Als Manuel Stark im Schwarzwald an einer neuen Geschichte arbeitet und dafür recherchiert, bekommt er plötzlich einen Anruf vom Bayerischen Journalistenverband. Einen Anruf, mit dem der 26-Jährige nicht gerechnet hätte. Ob er für den 30. November schon irgendwelche Pläne habe, fragt die Stimme am anderen Ende der Leitung.
30. November, auf Anhieb weiß er nicht, was an diesem Tag sein soll, und überlegt. Dann fällt Manuel der Helmut-Stegmann-Preis ein, der genau an dem Tag in Frankfurt verliehen wird. Aber das kann nicht sein. War es doch schon eine große Überraschung für ihn, überhaupt nominiert worden zu sein. Geschweige denn, in die engere Auswahl zu kommen.
Spät realisiert
Journalistenschüler aus ganz Deutschland streben diesen Preis an – es ist die renommierteste Auszeichnung für Nachwuchsjournalisten. Und unter all diesen soll nun er diesen Anruf bekommen? „Du hast gewonnen, Manuel“, sagt die Stimme. Manuel kann es nicht fassen.
Bis zuletzt hält dieses Gefühl an, bis kurz vor der Preisverleihung. Das Gefühl der Überwältigung.
„Beim Obermain-Tagblatt habe ich so viel für mein späteres Schreiben gelernt. Ich bin sehr dankbar für diese Zeit.“
Manuel Stark, Marktzeuln
Aber auch der Unsicherheit, ob tatsächlich er dafür ausgewählt wurde, diesen Preis verliehen zu bekommen. „Ich habe oft gedacht, dass es vielleicht eine Verwechslung geben muss“, meint Manuel und lacht.
Dann wird sein Foto über den Beamer an die Wand geworfen. Zusammen mit seinem Namen und der Unterschrift „Sieger 2018“. Keine Verwechslung. „Als ich dann schließlich den Preis in Händen hielt, habe ich es erst realisiert“, sagt der Marktzeulner, der sich gegen eine starke Konkurrenz durchgesetzt hat.
Journalistenschüler aus ganz Deutschland sind für diesen Preis mit ihren Texten ins Rennen gegangen. Jede Schule nominiert dazu ihre besten Absolventen. Für die Deutsche Journalistenschule (DJS) wurde Manuel ausgewählt, was „allein schon ein großer Erfolg“ gewesen ist, sagt er im Interview mit dieser Redaktion. Mit seinem Artikel „Geteiltes Leid“ konnte er dann im nächsten Schritt die sechsköpfige Jury von sich überzeugen. Darin begleitete der Marktzeulner ein Jahr lang die Eltern seines verstorbenen Schulkameraden. Schilderte, wie die beiden mit der Trauer um den Verlust ihres Sohnes umgehen. Ihr einziges Kind war bei einem Motorradunfall ums Leben gekommen. Starks Reportage erschien im Magazin der Süddeutschen Zeitung (SZ).
Wie Manuel eine solche Geschichte strukturieren und ausarbeiten muss, lernte er vor allem durch das Schreiben in lokalen Redaktionen. Beim Obermain-Tagblatt machte er schon während der Schulzeit ein Praktikum - und war fürs OT auch jahrelang als freier Mitarbeiter tätig. Übte dort das Handwerk, erlernte die Grundlagen des journalistischen Schreibens.
Grundlagen, auf die er nicht nur für lokale Artikel zugreift, sondern auch für überregionale Geschichten, die er etwa für „Spiegel“, „SZ“ oder „Zeit“ veröffentlicht. „Beim OT habe ich so viel für mein späteres Schreiben gelernt. Ich bin sehr dankbar für diese Zeit“, verrät der Marktzeulner.
Brennt sich ins Gedächtnis ein
Für den Preis, den der Bayerische Journalisten-Verband (BJV) und die Deutsche Journalistenschule (DJS) verleihen, können sich die SchülerInnen aller in Deutschland anerkannten Journalistenschulen bewerben. BJV-Schatzmeister Markus Hack überreichte ihn am Freitag an den DJS-Absolventen Stark. Laudatorin war Ursula Ott, Chefredakteurin von chrismon. DJS-Leiterin Henriette Lowisch kommentierte per Twitter: „Wenige Storys brennen sich so ins Gedächtnis ein wie ,Geteiltes Leid' von Manuel Stark.“
Das Redaktionsteam des Obermain-Tagblatts gratuliert ihrem Kollegen Manuel Stark ganz, ganz herzlich.