Männer trifft das Coronavirus offenbar härter als Frauen. Sieben Patienten wurden in der Intensivstation des Klinikums Lichtenfels wegen einer schweren Erkrankung an Covid-19 behandelt, davon eine Frau und sechs Männer, berichtete Dr. Thorsten Keil, Chefarzt für anästhesiologische Intensivmedizin und Notfallmedizin bei einer telefonischen Pressekonferenz des Klinikverbunds Regiomed am Dienstag. Nach einem „insgesamt erfreulichen Verlauf“ der Erkrankung gehe es den Patienten inzwischen deutlich besser.
„Covid-19 ist keine Erkrankung von wenigen Tagen – in der Regel müssen die Patienten drei Wochen lang auf der Intensivstation behandelt werden“, berichtete er. Ein Erkrankter, ein fast 90 Jahre alter Mann ist gestorben. Er habe ausdrücklich auf lebensverlängernde Maßnahmen verzichtet, so Keil. Von insgesamt zwölf Intensivpatienten im Klinikum Coburg – überwiegend Männer – sind zwei gestorben, beide über 80 Jahre alt, ergänzte Privatdozent Dr. Georg Breuer, Chefarzt für Anästhesie und Notfallmedizin. Neun Patienten seien auf gutem Wege der Besserung, fünf wurden erfolgreich von der Beatmung entwöhnt, zwei weitere zumindest vom Beatmungsgerät genommen. Eine 40-jährige Frau sei trotz Vorerkrankungen fast genesen.
Im Vordergrund der Behandlung stehe die Vermeidung von schwerem Lungenversagen und einer Schädigung des Lungengewebes, so Dr. Keil. Daher werde eine Beatmung möglichst lange verzögert, was eine besonders intensive Betreuung erfordert. Gelinge dies nicht, erfolge die Lagerungstherapie, indem der Patient 14 bis 16 Stunden lang auf den Bauch gedreht wird. Erst wenn auch das keine Besserung bringe werde ein Beatmungsgerät (ECMO) angewandt, um die Atemfunktion sicherzustellen. Ein etwa 50-jähriger Patient, der im Lichtenfelser Klinikum mehrere Tage maschinell beatmet wurde, habe sich nach drei Wochen Behandlung gut erholt, betonte Keil. Da die maschinelle Beatmung die Lungenmuskulatur schwäche, werden die Patienten anschließend zur Entwöhnung in die Lungenklinik des Bezirksklinikums Kutzenberg überwiesen.

„Zur Wirksamkeit von Medikamenten gegen Covid-19 gibt es zurzeit keine gesicherten Erkenntnisse“, betonte Dr. Dr. Georg Breuer. Einige Patienten in Lichtenfels und Coburg seien mit ihrem Einverständnis mit dem Malaria-Medikament Chloroqin behandelt worden, aber obwohl es ihnen inzwischen besser gehe, könne das nicht mit Sicherheit auf das Medikament zurückgeführt werden.
Appell: Bei Beschwerde nicht aus Sorge vor Infektion zu Hause bleiben
Ein besonderes Anliegen ist den Chefärzten, dass Erkrankte nicht aus Sorge vor einer Infektion eine Behandlung aufschieben. „Niemand muss Angst haben, zum Arzt oder ins Krankenhaus zu gehen, wenn es ihm schlecht geht, die Gefahr einer Infektion ist dank hoher Hygienevorkehrungen gering“, versicherte Keil. So sei die Zahl der Schlaganfallpatienten oder der Versorgung von diabetischen Füßen zurückgegangen – mit der Gefahr einer Amputation oder des Todes.

Durch getrennte Aufnahme der Patienten mit Sicherheitskontrollen sowie separate Abteilungen für Covid-19-Patienten mit eigenem Personal und Schutzkleidung sei für bestmögliche Sicherheit gesorgt.
Auch wenn Besucherstopp und die Verschiebung nicht dringender Operationen weiter bleiben, werde bei Regiomed zurzeit ein Konzept entworfen, um schrittweise zu einer normalen Bettenbelegung zurückzukehren, kündigte Hauptgeschäftsführer Alexander Schmidtke an. Gleichzeitig müsse der Klinikverbund darauf vorbereitet sein, kurzfristig auf ein Ansteigen der Zahl von Infizierten zu reagieren.