Der Frühling ist da, Ragnarök bleibt weg. 2020 stellt eine Besonderheit in der Geschichte des großen Pagan-Metal-Festivals dar. Es ist seit 2004 untrennbar und fast ausnahmslos mit Lichtenfels verbunden.
In den vergangenen Jahren pendelten sich die Besucherzahlen bei 4000 ein. Doch die Gefahr, an dem Coronavirus zu erkranken, hat zu einer Absage geführt.
Der Mann, der hinter dem Festival steht, es ins Leben rief und mit seiner Nemeton Event GmbH betreut, ist der Pegnitzer Ivo Raab (34).
Welche Auswirkungen die vor einigen Tagen staatlich verordnete Absage von Veranstaltungen mit mehr als 1000 Personen auf Lichtenfels, die Musikszene und ihn selbst hat, darüber sprach Ivo Raab mit dieser Redaktion.
OT: Vor welche Herausforderungen stellte das Coronavirus Sie nun als Konzertveranstalter?
IVO RAAB: Grundsätzlich die komplette Planung zu Ragnarök 2020 über den Haufen zu schmeißen und, dass man gebuchte Bands für das nächste Jahr wieder kriegt.
Wie war der Moment für Sie, als das Festival abgesagt werden musste?
IVO RAAB: Ich habe in einer Pressekonferenz mit Behörden in Lichtenfels zusammengesessen. Im Grunde war ich auch verhältnismäßig froh, dass uns an diesem Tag die Entscheidung (zur Absage) von der Politik abgenommen wurde.
Drohen Ihnen und dem Ragnarök-Festival nun durch die Widrigkeiten Bandkontakte verlorenzugehen?
IVO RAAB: Nein, das definitiv nicht, denn da sitzen wir doch alle in einem Boot.
Hat die Absage 2020 aus Ihrer Sicht eventuell Auswirkungen auf Ragnarök 2021?
IVO RAAB: Die Tickets behalten ihre Gültigkeit für 2021. Ich gehe davon aus, dass 2021 der bisherige Preis für ein Ticket nicht haltbar sein wird, weil Kosten entstanden sind, die man im nächsten Jahr reinkalkulieren wird. Aber es wird sicher nicht viel mehr sein.
Also haben auch Sie Einbußen erlitten?
IVO RAAB: Logisch. Die eingeplanten Umsätze von 2020 sind von ein paar Hunderttausend auf Null runter. Wir haben 30 000 Euro an Ticketerstattungen gemacht (ungefährer Stand zum Zeitpunkt des Interviews, 31. März). Aber die meisten Leute behalten ihre Tickets und zeigen sich sehr solidarisch. Es geht relativ moderat zu.
Muss das Programm für 2021 neu zusammengestellt werden oder lässt sich das Programm von 2020 „wiederholen“?
IVO RAAB: 80 Prozent der Bands haben ihre Zusage für 2021 bestätigt.

Wie ist eigentlich derzeit die Stimmung in der Szene?
IVO RAAB: Die Musiker versuchen die Konzertausfälle durch Merchandising und CD-Verkäufe zu kompensieren und machen (im Internet) Streamingkonzerte.
Zu leiden haben die Händler, die auf den Festivals unterwegs sind – die haben auch keine Einnahmen.
Gab es Bands, die besonders originell auf die Absage reagierten?
IVO RAAB: Grundsätzlich ist man sehr sachlich, was das Thema angeht.
Und selbst so?
IVO RAAB: Ich habe einen schwarzen Humor, den kann man sich von den Engländern abgucken.
Man sagt ja immer, in allem Schlechten liegt auch was Gutes – was fällt Ihnen dazu ein?
IVO RAAB: Die aktuelle Situation bietet der jungen Generation auch Chance auf Besinnung. Man kann Priorisierungen vornehmen und sich überlegen, was im Leben wirklich wichtig ist.
Was ist Ihre Botschaft an die Ragnarök-Fans im Raum Lichtenfels?
IVO RAAB: Dass sie verdammt nochmal zu Hause bleiben, denn nur wenn man das ernst nimmt, dann wird?s auch besser.
Wir danken für das Gespräch.