Andreas Thamm hat es sich auf einem Stuhl bequem gemacht. Vor ihm ein Mikrofon und ein ganzer Haufen gespitzter Ohren, bereit, ihm zuzuhören. Andreas holt ein Buch hervor, schlägt es auf. In großen Lettern steht sein Name darauf. „Ich hab halt ein Buch geschrieben“, begrüßt Andreas die Gäste im gefüllten Saal. Ganz bescheiden, scheinbar keine große Sache. Nachdem Andreas den Beginn seiner Geschichte vorgelesen hat, hält er kurz inne, greift zu seinem Bier, nimmt einen Schluck. „Heldenhaft“ ist der erste Roman des 28-Jährigen. Darin geht es um zwei ganz „normale“ Jungs – Freunde, keine Helden. Fast so wie Andreas Thamm selbst. Aber auch nur fast.
Lernen beim OT
Während Superman durch die Luft fliegt oder Batman fiese Schurken verprügeln kann, so hat Andreas Thamm sicher auch eine Art „Superkraft“. Eine Gabe. „Ich muss immer wieder etwas Neues ausprobieren. Ich brauche die Herausforderung“, verrät Andreas über sich selbst. Talent dafür hat er, fürs Schreiben zum Beispiel. Das hat er schon früh erkannt. Vor dem Abitur arbeitete er als freier Mitarbeiter für das Obermain-Tagblatt. Danach absolvierte er ein sechsmonatiges Praktikum in der Redaktion. Eine Zeit, wie Andreas beschreibt, in der er „unglaublich viel gelernt“ hat. Wie etwa über Themen zu schreiben, die den Bamberger nicht hundertprozentig interessieren. „Meine erste Aufgabe war es, eine Straßenumfrage zu machen“, erinnert sich der 28-Jährige und fängt an zu grinsen, „ich habe es gehasst. Aber es war auch eine enorme Lernerfahrung“.
Nach dem Praktikum ließ er Lichtenfels hinter sich. Nächster Halt: Hildesheim. An die Uni, wo Andreas „Kreatives Schreiben“ studierte. Ein Studiengang, bei dem Bamberger das nötige Handwerk für seine spätere Arbeit erlernte. Sprich, wie baut ein Autor seine Geschichte auf? Wie ist der Weg von der ersten Idee, einem bloßen Gedankenfetzen, zum fertigen Buch mit hunderten von Seiten? Mit solchen Fragen beschäftigt sich Andreas, bis er schließlich das Studium mit seiner Abschlussarbeit erfolgreich beendet: Ein erster Roman, noch unveröffentlicht. Doch das soll sich bald ändern. Aber dazu später mehr.
Das gestohlene Pferd
Zuerst geht es für Andreas vor Gericht. Er hat niemanden ausgeraubt, angefahren, verprügelt oder dergleichen. Nein, er schreibt für Alexander Hold. TV-Richter, für viele Leser vielleicht eine Ikone des RTL-Nachmittagsprogramms. Für ihn verfasste Andreas Fernseh-Drehbücher. Drehbücher wie der bewegende Fall über ein geklautes Pferd, welches eigentlich von einem mutigen Mädchen versteckt wurde. Eine fast „surreale Situation“ für Andreas: Er verdiente sein erstes festes Gehalt mit frei erfundenen Geschichten. „Also mit etwas, was ich leidenschaftlich gerne gemacht habe“, meint der Bamberger. Zumindest zehn Monate lang. Ab dann kehrte Eintönigkeit ein. Seine Alexander-Hold-Gerichtsideen waren ab dem Zeitpunkt ausgeschöpft. „Ich brauchte Veränderung“.
Andreas machte sich daraufhin selbstständig als freier Journalist und Autor, bevor er eine Anstellung in einer Werbeagentur bekam. Wenn er nachmittags mit der Arbeit fertig war, und er Lust darauf hatte, setzte er sich noch für ein paar Stunden an „Heldenhaft“. Ein Roman, der sich um die beiden Freunde Ferdi und Andi dreht, deren Leben auf den Kopf gestellt wird, als ihr alter Freund Mitch aus dem Gefängnis entlassen wird. Zwar hat Andreas all das nicht erlebt, dennoch kommt, nachdem er mit der Lesung aus seinem Buch fertig ist, eine Frage aus dem Publikum. Vor allem, weil der Hauptcharakter der Geschichte so heißt wie er: „Von eins bis zehn, wie sehr ist der Roman autobiografisch?“, fragt ein Zuhörer. Andreas überlegt. „7,5“, antwortet er und grinst.
Von Jugendlichen zu Serienkillern
7,5 – das ist nicht nur der gleiche Name des Protagonisten. Das ist auch seine Art: „Ich wollte dem Ich-Erzähler so ein bisschen meine Stimme verleihen“, erklärt Andreas die Figur. Immer einen lockeren Spruch auf den Lippen, Dinge lustig, oft auch ironisch kommentierend. „Ja, so bin ich eben“, sagt der 28-Jährige mit einem Augenzwinkern. Der erste Roman ist nun in der Tasche. Der zweite folgt Schlag auf Schlag. Im Februar wird er veröffentlicht und dreht sich, wie man bei Andreas Thamm erwarten kann, um etwas völlig anderes: Ein Thriller über einen Serienkiller. Blutig. Anders als Andreas‘ Jugendbuch, nicht jugendfrei.
Die „SuppKultur“ pflegen
Und dann ist da noch das Suppengeschäft, welches Andreas gemeinsam mit einem Freund hochziehen möchte. „SuppKultur“ heißt es. Die einzigen Buchstaben, mit denen Andreas hier zu tun hat, sind höchstens die in der Buchstabensuppe. Ansonsten geht es hier hauptsächlich ums Kochen. Linsensuppe, Gemüsesuppe, Tomatensuppe. Die Klassiker eben – eine weitere Leidenschaft von Andreas. Mit einer Art Food-Truck will er zu verschiedenen Veranstaltungen fahren und die Gäste vor Ort bekochen. „Obwohl das momentan vielmehr ein Food-Anhänger ist“, verrät Andreas. Die „SuppKultur“ muss schließlich erst noch wachsen. Und wenn Andreas das irgendwann zu langweilig sein sollte, macht er eben etwas anderes.