Joseph Heller? Doch nicht etwa der Joseph Heller? Nein, nicht der berühmte amerikanische Schriftsteller, sondern der andere Joseph Heller, der heimatlich bekannte Dürer-Sammler aus Bamberg. Um ihn drehte sich ein vergnüglicher Geschichtsvortrag des CHW (Colloqium Historicum Wirsbergense) im Internet. Die Zuschaltquoten waren beachtlich: 210 Haushalte verfolgten den Vortrag von Anna Scheerbaum und Bettina Wagner und nahmen an einem Wechselspiel zwischen der Leiterin der VHS in Bamberg und der Direktorin der Bamberger Staatsbibliothek teil.
Zugegeben, dann und wann hatte Günter Dippold, Vorsitzender des Geschichtsvereins und Bezirksheimatpfleger, notwendigerweise zu moderieren. Dann, wenn sich die Schaltung mal verlief, denn immerhin hat Technik ihre Tücken und erst recht im Internet. Doch dann warfen sich Scheerbaum und Wagner die Stichworte wieder zu, die eine erzählte und die andere belegte, was die Staatsbibliothek hergab. Doch wer war nun Heller?
Es ging um einen Kunstsammler und Heimatforscher, der es fertigbrachte, selbst als Autodidakt zum Pionierkreis der deutschen Kunstgeschichtsschreibung zu stoßen. Geboren 1798 in Bamberg als Sohn eines Kaufmanns im Haus Untere Brücke 2, besuchte er in der Domstadt das Gymnasium und absolvierte in Nürnberg eine Handelslehre. Von Schicksalsschlägen blieb er nicht verschont, denn mit 13 Jahren verwaiste er. Von dem Vermögen, welches er erbte und welches ihm ein Leben als Privatgelehrter ermöglichte, sollte am Ende nichts mehr übrig sein.
Schon in jungen Jahren brach die Sammelleidenschaft aus
Ein Grund: Schon in jungen Jahren brach die Sammelleidenschaft aus. Doch der Mann sammelte nicht alles, er hatte seine Spezialgebiete. Eines davon lautete ganz besonders auf Albrecht Dürer. Nutznießer dessen wurde auch die Stadt Bamberg, insbesondere die Staatsbibliothek. Ein Grund dafür war, dass Heller den Leiter dieser Bibliothek, Heinrich Joachim Jaeck (1777-1849) in seinem Testament bedachte. Doch wie die beiden Männer einander kennenlernten, das beschrieb Scheerbaum mittels eines Jaeck-Zitats: „Durch seinen öfteren Besuch der königlichen Bibliothek, lernte ich ihn nach den Vorzügen seiner Geist-Thätigkeit, Kenntnisse und moralischen Denkweisen seit einigen Jahren ziemlich genau kennen; auch besuchte ich ihn manchmal in seinem Haus zur näheren Würdigung seiner Bücher- und Kunstsammlung, und fand ihn vorzüglich geeignet, zur Vervollständigung meines Bamberger Künstler-Lexikons beizutragen.“

Den Zweck von Hellers Sammlung fasste Wagner so zusammen: „Liebe zur Vaterstadt und den Kunstsinn bei jungen Leuten fördern. Er wollte, dass die Sammlung in Bamberg bleibt.“ Zu dieser Sammlung gehören grafische Blätter, Handschriften oder alte Drucke. Eben auf diese Dinge abgestimmt war auch Hellers Privatbibliothek, von der es heißt, dass sie mit rund 6000 Bänden gelistet ist. Was sich in dem Vortrag nicht nur zu Heller erschloss, sondern auch zu Dürer (1471-1528) selbst, war hochinteressant. Da wären beispielsweise die Themenfelder, mit denen sich Dürer selbst befasste – der Mann war im Festungsbau kundig und schrieb ein Buch zu Vermessungstechniken. All diese Dinge wurden von dem kundigen Heller beleuchtet und was seine Sammlung überdies „hochspannend“ macht, ist der Umstand, dass sie auch viele Korrespondenzen mit Betrachtungen Hellers beinhaltet.
„Tagebuch der Reise in die Niederlande“
Doch Hellers Dürer-Sammlung enthielt viele Dinge von oder zu Dürer, die es längst nicht mehr im Original gab. So verhielt es sich auch mit Dürers bekanntem „Tagebuch der Reise in die Niederlande“. „Von dem (gedruckten) Tagebuch hat sich kein Original erhalten, aber es gibt zwei Abschriften – eine in Nürnberg und eine in Bamberg“, erklärte Scheerbaum und setzte auseinander, was es mit der Reise und den Einträgen in diesem Tagebuch auf sich hatte.
„Das war eine Scoutfahrt Dürers, um herauszufinden, was ist (in der Kunst) State of the Art.“ Das, was den Vortrag des Gespanns Scheerbaum/Wagner auch auszeichnete, war, dass mittels der durch Heller übereigneten Sammlung unterschiedlichste Themenfelder zu Dürer eröffnet und instruktiv bebildert werden konnten. Das Wechselspiel zwischen den beiden Gestalterinnen des Abends blieb auf diese Weise stets unterhaltsam und selbst gegen Ende des Vortrags waren noch 202 Haushalte dabei.