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LICHTENFELS: Heiliger Abend - welche Geschenke gab es früher?

LICHTENFELS

Heiliger Abend - welche Geschenke gab es früher?

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    An den Feiertagen besuchte man, wenn es das Winterwetter erlaubte, mit dem Pferdeschlitten die Verwandtschaft. Eine Aufnahme von 1920 auf dem Altenkunstadter Marktplatz.
    An den Feiertagen besuchte man, wenn es das Winterwetter erlaubte, mit dem Pferdeschlitten die Verwandtschaft. Eine Aufnahme von 1920 auf dem Altenkunstadter Marktplatz. Foto: Repros: Andreas Motschmann

    In den vergangenen Wochen wurden per Onlineshop oder in den Geschäften viele Geschenke eingekauft, aber vielleicht fehlen noch welche! Leider haben die wenigsten von uns eine Vorstellung, welche Geschenke es früher zu Weihnachten gab.

    Bescherung für wenige Kinder

    Im Mittelpunkt des Weihnachtsfestes steht heute die Bescherung. In unserem Kulturkreis gibt es erst ab dem 16. Jahrhundert Berichte über eine Kinderbescherung. Diese betrafen aber nur einen kleinen Teil der Bevölkerung. Es waren vor allem Kinder adliger und großbürgerlicher Familien, die Geschenke vom „Christkind“ bekamen.

    Bei den Katholiken war, je nach Region, sogar bis an die Schwelle des 20. Jahrhunderts der Nikolaustag am 6. Dezember auch der Tag der Weihnachtsbescherung. Diese wurde nach und nach auf den Heiligen Abend und den 1. Weihnachtstag verlegt; die Geschenke brachte von nun an das Christkind. Der Grund der Veränderung waren Martin Luther und seine Anhänger. Da die Heiligen im Protestantismus nicht mehr erwünscht waren, durfte kein katholischer Heiliger als Gabenbringer erscheinen, sondern Christus selber, personifiziert im „Christkind“.

    Erfolg hielt sich in Grenzen

    Noch im Jahr 1535 bescherte der Nikolaus die Kinder in Martin Luthers Familie. Zehn Jahre später brachte der heilige Christ allein oder mit dem Bischof zusammen den Kindern als fromme Märchengestalt die Gaben. Der Erfolg für die Veränderung hielt sich aber in der Bevölkerung in Grenzen. Der Kirchenkalender von Martinus Bohemus (Wittenberg, 1608) weist die Protestanten nachdrücklich darauf hin, dass nicht der Nikolaus, sondern das Christkindlein alles Gute an Leib und Seele schenke. Dahinter verbarg sich nicht wie in der katholischen Glaubensvorstellung das Jesuskind in der Krippe, sondern eine eher weibliche Gestalt.

    So genannte Christkindchen-Märkte, wie sie aus dem 17. Jahrhundert in vielen protestantischen Städten belegt sind, sollten Luthers Ideen noch populärer machen und den Gedanken an Sankt Nikolaus verdrängen.

    Ab dem 19. Jahrhundert kommt es zu einer Verbreitung des Schenkens anlässlich von Weihnachten. Seine heutige Form und Bedeutung erlangte es mit dem Aufstieg des Bürgertums. Weihnachten wurde zum Fest des Jahres schlechthin. Es entwickelte sich vom religiösen Feiertag, mit dem Höhepunkt des Kirchenganges, zum familiären Beisammensein. Dabei war und ist besonders in der heutigen Zeit die Bescherung die Krönung von Weihnachten.

    Als Geschenke vor allem Kleidung

    Doch wie lief die Bescherung vor Generationen am Obermain in den Dörfern ab, und welche Geschenke gab es? Zunächst wurde nach getaner Arbeit am Heiligen Abend gegessen. Ein Aufstehen beim Essen war untersagt, weil sonst im kommenden Jahr einer der Anwesenden sterben müsste. Die Kinder mussten auch ihren Teller leer essen, sonst komme die „Eiserne Berta“. Und vor der hatten die Kinder große Angst. Nach dem Abendessen befahl der Bauer, dass jeder sein Sonntagsgewand anziehen solle, und so gingen alle in ihre Schlafkammer und machten sich zurecht.

    Alle waren beim Umkleiden in Gedanken bei den Geschenken. Würde so mancher heimlicher Wunsch erfüllt werden, oder gab es das Gleiche wie jedes Jahr? Die Mägde dachten an Schuhe, Kleider, Röcke, Schürzen und Bettwäsche. Die Knechte an Stiefel, Hemden und Hosen. Der Bauer erinnerte sich an die letzten Gaben mit ein Paar Socken, einem Hemd und vielleicht gibt es in diesem Jahr wieder ein Päckchen Tabak. Die Bäuerin dachte wie die Magd an Kleidung.

    Sehnsucht nach Lebkuchen

    Die Kinder hatten im Haus ebenso den Kopf voll von Geschenken. Die Mädchen von Puppen und Puppenstuben, die Buben vom Schaukelpferd und einer Trompete. Auch gab es für die Großeltern und für die ledige Tante, welche mit im Haus wohnten, kleine Kleidergeschenke. Natürlich warteten alle sehnsüchtig auf Lebkuchen, Plätzchen und Nüsse, denn in den vorherigen Wochen war eine Fastenzeit.

    Schürze für Magd, Stiefel für Knecht

    Vor der guten Stube trafen sich alle. Wenn die Kinder klein waren und noch an das Christkind glaubten, war die Tür verschlossen. Von innen hing ein Tuch vor dem Schlüsselloch, damit die Kinder nicht durchschauen konnten. Eine Magd oder die Mutter war auf einmal kurz verschwunden, die Kinder hörten das Klingeln einer kleinen Glocke. Bestimmt war jetzt das Christkind drinnen und bringt die Geschenke!

    Nun mussten noch alle warten, bis es verschwunden war. Erst dann wurde die Wohnstube geöffnet. Da leuchteten besonders die Augen der Kinder beim Anblick des Christbaums; gleich schweifte der Blick zum Gabentisch. Doch auch jetzt mussten sich besonders die Kinder gedulden. Denn nun sangen alle gemeinsam ein Weihnachtslied. Danach wurde in vielen Haushalten noch ein Vaterunser gebetet. Erst dann durften die Kinder ihre Geschenke sehen, die von einem Tuch abgedeckt waren.

    Waren Mägde und Knechte im Haus, so bekamen diese von den Bauersleuten ihre Geschenke auf dem Tisch zugewiesen. Oft gab noch der Bauer ein paar Mark Weihnachtsgeld dazu. Die Kinder waren mit dem Spielen und den neuen Geschenken beschäftigt; dann stand eine Weihnachtskrippe noch am Christbaum, die auch zum Spielen anregte.

    Frühzeitig zu Bett

    Die Männer zogen an ihren Tabakspfeifen und die Bäuerin und die Magd holten noch ein paar Bratäpfel aus dem Ofen. Doch oft wollten die Kinder nichts davon essen, denn das Spielen war wichtiger. Auch schlief das eine oder andere kleine Kind schon vorher ein. Später gingen alle frühzeitig zu Bett, denn am 1. Weihnachtsfeiertag stand die Frühmesse an - dorthin musste zu Fuß bei Wind und Wetter gegangen werden.

    Am 1. oder 2. Feiertag kamen auch noch die Paten zu Besuch: So bekamen die kleinen Kinder nochmals kleine Geschenke. Auch besuchte man zu Fuß, oder wenn es das Winterwetter erlaubte, mit dem Pferdeschlitten die Verwandtschaft. In einigen Dörfern zogen früher die Lehrer oder der Kantor mit seinem Chor durch die Gassen, dabei bekam nicht nur der Lehrer, sondern bekamen auch die Schüler kleine Geschenke. Dieser Brauch hielt sich in den ländlichen Gemeinden Oberfrankens nur bis ins 18./19. Jahrhundert.

    Nach dem Zweiten Weltkrieg

    Besonders nach dem Zweiten Weltkrieg gab es nochmals eine große Veränderung. In unseren Dörfern und kleinen Städten gab es kaum Knechte und Mägde. Flüchtlinge kamen aus Ostpreußen, Pommern und Schlesien in unserem Landkreis und brachten neue Weihnachts- und Geschenktraditionen mit.

    Nach den Entbehrungen in der Nachkriegszeit kamen mit dem Wirtschaftswunder vor 50 Jahren andere Geschenke auf den Gabentisch. Für Mädchen wurden aufwendige Puppenstuben oder Kaufmannsläden gebaut oder gekauft. Die Buben bekamen ihre Modelleisenbahn oder Baukästen, womit auch der Vater gerne mitspielte. Neben dem Fußball waren Sportgeräte wie Rollschuhe, Hula-Hoop-Reifen oder ein Springseil sehr begehrt. Ebenso wurden immer mehr Gesellschaftsspiele und Puzzles verschenkt und der Plattenspieler brachte nicht nur Kinderaugen zum Strahlen.

    Und wie erleben wir, zu Beginn des 21. Jahrhunderts, den Heiligen Abend? Heute beginnt oft schon am frühen Nachmittag die Bescherung. Da kommen Opa und Oma mit den Geschenken zu Besuch und später Onkel und Tante. Am frühen Abend kommen dann noch die Geschenke der Eltern und Geschwister.

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