„Die weiterführenden Schulen haben wir im Blick, die Berufsschulen laufen so mit – bedauerlicherweise.“ Dieser Satz sollte am Donnerstagnachmittag Landrat Christian Meißner über die Lippen kommen. Wo? An der Staatlichen Berufsschule selbst. Der Grund: Die Sitzung des Kreisausschusses für Schule, Kultur und Sport fand dort während einer Art von Lokaltermin statt. Kreisbaumeister und Rundgang inklusive.
Verblüffung
Da saß man nun. Gut 20 Kreisräte, im hellen Raum 1.13 und mit Zahlen versorgt, die zu den Zahlenkomplexen gehören, die eben zumeist lediglich so mitlaufen. Oder anders ausgedrückt: Schulleiter Dr. Joachim Selzam hatte reichlich Gelegenheit, für Verblüffung zu sorgen.
Ein Beispiel: Die Lichtenfelser Berufsschule ist oberfrankenweit Berufsschule für Tourismuskaufleute. Sie ist auch oberfrankenweit Berufsschule für Kaufleute im E-Commerce. Und nimmt man die Landkreise Hof und Wunsiedel aus, lassen sich oberfränkische Azubis der Berufe, die mit Lagerlogistik zu tun haben, in Lichtenfels beschulen.
Bewegungen
Was man daraus erkennen kann, ist, dass es Bewegungen im Berufsschulischen gibt. „Wir haben Maurer oder auch Bankkaufleute verloren“, räumt Selzam gegenüber den Kreisräten ein. Später und gegenüber dieser Redaktion erklärt er, was es mit dem Wegzug dieser Berufsschulgruppen auf sich hat. Es ist nämlich so, dass, um eine Berufsschulklasse einzurichten, 16 Schüler eines jeweiligen Berufs vorhanden sein sollten. Kommt diese Mindestschülerzahl an einem Schulstandort nicht zustande, wird aus Kostengründen andernorts eine jeweilige Klasse gebündelt.
Und eben von solcher Bündelung profitiert die Lichtenfelser Berufsschule wiederum auf anderem Gebiet, denn durch dieses System wurde sie zu einer oberfränkischen Hochburg für Azubis der IT-Branche.
Dass das kein vorübergehender Trend ist, sollte eine von Selzam präsentierte beeindruckende Zahl belegen. Im Berufsschuljahr 2015/16 besuchten hier 227 IT-ler den Unterricht, in diesem Schuljahr sind es 482. Die Ausbildungen hierzu lauten auf vier Zweige der Fachinformatik und zwei Zweige, die mit Kaufmännischem in Verbindung stehen.
Bauvorhaben an Kreis-Schulen
Einen Sachstandsbericht zu den kreiseigenen Bauvorhaben an Schulen des Kreises erwarteten die Ausschussmitglieder zudem. Aber den brachte Kreisbaumeister Stefan Weiser näher. So richtete er den Blick der Anwesenden auch in den Westen des Landkreises, nach Bad Staffelstein und zur dortigen Viktor-von-Scheffel-Realschule, an der seit Mitte Mai 2024 Rohbauarbeiten laufen, die bis zum Frühjahr 2025 andauern dürften. Es geht bei dem im Schuljahr 2026/27 bezugsfähigen Neubau um über 31 Millioen Euro Baukosten, deren Höhe allerdings eingehalten würde.

Auch informierte Weiser darüber, dass der Förderantrag zum Erweiterungsbau am Lichtenfelser Meranier-Gymnasium Ende September bei der Regierung von Oberfranken eingereicht wurde. Worum es hier geht, ist auch ein zwei Schultrakte verbindender und einen Aufzug vorhaltender Bau.
Die Stichwörter hierbei: Barrierefreiheit und Modularbauweise. Letzteres soll kostensenkend sein und dazu beitragen, die sich auf gut 5,6 Millionen Euro belaufenden Ausgaben einzuhalten.

Unter Echtbedingungen
So viel zur Theorie. Praxis gab es für die Kreisräte in der Berufsschule auch, wenngleich diese – treppauf, treppab – angenehm anschaulich ausfallen sollte. Ein „Schülerrechenzentrum unter Echtbedingungen“, wie Berufsschullehrer Dennis Busch den Raum im Erdgeschoss nannte, bekommt man nicht alle Tage zu sehen. Auch nicht ein Übungsbüro, das für Berufsschüler eingerichtet wurde, die mit Informatik zu tun haben.
Die dort anzutreffende Aufgabenstellung für die Azubis könnte laut Busch lauten: „Hier soll das Architekturbüro Müller einziehen – bitte richten Sie jetzt die technische Logistik ein.“
