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LICHTENFELS: Warum eine Straße in Lichtenfels nach NS-Opfer benannt wurde

LICHTENFELS

Warum eine Straße in Lichtenfels nach NS-Opfer benannt wurde

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    Der Bauausschuss hat in seiner Sitzung am Dienstag dafür gestimmt, die neue Wohnstraße auf dem ehemaligen Hemden Rost Gelände in Sofie Seliger Straße zu benennen.
    Der Bauausschuss hat in seiner Sitzung am Dienstag dafür gestimmt, die neue Wohnstraße auf dem ehemaligen Hemden Rost Gelände in Sofie Seliger Straße zu benennen. Foto: Steffen Huber

    Zum ersten Mal in der Stadtgeschichte wird eine Straße nach einem Opfer der Nationalsozialisten benannt. Die neue Wohnstraße auf dem ehemaligen Hemden Rost Gelände erhält den Namen von Sofie Seliger, die am 10. November 1938 von den Nazis schwer misshandelt wurde und deren Leiche man knapp vier Wochen später am Alten Main fand (siehe Infobox). Die Namensgebung entschied der Bauausschuss in seiner Sitzung am Dienstagabend. Allerdings ging der Abstimmung eine längere Diskussion voraus, und sie fiel nicht einstimmig aus. Aber der Reihe nach.

    Straße sollte nach früherem Bürgermeister benannt werden

    Im Juli hatte der Bauausschuss beschlossen, die neue Straße in dem neuen Wohnquartier auf dem Gelände der früheren Hemdenfabrik Rost nach dem früheren Bürgermeister Dr. Baptist Hofmann zu benennen. Diese hatte in den letzten Tagen des Zweiten Weltkriegs mit Braumeister Max Stinglwagner und Metzgermeister Hans Krug die Stadt Lichtenfels kampflos an die anrückenden US-Truppen übergeben und damit vor der Zerstörung bewahrt.

    Lebenslauf von Baptist Hofmann zeigt NSDAP-Vergangenheit

    Auf Hinweis von Bernhard Christoph (Grüne) bei der folgenden Sitzung des Lichtenfelser Stadtrats ließ die Stadtverwaltung aber noch einmal die Vita von Baptist Hofmann überprüfen, worauf die nicht unstrittige Vergangenheit des NSDAP-Mitgliedes herauskam. Daraufhin sollte in der September-Sitzung des Bauausschusses über einen neuen Namen für die Straße abgestimmt werden. Bereits damals hatte die Verwaltung Sofie Seliger vorgeschlagen. Auf Antrag von Frank Rubner (CSU) wurde die Entscheidung allerdings vertagt.

    CSU verwundert, dass Namen „vorgesetzt“ wurde

    Am Dienstag begründete der CSU-Stadtrat noch einmal, wieso seine Fraktion mit der Entscheidung für den neuen Namen nicht glücklich gewesen war. „Bisher haben wir in den Fraktionen immer im Vorfeld über Namensänderungen beraten. Noch im Sommer wurden diverse Namen für diese Straße genannt, darum fanden wir es verwunderlich, dass uns die Verwaltung einen Namen vorgesetzt hat“, so Rubner.

    Vorschlag: Straße nach italienischer Partnerstadt benennen

    Auf dem Gelände oberhalb des Netto-Marktes entsteht ein neues Wohnquartier. Erschlossen wird es durch die neue Sofie Seliger Straße.
    Auf dem Gelände oberhalb des Netto-Marktes entsteht ein neues Wohnquartier. Erschlossen wird es durch die neue Sofie Seliger Straße. Foto: Steffen Huber

    Als alternativen Namen schlug er Ariccia-Straße vor. Schließlich seien nach den anderen Partnerstädten von Lichtenfels ebenfalls schon Straßen im Stadtgebiet benannt worden. Im Gegenzug könnte man die ehemalige Synagoge nach Sophie Seliger umbenennen. „Da hat sie gewirkt, da gehört ihr Name hin. Und nicht zu einer kleinen Sackgasse in Lichtenfels“, sagte Rubner.

    Unterstützung für diesen Vorschlag gab es von Johannes Oppel (WLJ): „Wenn wir diese Straße jetzt nach Sofie Seliger benennen, dann kommt das wie eine Notlösung rüber und wird der Frau nicht gerecht.“

    Mit neuem Straßennamen soll Zeichen gesetzt werden

    Erster Bürgermeister Andreas Hügerich dagegen betonte, dass die Bezeichnung für das einstige jüdische Gotteshaus in Lichtenfels mit ehemalige Synagoge bewusst gewählt sei. Hügerich: „Wir haben einen Fehler gemacht, die Straße nach Namen Baptist Hofmann benennen zu wollen. Jetzt wollen wir ein klares Zeichen setzen, indem wir ihr den Namen von Sofie Seliger geben.“ Natürlich könne man sich Gedanken machen, die ehemalige Synagoge in beispielsweise ehemalige Sofie Seliger Synagoge zu benennen, doch dafür wären Hauptausschuss oder Stadtrat zuständig.

    „Wir haben einen Fehler gemacht, die Straße nach Baptist Hofmann benennen zu wollen. Jetzt wollen wir ein klares Zeichen setzen, indem wir ihr den Namen von Sofie Seliger geben.“

    Andreas Hügerich, Erster Bürgermeister

    Unterstützung für den Vorschlag gab es von Helmar Zipp (SPD), der sich über den Vorwurf Rubners ärgerte, dass die Verwaltung dem Gremium einen Namen „vorgesetzt“ hätte. „Der Name wurde uns von der Verwaltung vorgeschlagen. Im Übrigen finde ich es gut, dass wir uns mit Geschichte beschäftigen“, so der Reundorfer Stadtrat. Ebenfalls Zustimmung signalisierten Siegbert Koch (Grüne; „Wir hatten lange genug Zeit, über Namen zu diskutieren.“) und Elke Werner (SPD; „Die Größe der Straße ist für eine Benennung nach Sofie Seliger nicht ausschlaggebend.“)

    Erstmals seit Jahren Straße in Lichtenfels nach Frau benannt

    Gegen die Stimmen von Frank Rubner, Otto Dinkel, Alfred Thieret (alle CSU) und Johannes Oppel nahm das Gremium – Ja-Stimmen: Andreas Hügerich, Elke Werner, Helmar Zipp, Dietmar Heinkelmann (alle SPD), Siegbert Koch, Rudolf Panzer (FW) und Christian Bauer (JB) – den Vorschlag der Stadtverwaltung an und benannte erstmals seit Jahren wieder eine Straße im Lichtenfelser Stadtgebiet nach einer Frau.

    Zur Person Sofie Seliger Sofie Seliger kam am 1. Juni 1881 als Tochter von Regina und Hermann Gutmann in Creglingen in Württemberg zur Welt. Hier heiratete sie am 8. Juli 1908 Arnold Seliger, der als Lehrer an der Religionsschule einer jüdischen Gemeinde in Ostfriesland tätig war. 1925 zog die Familie – 1913 war Sohn Magnus zur Welt gekommen – nach Lichtenfels in die Judengasse 14, als Arnold Seliger seinen Dienst als Lehrer, Kantor und Kultusbeamter der hiesigen jüdischen Gemeinde antrat. Sofie Seliger wurde am 10. November 1938 während des Nazi-Terrors nach der Pogromnacht von Lichtenfelser SA-Männern schwer misshandelt und galt seitdem als vermisst. Am 3. Dezember wurde ihre Leiche am Alten Main zwischen Seubelsdorf und Reundorf gefunden. Ob sie Selbstmord begangenen hatte oder von den Faschisten ermordet wurde, konnte nie geklärt werden. Ihr Schicksal wurde im Zuge des Projekts „13 Führerscheine – Dreizehn jüdische Schicksale“ des P-Seminars des Meranier Gymnasiums Lichtenfels wieder ins Bewusstsein gebracht. Am 9. November vergangenen Jahres wurden zu ihrem und ihres Mannes Gedenken vor der ehemaligen Synagoge Lichtenfels zwei Stolpersteine verlegt.

    Aus dem Bauausschuss • Die königlich privilegierte Scharfschützengesellschaft darf ihre Schießsportanlage vergrößern. Grünes Licht dazu gab es am Dienstag vom Bauausschuss. Allerdings bezeichnete Stadtbaumeister Gerhard Pülz die eingereichten Pläne als „mangelhaft“. So entspreche beispielsweise der Lageplan nicht dem Original. „Da die Stadt Eigentümer des kompletten Areals ist – dazu gehören auch die Sportanlagen der Turnerschaft, des FC und des Athleten-Clubs – und diese in Erbpacht den Vereinen überlassen hat, sind genau Pläne notwendig“, betonte Püls. Bereits im Vorfeld habe es intensive Gespräche der Schützen mit der Turnerschaft gegeben, die Bedenken geäußert hatte, dass sie für eine mögliche eigene Erweiterung keinen Platz mehr habe. Aus diesem Grund werde sich das Bauamt noch einmal mit dem Planer, den Schützen und der TS zusammensetzen und noch ausstehende Fragen und Details klären, so Pülz. • Über in der Schwabenstraße parkende Laster informierte Stadtplaner Günther Lorenz. Die Situation sei nach Beschwerden überprüft worden und habe sich entspannt. Laut seiner Aussage wären zwei Mal Laster abgestellt worden. Frank Rubner (CSU) verwies auf die abgestellten Laster in der Straße An der Zeil in Schney. „Ich würde mir wünschen, dass die Laster hier künftig nur noch auf einer Straßenseite parken dürfen, weil es sonst nur eine Zickzack-Fahrerei gibt.“ Erster Bürgermeister sagte zu, die Parksituation in der Schney zu überprüfen, sobald die Siegfried-Hofmann-Straße im neuen Gewerbegebiet fertiggestellt sei. • Ablehnend äußerten sich Bauverwaltung und Bauausschuss zum Bau einer Ufermauer an der Leuchse in Mistelfeld. Ein Bauwerber hatte über das Landratsamt den Antrag gestellt, die natürliche Uferböschung zu beseitigen und zum Schutz seines Grundstücks eine etwa drei Meter hohe Mauer zu bauen. Als Gründe für die Ablehnung der Verwaltung nannte Stadtbaumeister Pülz, dass Gewässer künftig nur wenig von ihrem natürlichen Zustand abweichen dürfen. Der Bau würde eine starke Veränderung des weitestgehend natürlichen Uferbereichs und damit eine ökologische Verschlechterung für das Gewässer bedeutet. Schließlich sorge die Ufermauer für eine Kanalisierung der Leuchse, was bei einem Hochwasser für die anderen Anlieger eine Verschlechterung bedeuten würde. Letztendlich widerspreche das Vorhaben einem Antrag der CSU-Fraktion zur Hochwasserfreilegung in Mistelfeld. Otto Dinkel (CSU) und Elke Werner (SPD) lehnten ebenfalls das Vorhaben ab und sprachen sich für eine ganzheitliche Lösung in dem Bereich aus. • In der Reuthstraße in Seubelsdorf wird ein neues Fitness-Studio seine Pforten öffnen. Der Bauausschuss stimmte der Nutzungsänderung für einen Showroom zu. • In der ehemaligen Sparkassenfiliale in der Theodor-Heuss-Straße am Breiten Rasen dürfen sich die Anwohner auf ein Café – eventuell mit Backwarenverkauf – freuen. Auch hier erteilte das Gremium einem Antrag das gemeindliche Einvernehmen.

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