Die Cura Ambulante Pflege Lichtenfels GmbH wird kein betreutes Wohnen im Bereich des Quartiers Mauergasse/Kirchgasse/Bürgermeister-Dr.-Hauptmann-Ring anbieten. Rein wirtschaftliche Gründe hätten zu dieser Entscheidung geführt, sagt Geschäftsführer Fabian Franke im Gespräch mit dieser Redaktion. Der Quadratmeterpreis für die Wohnungen wäre letztlich zu hoch und damit unrentabel geworden.

Es sei die „perfekte Lösung für Lichtenfels“: So zumindest drückte sich Sanierungsplanerin Rita von Frantzky von der Bayerngrund GmbH aus, als sie im Juni 2018 den Stadträten den Siegerentwurf für den Bereich vorstellte. Zu diesem Zeitpunkt war das etwa 1500 Quadratmeter große Areal von der Michelauer Firma Dr. Rießner GmbH & Co. KG erworben worden. Diese hatte oben genannten Wettbewerb ausgelobt, den das Architekturbüro „Raum 3“ aus Nürnberg gewonnen hatte.
Die Konstellation war für den Pflegedienstleister schwierig
Im Komplex sollen laut Planung eine Demenzwohngruppe für zwölf Bewohner, Appartements für Betreutes Wohnen, Büroräume für eine Sozialstation, Praxisräume für einen Arzt oder für medizinnahe Angebote und eine Privatwohnung unterkommen. Erster Ansprechpartner war eingangs erwähnter Lichtenfelser Pflegebetrieb. Dieser hat nun abgesagt.
„Es sind rein wirtschaftliche Gründe, die uns zu dieser Entscheidung gebracht haben.“
Michael Franke, Cura Ambulante Pflege Lichtenfels

„Es sind rein wirtschaftliche Gründe, die uns zu dieser Entscheidung gebracht haben“, so Fabian Franke. „Die gesamte Konstellation hat sich als schwierig dargestellt.“ Er geht ins Detail: Geplant war, dass Investor Hans-Georg Rießner das Gebäude errichtet und genannter ambulante Pflegedienstleister darin betreutes Wohnen betrieben hätte. Aber eben nicht als Inhaber, sondern als Vermittler: Er hätte den Bereich angemietet und dann weitervermieten wollen. Angedacht waren 30 kleine Wohnungen zu 30 Quadratmetern, allesamt barrierefrei, mit großen Aufenthalts- beziehungsweise Gemeinschaftsräumen und einer Betreuung rund um die Uhr. Im Laufe der Projektplanung wurde dann aber deutlich, dass die Baukosten weit höher ausfallen würden. Die Steigerung wiederum hätte der Investor auf die Kosten für den Weitervermieter umlegen müssen.

„Alles in allem wären die Preise pro Quadratmeter nicht mit dem Lichtenfelser Mietpreisspiegel vereinbar gewesen“, bedauert Franke. „Wir haben befürchtet, dass sich ein Großteil der hiesigen Senioren die Wohnung dann nicht leisten kann. Dieses Risiko wollte ich nicht eingehen.“ Schlicht und einfach auch deswegen, weil seiner Firma als weitervermietende Zwischeninstanz Kosten entstanden wären, die sie hätte umlegen müssen. „Anders wäre es gewesen, wenn der Investor selbst vermietet hätte und wir als Dienstleister nur betreute Wohnen an sich betrieben hätten“, so Franke weiter. „Doch auf diese Lösung konnten wir uns nicht verständigen.“
„Die Planungen laufen nach wie vor, denn es gibt konkrete Gespräche mit anderen Partnern, die mich insgesamt sehr positiv stimmen.“
Hans-Georg Rießner, Investor

Doch wird es damit weiterhin kein klassisches betreutes Wohnen für Senioren in der Kreisstadt Lichtenfels geben, wie Fabian Franke vermutet? Investor Hans-Georg Rießner verneint. „Ja, der geplante Hauptmieter hat zurückgezogen, deshalb haben wir das Thema neu angefasst. Dennoch laufen die Planungen nach wie vor, denn es gibt konkrete Gespräche mit anderen Partnern, die mich insgesamt sehr positiv stimmen.“
Weiterhin Gespräche zu Senioren und Behindertenbetreuung
Er habe für sich entschieden, sich nach der Absage lieber mehr Zeit zu nehmen und besser „ein vernünftiges Projekt auf die Beine zu stellen, als es mit heißer Nadel zu stricken. Das heißt aber nicht, dass wir es auf die ganz lange Bank schieben wollen.“ Weiterhin gingen die Gespräche in Richtung Senioren und Behindertenbetreuung. „Schon heute kann ich verraten, dass es mehrere Partner sein werden, die das Projekt mit Leben erfüllen.“

Dreigeschossig soll das Gebäude werden, damit handelt es sich um ein Millionenprojekt. Apropos Kosten: Auch die Stadt hat in das Areal bereits kräftig investiert. Beispielsweise, als im Oktober des vergangenen Jahres die Abrissbagger anrollten und die dortigen alten Häuser dem Erdboden gleich machten. Die Kosten für den Abriss (rund 120 000 Euro) trug nach eigenen Angaben die Stadt Lichtenfels. Jedoch gebe es einen Zuschuss über die Städtebauförderung, wie auch für den Architektenwettbewerb. Ursprünglich war ein Baubeginn um den Jahreswechsel 2018/2019 kommuniziert worden.
Stadtverantwortliche: grundlegendes Konzept ändert sich nicht

Dass der geplante Hauptmieter nun nicht mehr zur Verfügung steht, ist der Stadt Lichtenfels bekannt. „Am grundlegenden Konzept des Investors ändert sich unseres Wissens nach nichts“, sagt Pressesprecher Sebastian Müller auf Nachfrage. „Er versucht weiter, das Projekt umzusetzen. Wir haben keine Kenntnis davon, dass der Bau infrage steht. Mit wem er allerdings Gespräche führt, wissen wir natürlich nicht.“

Doch was wäre, würde der Investor das Projekt doch noch komplett auf Eis legen? „Generell könnte auf dieser Fläche alles gebaut werden. Jedoch waren die Fördermittel grundsätzlich auf das konkrete Projekt bezogen“, erläutert der Pressesprecher. „Wenn eine andere Architektur oder eine andere Nutzung zum Tragen kommt, dann müssten wir komplett aufrollen, was förderfähig ist und was nicht.“ Und wer dann die Kosten trägt, die bislang durch staatliche Zuschüsse kompensiert wurden.
Kirchgasse: Perfekte Lösung für Lichtenfels
Mauergasse: Abriss für Seniorenprojekt schreitet voran