Die Weismainer waren die ersten, die alle ihre Ergebnisse der Landtagswahl am Sonntag Abend übermittelten. In den Stimmbezirken dort erreichte der CSU-Kandidat Jürgen Baumgärtner mit 53 Prozent ein Traumergebnis. Der AfD-Kandidat holte das zweitbeste Ergebnis. Bei den Zweitstimmen schoben sich die Freien Wähler hinter der CSU (52,5 Prozent) mit 12,9 Prozent auf Rang zwei.
Das Weismainer Ergebnis ist zwar nicht ganz aussagekräftig für den gesamten Stimmkreis Kronach-Lichtenfels und auch nicht für die Wahl im heimischen Landkreis. Es zeigt aber einerseits, dass CSU-Mann Jürgen Baumgärtner großes Vertrauen genießt und als mit Abstand geeignetster Kandidat für den erneuten Direkteinzug in den Landtag bewertet wurde. Andererseits macht das Ergebnis in Weismain klar, dass sich auch am Obermain die politische Landschaft verändert hat. Die AfD erzielte bei Erst- und Zweitstimmen ein zweistelliges Ergebnis.
Der CSU-Direktkandidat wurde mit großem Abstand erneut in den Landtag gewählt. Der Trend bis Redaktionsschluss zeigte, dass er sein Ergebnis von der vergangenen Landtagswahl 2013 (48,32 Prozent) mit deutlich geringeren Verlusten im Vergleich zur gesamten Partei halten konnte.
Erschreckend sei das gute Abschneiden der AfD, betonte der 45-Jährige am Abend. Den herben Verlust der eigenen Partei in Bayern wollte er nicht kleinreden: „Das ist eine große Niederlage für uns.“ Jetzt gehe es darum, zügig eine neue Regierung zu bilden, nicht um Personalpolitik. „Ich stehe hinter Ministerpräsident Söder“, fügte Baumgärtner hinzu. Weitgehend alleine stehe er wohl mit seiner Präferenz für den Koalitionspartner da. Baumgärtner setzt hier auf die Grünen. Die Themen Klimaschutz, Flächenverbrauch und Umwelt müssten mehr Widerhall in der christsozialen Politik haben. Und auch der Buchstabe „C“ sei ihm in der Migrationspolitik wichtig. „Menschen, die sich in unserer Gesellschaft integrieren, sollen eine Chance bekommen“, meint der Abgeordnete.
SPD-Direktkandidat Dr. Ralph Pohl bezeichnete das Ergebnis seiner Partei in Bayern und im Stimmkreis als eine „katastrophale Niederlage.“ Gemessen am Einsatz, den er für die Wahl geleistet habe, sei sein Ergebnis für ihn „enttäuschend.“.
Die Zahlen seien eine klare Botschaft an die SPD-Zentrale in Berlin, dass es „so nicht mehr weiter geht.“ Pohl schreibt der Großen Koalition und den Streitereien dort eine Teilschuld am Bayern-Ergebnis zu. In Bayern hätte die Partei „mehr zuspitzen müssen.“ Es gebe offensichtlich einen „deutlichen Trend gegen die SPD“, so Pohl weiter. Er könne nicht erkennen, dass die angekündigte Erneuerung der SPD begonnen habe, wie nach der Bundestagswahl angekündigt. „Das geht viel zu langsam.“
„Sehr zufrieden“ mit dem Ergebnis für sich und seine Partei zeigte sich Direktkandidat Michael Zwingmann (Freie Wähler). „Wir werden heute noch länger feiern,“ so der IT-Manager weiter. Es zahle sich aus, eine „Politik der Mitte“ zu machen. Zwingmann meinte, die Chancen für eine Regierungsbeteiligung in München stünden gut. „Wir scheuen uns nicht, Verantwortung zu übernehmen,“ sagte er.
Geschockt zeigte sich der CSU-Kreisvorsitzende, Landrat Christian Meißner, vom Abschneiden der AfD. Dies müsse für die CSU auch vor Ort Folgen für die künftige Auseinandersetzung mit dieser Partei haben. Dies sei allerdings schwierig, weil die AfD außer einem Thema „nichts Inhaltliches“ anzubieten habe.
Grüne in Feierstimmung
Die Sektkorken knallten bei den Grünen nach den ersten Hochrechnungen. Direktkandidatin Edith Memmel feiert mit ihren Parteifreunden im Lichtenfelser Restaurant „Namaste“. „Wir haben uns alle sehr gefreut, das tut gut nach dem engagierten Wahlkampf“, betont sie. Denn gerade in der Anfangsphase seien die Prognosen nicht so gut gewesen wie in den vergangenen Wochen. Dass es obwohl sie landesweit zweitstärkste Kraft (17,8 Prozent) geworden sind, für eine Regierungsbeteiligung nicht reicht, macht die Töpfermeisterin aus Mitwitz nicht unglücklich: „Es wäre schwierig gewesen mit der CSU Kompromisse zu finden“. Wichtiger sei es ihr, dass es gelungen ist, durch gemeinsames Engagement gegen Hass und Gewalt die AfD zurückzudrängen. Schlimm genug, dass die mit fast elf Prozent viertstärkste Kraft geworden seien.
Zufrieden ist Memmel mit ihren 11,16 Prozent und stolz, dass sie im Landkreis Lichtenfels mit 11,75 Prozent noch mehr Direktstimmen geholt hat als im Heimatlandkreis Kronach (10,21 Prozent). Dass die Grünen auch bei den Zweitstimmen in Lichtenfels gepunktet haben, erklärt sie mit den ländlicheren Strukturen im Kronacher Raum.
Nach Feiern ist Detlef Rauh von der AfD nicht zumute, auch wenn er sich freut, dass seine Partei in den Landtag einziehen wird. „Zweistellig ist akzeptabel, aber mit 13,5 bis 14 Prozent habe ich schon gerechnet“, gesteht er. Und, dass er bei Wahlveranstaltungen vor zu viel Euphorie gewarnt habe, da die CSU seit Generationen in Bayern verwurzelt ist. Offenbar hätten die Freien Wähler der CSU mit ihrer erfolgreichen Kampagne zur Abschaffung der Straßenausbaubeiträge viel Munition weggenommen. Dass er im Landkreis Lichtenfels besser abgeschnitten hat als im eigenen Landkreis Kronach erklärt er mit „Neidern“ und damit, dass viele nicht mehr zur Wahlurne gingen. „Wichtig ist, dass die AfD erstmals in den Landtag einzieht und in der Opposition Themen für die Zukunft anspricht“, betont er.
„Wir hoffen noch, dass es bei den fünf Prozent bleibt und die FDP wieder in den Landtag einzieht“, sagt Direktkandidat Harald Bischoff aus Köttel. Mit seiner Frau verfolgt er die Hochrechnungen und die Spannung steigt, weil er eigentlich mit sieben Prozent gerechnet hätte. Auch wenn es für eine Regierungsbeteiligung wegen der Stärke der Freien Wähler nicht reiche, sei es wichtig, wieder im Parlament Flagge zu zeigen. Bischoff dagegen will sich jetzt auf die Kommunalpolitik konzentrieren.
Bei Redaktionsschluss waren 251 von 297 Stimmbezirken ausgezählt. Die Wahlergebnisse sind einzusehen unter: https://wahl.mainpost.de/landtagswahl-bayern-2018/85683/.