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LICHTENFELS: Alte fränkische Faschingsbräuche: Die lusdich Fousenochd

LICHTENFELS

Alte fränkische Faschingsbräuche: Die lusdich Fousenochd

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    Einst war das Faschingstreiben in der Dorfwirtschaft mit dem Schifferklavier sehr beliebt.
    Einst war das Faschingstreiben in der Dorfwirtschaft mit dem Schifferklavier sehr beliebt. Foto: Repro: Motschmann

    Am 11. November werden jedes Jahr zur Eröffnung der Faschingszeit um 11.11 Uhr die heimischen Rathäuser gestürmt. Doch das ist am Obermain eine sehr junge Tradition. Bei unseren Altvorderen begann die Fastnachtszeit erst nach dem Dreikönigstag. Man beschränkte sich auf dem Land mit dem närrischen Treiben oft auf das letzte Faschingswochenende und die darauf folgenden beiden Tage.

    Fasenacht, Fastnacht, Fasching und in anderen Regionen der Karneval. Bei uns ist die Bezeichnung Fasenacht gebräuchlich und wird in der Mundart als „Fousenochd“ ausgesprochen. Das Wort Fasnacht ist seit 1200 als „vastnaht“ bezeugt. Eine andere Ableitung des viel umstrittenen Wortes Fastnacht gibt es von dem mittelhochdeutschen Tunwort „Vaselen“, das „gedeihen“ oder „fruchten“ bedeutet und auf einen alten Frühlings- und Fruchtbarkeitszauber verweist. Um 1500 wurde von der „Vosernacht“ berichtet, und so heißt der Tag bei uns in Oberfranken heute noch.

    Herkunft des Faschingsbegriffes

    Der Begriff Karneval kam um 1700 als Fremdwort im deutschen Wortschatz auf, vermutlich in Italien geprägt aus carne vale: Abschied vom Fleische, denn der Fasching läutet die Fastenzeit ein. Der Fastnachtsdienstag war früher der zentrale Tag, die eigentliche Fastnacht. In den Städten kopierte man im 20. Jahrhundert zunehmend die aus dem Rheinland kommenden Faschingsgewohnheiten.

    Die „Vosernacht“ war schon immer ein wahres Freudenfest, und zwar aus Freude darüber, dass die Macht des Winters gebrochen ist und die Kraft der Sonne wieder zunimmt. Die Kirche lehnte ursprünglich Fastnachtsbräuche ab. Ein Kaplan aus dem Jahre 1696 schreibt: „Die Fasnacht ist das große und weltberühmte Bacchus-Fest, das allgemeine Freß- und Sauffest, das viehische Bauch- und Götzenfest.“

    Vom „rußigen“ Freitag

    Die engere Fosenacht in alten Zeiten dauerte in unserer oberfränkischen Region eine Woche, beginnend mit dem „unsinnigen“ Donnerstag, und endete am Aschermittwoch mit den „Fosenacht-Begraben“. Am „unsinnigen“ Donnerstag erschienen im Dorf und vor allem abends auf dem Tanz erstmals Masken. Außerdem war an diesem Tag das Fleisch stehlen erlaubt, das heißt, aus den Räucherschloten der Bauern durften Fleisch, Presssäcke und Würste gestohlen werden, ohne dass das strafrechtlich verfolgt wurde.

    „Heid is lusdicha Fousenochd, wenn mei Murre Grabfn baggd. Wenn si obe kanna baggd, bfeuf ich auf die Fousenochd!“

    Fasenachtsspruch vom Obermain

    Man durfte sich dabei bloß vom Bauern oder der Bäuerin nicht erwischen lassen; es durfte auch nicht per Einbruch geschehen.

    Der „rußige“ Freitag ist heute vergessen. Wer von den Jugendlichen, besonders Mädchen und Mägden, sich nicht maskierte, wurde am ganzen Gesicht geschwärzt. Man stellte sich vor, dass Maskierte und „Gerußte” vor den in diesen Tagen umgehenden bösen Geistern und Dämonen sicher seien.

    Am „schmalzigen“ Samstag wurden früher die Krapfen gebacken. Am Nachmittag sangen die Kinder in den Dorfstraße ihr Liedchen: „Lustig ist die Fasenacht“. Krapfen buk man in rauen Mengen; man zog sie übers Knie, damit sie recht groß wurden. Beim Backen durfte, so eine Bauernweisheit, der Schmalzhafen nicht leer werden, weil er sonst das ganze Jahr über leer bleiben würde.

    „Herrenfasnacht“ hieß im Oberfränkischen der Faschingssonntag. Der „Herr“ bezog sich allerdings auf die Geistlichen. Für sie begann die Fastenzeit mit dem Ende des Sonntags. Es war der letzte Sonntag vor Ostern, an dem die Pfarrersköchin noch einmal groß auftischen durfte.

    Gesinde hatte nach Erledigung des Stalldienstes arbeitsfrei

    Auf dem Lande aber gab es in allen Dörfern, welche ein Wirtshaus mit Tanzboden hatten, den Faschingssonntagtanz, der sich oft bis in den Rosenmontag hinein zog und für manchen Knecht und manche Magd erst früh endete, wenn der Stalldienst sie zur Arbeit und Pflicht rief. Mancherorts hatte das Gesinde von Sonntag bis Aschermittwoch nach Erledigung des Stalldienstes arbeitsfrei.

    Der Rosenmontag war früher der Fressmontag. Dabei ließ sich auch keine Bäuerin nachsagen, dass sie nicht gut aufgetischt hätte. Denn wenn an diesem Tag an Essen gespart wurde, würde man das ganze Jahr über hungrig sein. Am Abend des Rosenmontags führte der Bauer die Bäuerin zum Tanz. Man durfte nicht schon vor Mitternacht heimkehren, denn dann konnte man in der Faschingsfrühe nicht gut aufstehen.

    Der Faschingsdienstag war der eigentliche Feiertag, der Tag des völligen Ausgelassenseins und des Tanzens. Er war auch, wie unsere Altvorderen sagten, der Tag des Fressens und des Saufens vor der bevorstehenden Fastenzeit. Es gab auf den Höfen viel zu essen und zu trinken, vor allem Bier und Schnaps. In der Nacht endete oft der Fasching jäh und auf den Glockenschlag genau mitternachts um 12 Uhr.

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