen Preis, betont er. „Passt nicht, gibt's nicht!“, lautet die Devise bei Hosen-Meier, denn gerade für Menschen mit Übergrößen war das Modehaus in Mistelfeld die Adresse in der Region.

    Nehme man noch Zuverlässigkeit und Termintreue dazu, sei das Erfolgsrezept komplett, betont Bernd Meier. Damit hat der kleine Betrieb in Mistelfeld die Krisen der Textilbranche in den vergangenen Jahrzehnten überstanden, wegen der große Unternehmen wie die Striwa Insolvenz anmelden mussten.

    Krisen ist Bernd Meier gewohnt, denn als er 1985 die Firma von seinem Vater Erich übernahm, waren die Zeiten schon schwierig. „Die Textilbranche ist das Stiefkind der deutschen Wirtschaft“, scherzt er. Er stellte die Produktion von der Lohnfertigung für andere Firmen auf eigene Kollektionen um und führte EDV-Technik ein. Eine schwere Entscheidung war die Verlagerung der Produktion wegen der hohen Lohnkosten Anfang der 1990-er Jahre zuerst nach Gera und später nach Polen und Rumänien. „Das war bitter, aber die einzige Möglichkeit die Firma zu erhalten“, betont er. Übermächtig sei die Billig-Konkurrenz aus Fernost gewesen. Doch wegen der besseren Qualität setzte Meier weiterhin auf Fertigung in Europa.

    Bis zu 60 Mitarbeiter hatten damals Hosen in Mistelfeld gefertigt, nach der Produktionsverlagerung waren es noch rund 20, zuletzt sechs. Täglich rund 1000 Damen- und Herrenhosen produzierte das Unternehmen, in guten Zeiten sogar bis zu 3000. „Das ging nur mit einem guten Team, daher bin ich unseren Mitarbeitern für ihren Einsatz sehr dankbar“, betont Bernd Meier.

    Produktion für den Versandhandel

    „Zusammen halten“, lautete die Devise bei Hosen-Meier. Und wenn mal einige Mitarbeiter krank waren, saß auch die Unternehmer-Familie mit an der Nähmaschine, erinnert er sich. Hineingewachsen sei er in die Aufgabe und für seinen Vater sei immer klar gewesen: „Der Bu, der macht einmal die Firma weiter.“ Dabei interessierte sich Bernd Meier eigentlich mehr für Technik. Doch statt Physik zu studieren, absolvierte er die Fachschule für Bekleidungstechnik, wo er nicht nur lernte, einen Anzug zu schneidern, sondern auch die Produktion wirtschaftlich zu organisieren.

    Rund 60 Modelle entwarf das Team jeweils für die Frühjahrs- und Sommer- sowie für die Herbst- und Winterkollektion, in Produktion gingen dann etwa 40 davon. Die Entwürfe entstanden am PC in Mistelfeld und wurden als fertige Schnittmuster mit dem Plotter ausgedruckt. Viel Zeit investierten Bernd Meier und seine Frau Grazyna auch für den Besuch von Stoffmessen bis nach Paris oder die Abstimmung mit dem Hauptproduzenten in Polen.

    Namhafte Versandhändler wie das Atelier Goldner Schnitt setzten auf Qualitätsprodukte aus Mistelfeld. Auch für den Baur Versand, den Otto Versand, Quelle und Neckermann fertigte Hosen-Meier in früheren Jahren. Beliebt in der Region sind das Outlet in Mistelfeld und der Laden in Bad Staffelstein, die neben Hosen eigener Produktion das komplette Sortiment an Damen- und Herren-Oberbekleidung anbieten.

    An den Ruhestand ist für Bernd Meier so bald nicht zu denken, wenn er die Stapel auf seinem Schreibtisch und die gut gefüllten Verkaufsräume in Mistelfeld betrachtet. Außerdem trifft die vor einem Jahr bestellte Wintermode gerade ein. Und für das Firmengebäude sucht er einen Mieter. Doch er freut sich schon auf Mußestunden, um seiner Leidenschaft für die Waldarbeit nachzugehen. Auch bei Arbeiten am selbst gebauten Haus entspannt sich der Tüftler. Und zu seinem 70. Geburtstag will seine Frau Grazyna eine größere Reise organisieren. Dazu fehlte bisher die Zeit.

    Firmengeschichte 1965 wurde die Firma Hosen-Meier gegründet. Firmensitz war zunächst in Lichtenfels, ab 1971 in Mistelfeld. Rund 1000 Hosen täglich produzierte das Unternehmen, in Spitzenzeiten bis zu 3000. Vor der Verlagerung der Produktion nach Gera und später nach Polen arbeiteten bis zu 60 Mitarbeiter in Mistelfeld, später waren es rund 20, zuletzt sechs. Den Laden im Bad Staffelstein wird Grazyna Meier mit einer Mitarbeiterin weiterführen.

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