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LICHTENFELS: April 1945: US-Soldaten marschieren am Obermain ein

LICHTENFELS

April 1945: US-Soldaten marschieren am Obermain ein

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    Blick auf die Postkarte von April 1945 eines Kriegsgefangenen aus Altenkunstadt mit dem Absender und dem Stempel der U.S. Army PWJB France. Bei diesem Soldaten war im Juni 1944 in Frankreich der Kriege zu Ende.
    Blick auf die Postkarte von April 1945 eines Kriegsgefangenen aus Altenkunstadt mit dem Absender und dem Stempel der U.S. Army PWJB France. Bei diesem Soldaten war im Juni 1944 in Frankreich der Kriege zu Ende. Foto: repro Andreas Motschmann

    Das Jahr 1945 brachte eine geschichtliche Wende, wie sie sich Adolf Hitler in seiner Neujahrsansprache nicht vorgestellt hatte. Am Obermain war der Zweite Weltkrieg Mitte April zu Ende. Zuerst wurden Städte bombardiert. Nürnberg wurde am 2. Januar in Schutt und Asche gelegt. 1800 Menschen starben. Den Feuerschein sahen die Menschen am Obermain.

    Am 22. Februar starben in Bamberg zur Mittagsstunde 216 Menschen bei einem Bombenangriff. Einen Tag später fielen 96 Sprengbomben zu je 250 Kilo auf den Güterbahnhof Lichtenfels. 32 Tote waren zu beklagen. Am 16. März wurde Würzburg nach einem Angriff der Royal Air Force zum Grab für 5000 Menschen.

    Tiefflieger wurden am Obermain zu einer ständigen Bedrohung. Am 1. April 1945, ein Ostersonntag, bombardierten sie einen Munitionszug in Zapfendorf. 23 Tote waren zu beklagen und fast das ganze Dorf wurde zerstört. Die Besucher des Ostergottesdienstes überlebten in der unzerstörten Kirche. Die Feuerwalze war bis Staffelstein zu sehen.

    Immer wieder mussten Flugzeuge notlanden. Im März landete ein deutscher Düsenjäger auf den Mainwiesen bei Hochstadt. Im April ein weiterer bei Michelau. Am 13. April kam es vor Mainroth zu einem Gefecht zwischen den US-Truppen und drei deutschen Jägern. Einer donnerte abgeschossen zwischen Mainroth und Rothwind in ein Waldstück. Der 20-jährige Pilot wurde neben dem Wrack seiner Maschine begraben. Das Mahnmal „Fliegergrab“ im Wald am Roten Stein erinnert daran.

    Flüchtlingswelle aus Ostpreußen, Pommern und Schlesien

    Nach Schloss Banz wurden Kunstschätze aus verschiedenen Museen ausgelagert. Auch ein Lazarett richtete man in Banz ein. Im Schloss Strößendorf wurden Kunstschätze aus dem Germanischen Nationalmuseum in Nürnberg deponiert.

    Essen, Kleidung und Hygieneartikel gab es nur gegen Marken. Wertgegenstände waren abzugeben. Kontrollen waren an der Tagesordnung. Angesichts des großen Hungers hielt sich nicht jeder an alle Verordnungen.

    Im Februar und März wurden Flüchtlinge aus Ostpreußen, Pommern und Schlesien und Menschen aus den bombardierten Städten auf dem „ruhigen Land“ am Obermain untergebracht.

    Deutsche Soldaten versteckten sich in Bauernhöfen

    Soldaten, die sich von ihrer Einheit abgesetzt hatten, versteckten sich in Bauerhöfen, um nicht wegen Fahnenflucht an die Wand gestellt zu werden. Die 7. Armee der deutschen Wehrmacht kämpfte gegen die 3. US-Armee. Ab dem 10. April sprengten sie auf dem Rückzug zahlreiche Brücken am Obermain, so am 11. April 1945 die Brücke über den Main bei Rothwind, die alte hölzerne Mainbrücke bei Maineck und die Holz-Metallbrücke zwischen Mainklein und Theisau, aber auch Brücken in Michelau und Schwürbitz.

    Am 11. April besetzte die US-Armee Coburg. Am Abend erreichten die Amerikaner den Main und lagen Staffelstein und Lichtenfels gegenüber. NSDAP-Kreisleiter Lorenz Kraus setzte sich aus Lichtenfels Richtung Bayreuth ab. Am nächsten Tag war in Lichtenfels, Staffelstein und Ebensfeld der Krieg zu Ende. Panzersperren, von Hardlinern des „Volkssturms“ errichtet, wurden rechtzeitig abgebaut.

    Mit weißen Fahnen kamen hier und in den umliegenden Dörfern mutige und verantwortungsbewusste Menschen den Panzern entgegen, ein mögliches Beschießen und Blutvergießen zu vermeiden.

    Am 13. April 1945 wurden Burgkunstadt, Altenkunstadt, Weismain und viele kleine Dörfer und der Jura von der US-Armee besetzt. Vor allem in den abgelegenen kleinen Ortschaften erlebten zum ersten Mal Dorfbewohner Kriegsfahrzeuge.

    Die Kinder hatten vor den riesigen Panzern Angst. Die Mutter des Autors dieses Beitrags erzählte später, dass sie in ihrem kleinen Dorf Zeublitz zum ersten Mal mit riesiger Angst in den Panzern farbige Soldaten gesehen habe. Die hätten ihr aber freundlich zugewinkt.

    Zwangs- und Fremdarbeiter erlebten den Einmarsch als Befreiung

    Viele Nazis hatten sich in diesen Wochen das Leben genommen. Viele andere, wie Zwangs- und Fremdarbeiter, erlebten den Einmarsch der US-Truppen als Befreiung. Schon vor Kriegsende hatte man den Frauen Angst vor Vergewaltigungen eingetrichtert. Bei vielen Frauen haben die Erlebnisse noch Jahrzehnte später nachgewirkt. Viele Soldaten vom Obermain erlebten als Kriegsgefangene das Ende des Zweiten Weltkrieges fern von der Heimat.

    Bis zum offiziellen Kriegsende am 8. Mai war die Situation angespannt. Am 19. April wurden in Unterbrunn bei Ebensfeld der Bürgermeister und drei deutsche Soldaten erschossen:– Sie hatten nach Meinung der Amerikaner die Meldepflicht missachtet.

    In manchen Orten war es der Unbefangenheit der Kinder zu verdanken, dass beide Seiten aufeinander zugingen. Dieser schwierige und sensible Prozess dauerte etliche Monate an.

    NSDAP-Bürgermeister wurden abgesetzt

    In repräsentativen Gebäuden bezogen die Amerikaner Quartier, oft in Häusern von NSDAP-Funktionären. Waffen waren abzugeben. Nächtliche Ausgangssperren wurden verhängt.

    Bürgermeister, die Mitglied der NSDAP waren, wurden von den Amerikanern abgesetzt und durch Nichtmitglieder ersetzt. Diese mussten im Mai und Juni Listen aller NSDAP-Mitglieder erstellen. Ihre Hauptaufgabe am Obermain aber war, die hohe Zahl an Flüchtlingen und Heimatvertriebenen unterzubringen.

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