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LICHTENFELS: „Way Of Darkness“-Festival: Einhörner unter Schwermetallern

LICHTENFELS

„Way Of Darkness“-Festival: Einhörner unter Schwermetallern

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    Mehrere tausend Anhänger der schwarzen Szene feierten am vergangenen Wochenende das Way Of Darkness Festival in der Stadthalle in Lichtenfels.
    Mehrere tausend Anhänger der schwarzen Szene feierten am vergangenen Wochenende das Way Of Darkness Festival in der Stadthalle in Lichtenfels. Foto: Fotos: Manuel Stark

    „Weg der Dunkelheit“ ist der Name des Festes, das am Wochenende in der Stadthalle zelebriert wurde. „Way Of Darkness“. Auch wenn die Auftritte der Musikgruppen aus ganz Europa bis in die späten Stunden der Nacht andauerten, haben die dunklen Stunden des Tages nichts mit dem Namen des Festivals zu tun.

    Am Freitag und Samstag spielen beim „Way Of Darkness“ vor allem Gruppen der Black-Metal Szene auf. Black Metal ist dafür bekannt, sich ein düsteres, ein dunkles Image zu geben. Manche Bands flechten in die Namenslogos ihrer Gruppen umgedrehte Kreuze ein, andere spielen mit Schriftzügen die an Knochenskelett erinnern, wieder andere ordnen ihre Buchstaben in Form von Fledermausflügeln oder anderen „dunklen“ Formen.

    Viele Vorurteile

    In der Anfangszeit des Black Metal waren die Fans und Angehörige der Szene oft als Satanisten und Kultisten verschrien. Gerüchte waberten durch Filme, Bücher und Berichte. Manche würden sich in der Nacht sammeln um in dunklen Ritualen Schweine oder Kälber zu schlachten oder sich in Fruchtbarkeitsritualen auf einem Pentagramm zu ergehen. Andere sollen in Gruppen wild untereinander herum gemacht haben. Drogen. Sex. Jeder mit jedem. Teilweise auf den Gräbern eines Friedhofs.

    „Ehrlich: das sind alles total liebe Menschen hier.“

    Philipp Kreitz, Festivalbesucher

    Spricht man einen der Besucher auf diese alten Vorurteile an, erntet man Grinsen. „Natürlich! Und wieso alt? Das ist doch immer noch so, sagt Nathalie Becker. „Morgen hab‘ ich ein Date mit drei Männern auf dem Friedhof in Lichtenfels. Vier, wenn man meinen Freund mitzählt. Aber der wird nur daneben stehen. Einer muss ja noch das Kalb schlachten, in dessen Blut wir nach der Orgie baden.“ Die 21 Jahre alte Industriehandels-Kauffrau aus Kulmbach steht rauchend vor der Stadthalle, aus den offenen Türen hinter ihr wummern Bässe und Gitarrenklänge. „Joa, die Olle sucht sich immer solche Pfeifen aus. Veganer und so a Gschwaddl. Da bleib ja nur noch ich fürs Kalb“, ergänzt Philipp Kreitz, ihr Freund. Er wirft ihr gespielt vorwurfsvolle Blicke zu.

    Wie ein Holzfäller

    „Mal ehrlich“, sagt sie, „wir sind beide Veganer. Es gibt so viele Vorurteile auf der Welt. Ich wäre ja völlig bescheuert, würde ich das ernst nehmen.“ Ihr Freund nickt. „Ich als ITler habe nur deshalb meinen Keller verlassen, weil die Sonne nachts nicht scheint“, sagt er. Dabei erinnert Philipp Kreitzs Äußeres eher an einen kanadischen Holzfäller: dichter Wangenbart, muskulöse Statur, Oberarme, die drohen, beim Anspannen sein Shirt zu zerreißen. „Ehrlich: das sind alles total liebe Menschen hier“, sagt er.

    Aber wenn alle so lieb sind, weshalb dann das Gehabe um umgedrehte Kreuze, Särge und Dunkelheit? Schulterzucken von Kreitz. Seine Freundin führt mit der Rechten ihre Zigarette an die Lippen, mit der Linken winkt sie ab.

    Der mit den Einhörnern

    In all dem Schwarz leuchten die beiden Einhörner fast, die Pascal Heymann sich auf die Schultern gebunden hat. Es sind die beiden Plüsch-Einhörner Betty Ingong und Tochter Asgar. Vor zwei Jahren tauchte er mit Betty das erste Mal beim Ragnarök-Festival auf und entfachte damit einen kleinen Hype um sich und seine Begleiterin. Während des darauffolgenden Jahrs kam dann die kleinere Asgar dazu – und der Hype verstärkte sich.

    Damals erzählte Heymann noch, wer der Vater von Asgar sei, das bleibe ein Rätsel. Er hat Neuigkeiten: mit der Scharen, die nach Lichtenfels gekommen seien, habe auch ein betrunkenes männliches Einhorn seinen Weg in die Korbstadt gefunden. Der Vater von Asgar? „Ein Vaterschaftstest ist bei Einhörnern immer etwas schwierig. Aber wir sind dran“, verspricht Heymann. Falls alles gut geht, könne man beim nächsten Fest Familieneinheit feiern.

    Pascal Heymann, Einhornzüchter, Metal-Mensch mit Bart und Kutte. Wer, wenn nicht er, muss eine Antwort darauf wissen, wie liebe Menschen und der Weg der Dunkelheit zusammenpassen. „Naja, das hier ist wahnsinnig bunt. Die ganze Inszenierung ist eigentlich egal. Hauptsache Mukke und Stimmung sind gut. Und beides ist einfach geil hier.“

    Währenddessen wummern drinnen die Bässe, wechseln mit einem Gitarrensolo und Gesang, den ungeübtes Ohr nicht verstehen kann. Die Bands tragen Namen wie „Desaster“, „Revel in Flesh“ und „Soulburn“. Sechs Jahre lang fand das „Way Of Darkness“ nicht in Lichtenfels statt, nun sind ist die Stadthalle voll, sobald einer der Musikgruppen die Bühne betritt. Eine Rückkehr auch fürs nächste Jahr? Das muss sich zeigen.

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