„Waddne, wenn heid nochds die Drud kummd.“ Mit diesem Spruch hat man früher am Obermain Kinder und auch Erwachsene geärgert und erschreckt. Was verbirgt sich hinter der Sagengestalt der Trud? Im Sagenbuch „Von Geistern umwittert. Oberfränkische Volkssagen“ von Elise Gleichmann, das im Jahr1927 in Lichtenfels veröffentlicht wurde, finden wir einige Sagen von der Trud.
Leiden einer Magd: Nach einem Tipp des Bauern kann sie wieder schlafen
In einer Erzählung wird das Leiden einer Magd beschrieben. Jede Nacht wurde sie in ihrer Kammer besucht. Die Trud setzte sich auf ihre Brust, und die Magd konnte in der Nacht fast nicht schlafen. Todmüde stand sie jeden Morgen auf und musste trotzdem die harte Arbeit verrichten. Da sie dies nach einigen Wochen nicht mehr aushalten konnte, wollte sie ihren Dienst kündigen. Der Bauer war entsetzt, dass seine beste Magd nur einen Monat nach Lichtmess die Stelle wechseln wollte.
Dann erzählte sie ihrem Dienstherrn den wahren Grund. Der Bauer wusste einen Rat. Er empfahl seiner Magd, sie solle in der Nacht die Trud ansprechen und ihr sagen, am nächsten Tag könne sie sich die Mistgabel der Magd ausleihen. Dann wisse man, wer der Plagegeist sei und könne sie fortjagen. In der Nacht hatte die Magd den Mut und sprach die Trud an; sofort war diese wieder verschwunden. Endlich konnte die Magd wieder in Ruhe schlafen.
Gut gelaunt stand sie früh auf und wartete im Stall mit dem Bauern auf die Trud. Doch es kam keine Frau, sondern der Nachbar kam und sagte, dass ihn seine Frau schicke. Sie wolle eine Mistgabel ausleihen, denn sie wolle heute Mist auf dem Feld verteilen. Da wussten die Magd und ihr Dienstherr, wer der Druckgeist war. Sie erzählten überall, dass die Frau des Nachbarn eine Trud sei. Ab diesen Tag wurde die Magd in der Nacht nicht mehr belästigt und arbeitete noch viele Jahre beim Bauern.
Lokale Bezeichnungen: Die Druckgeister haben viele Namen
In einer weiteren Sage wurde der Höllenbub vom Juradorf Wallersberg von einer Trud belästigt. Ebenso wurde eine Bäuerin von der Trud jede Nacht geplagt, nur vom Freitag auf den Samstag hatte sie Ruhe.
Solche Geschichten waren lange am Obermain lebendig. So hörte der Autor dieser Zeilen in seiner Kindheit, dass die Nachbarin, wenn sie schlecht geschlafen hatte, immer erzählte, sie sei von der Trud gedrückt worden.
Die Vorstellung von Druckgeistern, also übernatürlichen Wesen, ist im gesamten deutschen Sprachraum unter verschiedenen Bezeichnungen wie Alp, Nachtmahre, Truht, Trude, Drude, Schrettel oder im Frankenwald als Schrättele geläufig. Diese verschiedenen Namen sind lokale Bezeichnungen für ein und dasselbe dämonische Wesen, welches im Volksglauben als Druckgeist auftritt.
Der Geist verursacht Atembeschwerden im Schlaf
Durch das Drücken verursacht dieser Geist Atembeschwerden und Beängstigungen im Schlaf. Er setzt, hockt und legt sich dem schlafenden Menschen auf die Brust, drückt und quält ihn fürchterlich, presst ihm die Kehle zusammen, so dass sein Opfer ächzend und stöhnend kaum Atem zu holen vermag und zu ersticken meint.
Nicht nur Menschen, sondern auch Tiere werden von der Trud heimgesucht. Diese schwitzen und schnauben dann des Nachts und sind am Morgen ganz mit Schaum bedeckt. In einer heimischen Sage ist ein Pferd betroffen. Kleinere Tiere drückt die Trud tot. Wenn man junge Gänse in einen Schweinestall steckt und sie sterben, so sagen die Bauern, die Trud habe sie erdrückt. Sterben Kaninchen und sehen dann breit gedrückt aus, so legt man einen Besen in den Stall; dann verliert die Trud die Macht. In anderen Erzählungen drückt eine Trud sogar jede Nacht einem Baum.
Die Trud kommt durchs Schlüsselloch
In erster Linie verdächtigte man Personen, deren Augenbrauen zusammengewachsen waren, eine Trud zu sein, aber auch Menschen mit „kleinen Augen“ waren verdächtig. In der Gespensterstunde Geborene hätten auch die Macht des Druckgeistes, so wurde gesagt. Die Trud komme durchs Schlüsselloch und wachse, wenn sie im Zimmer sei; sie werde immer größer. Sie steige stets über den Kopf des Schlafenden ins Bett hinein. Die belästigten Menschen hörten die Trud zuweilen, aber sie sahen den Nachtgeist nie.
In der Regel ist die Trud nicht in menschlicher Gestalt aktiv. Es wurde vielmehr geglaubt, der Geist verlasse den menschlichen Körper und nehme irgendeine Hülle an, zumeist die einer Maus, eines Strohhalmes oder einer Stecknadel. In einigen Sagen sagt die Überlieferung, dass die Trud auch die Gestalt einer Feder, einer Hummel, Schlange oder Kröte annehme.
In dieser Gestalt schlüpft der Nachtgeist durchs Schlüsselloch und setzt sich dem Schlafenden auf Brust und Kehle.
Wer das Schlüsselloch verstopft, kann ihn loswerden
Verstopft man das Schlüsselloch, so kann man den Geist loswerden, ja sogar fangen mit einer Stecknadel, einem Strohhalm oder einer Feder in der Hand. Man wehrte ebenso die Trud ab, indem man einen Trudenfuß über dem Bett, am Türrahmen oder dem Fenster anbrachte oder ein Trudenmesser neben sich ins Bett legte oder eine Stecknadel ins Schlüsselloch. Der Trudenfuß ist ein fünfzackiger Stern, das Trudenmesser ein geschmiedetes Messer, auf dessen Klinge neun Halbmonde oder Kreuze eingestanzt sind.