„Vollrind-Ledergürtel“ – das ist keine Beschimpfung, das ist ein Angebot. An einem Stand in der Stadthalle ließ sich am Samstag und Sonntag so etwas kaufen. Motorradmessen bieten vielerlei Interessantes auch abseits von PS. Der Lichtenfelser Ausstellung sagen Händler nach, eine besonders geeignete zu sein.
Heiko Höbelt hat so seine Erfahrungen. „Wenn die erste Frage lautet: ,Was kostet der Spaß?‘, weiß ich, das wird nix“, so der Mann zum Kaufverhalten auf Messen. Hingegen Messebesucher, die nach Details fragen, die kauften deutlich mehr. Höbelt muss es wissen, er hat mit seinem Kompagnon Frank Wachsmann eine fränkische Firma rund um Schmieröle. Im Laufe eines Sommertages könne ein solches Öl seine Flussgeschwindigkeit um 410 Prozent beschleunigen.
Um diese Erkenntnis an den Mann zu bringen, seien kleine Messen wie diese besser, weil die Menschen dann nicht im Stechschritt durch die Hallen gingen. Nichtsdestotrotz seien Höbelts und Wachsmanns Produkte eher in Schleswig-Holstein denn in Franken bekannt.
Doch unter den insgesamt 30 Ausstellern gehören auch sie zu denen, die gar keine Motorräder dabei haben. Und auch wer diese Messe aufsucht und auf leicht beschürzte Frauen hofft, die sich auf Motorrädern rekeln würden, der ist einem Klischee aufgesessen. So sieht es bei Motorradmessen in Lichtenfels kaum aus, es ist nicht einmal gesagt, dass hier überwiegend Motorräder die Schaustücke bilden. Nahezu die Hälfte der Ausstellungsfläche von Foyer und Haupthalle ist von Anbietern für Motorradbekleidung in Beschlag genommen.
Darunter gibt es Ausgefallenes wie die Produkte der Firma, die auf Kommunikation zwischen Fahrer und Sozius setzt und Funkverkehr berücksichtig. Irgendwo am Ende im Hallengelände findet sich auch der Stand der „Fichtenranch“. Auch hier kein Motorrad, aber jede Menge gastronomische Auskunft zu einem „Westerntreff“ für Biker.
Aber Motorräder gab es natürlich auch. Ein Trend auf der Messe könnte sich mit dem Wort „Scrambler“ zusammenfassen lassen. Ein „Scrambler“ ist eine Straßenmaschine, die einen Tick geländegängiger gemacht wurde. Die alljährlich kommenden Messebesucher Klaus und Hannelore Hafemeister fanden aber weniger Interesse an der trendigen Neuigkeit als vielmehr an einer trendigen Rückkehr. Honda hat nämlich ein Motorrad zurückgebracht, das früher als „Mokick“ bekannt war. „Ich find' die drollig“, so die Neustadterin (b. Coburg) Hannelore Hafemeister über die Maschine.
Vernünftige Bahnen
4000 oder gar 5000 Euro können große Messen in großen Städten einen Aussteller kosten. Dann kommen noch Übernachtungskosten dazu und – schwups – ist man bei 7500 Euro Ausgaben. In Lichtenfels nicht, hier sei alles noch in vernünftigen Bahnen. Derjenige, der damit zum wiederholten Mal zu tun hat, ordnet, organisiert und sogar ein Motorradmagazins („Zweirad“) herausgibt, heißt Mathias Thomaschek. „In Lichtenfels nehmen die Besucher mehr Zeitungen mit als in größeren Städten“, erklärt er zu seinem 32 Seiten starken Blatt.
1000 Besucher dürften am Samstag gekommen sein, am Sonntag wurde mit 2000 gerechnet. 2020 wird die nächste Messe mit Thomaschek sein.
Mehr Bilder der Motorradmesse finden Sie unter www.obermain.de