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LICHTENFELS: Coronavirus: Wie geht's im Altenheim weiter?

LICHTENFELS

Coronavirus: Wie geht's im Altenheim weiter?

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    Im Pflegeheim am Eichberg in Marktgraitz wurden zehn Bewohner und drei Mitarbeiter positiv auf Covid-19 getestet. Sie befinden sich in Quarantäne.
    Im Pflegeheim am Eichberg in Marktgraitz wurden zehn Bewohner und drei Mitarbeiter positiv auf Covid-19 getestet. Sie befinden sich in Quarantäne. Foto: Gerhard Herrmann

    Es war ein Schock für Mitarbeiter, Bewohner und Angehörige, als im Pflegeheim am Eichberg in Marktgraitz in der vergangenen Woche zehn Bewohner an Covid-19 erkrankten. Auch drei Mitarbeiter wurden positiv getestet, wie der Einrichtungsleiter auf Anfrage mitteilte. Damit ist Marktgraitz, wo zuvor keine Infektionen registriert worden waren, zu einem Schwerpunkt der Pandemie im Landkreis Lichtenfels geworden. Hohe Zahlen von Infizierten waren zuvor bereits in Burgkunstadt (am 9. Mai waren es 24, am 15. Mai noch elf) und in Ebensfeld (am 9. Mai waren es sieben, am 15. Mai bereits neun) registriert worden. Da das Landratsamt Lichtenfels im Zuge der schrittweisen Lockerung der Kontaktbeschränkungen für die Einhaltung der „Sieben-Tage-Inzidenz“ verantwortlich ist, wurde das Gesundheitsamt für die Eindämmung der Seuche durch zusätzliche Mitarbeiter verstärkt (siehe Bericht unten).

    Zwei haben erhöhte Temperatur, die anderen keine Symptome

    „Alle Betroffenen sind relativ fit“, betont der Einrichtungsleiter des Pflegeheims am Eichberg. Zwei der Senioren hätten erhöhte Temperatur, aber kein Fieber. Die übrigen acht Betroffenen seien symptomfrei. Festgestellt wurde die Infektion, als einer der Bewohner wegen einer Erkältung den Hausarzt benötigte. Der machte sicherheitshalber einen Abstrich, dessen Ergebnis positiv ausfiel. Daraufhin wurden alle rund 60 Bewohner und die 70 Mitarbeiter getestet.

    Entsprechend dem bereits zuvor erstellten Pandemiekonzept ließ die Heimleitung eine Quarantäne-Station in einem der drei Flügel des Gebäudes einrichten. Dort werden die Betroffenen, abgeschottet von den übrigen Bewohnern, versorgt. Die drei infizierten Mitarbeiter wurden zur Quarantäne nach Hause geschickt.

    „Es ist immer schlimm, wenn Bewohner erkranken, und es war besonders traurig, weil wir gerade mitten in der Vorbereitung für eingeschränkte Besuchsmöglichkeiten nach der Kontaktsperre waren“, sagt der Einrichtungsleiter. Doch dank viel Zuwendung sei es gut gelungen, den Bewohnern und Angehörigen die Situation zu erklären und den Umzug der Betroffenen in die Quarantäne zu schultern. Bedauerlich sei es, dass daher vorerst keine Besuche von Angehörigen zulässig sind, doch die Möglichkeit der Videotelefonie, wenn nötig unter Anleitung von Mitarbeitern, erleichtere Bewohnern und Angehörigen diese schwere Zeit.

    „Eingeschränkte Besuchsmöglichkeiten wird es erst geben, wenn wir keinen positiven Fall mehr im Haus haben, da gehen wir auf Nummer sicher“, betont der Einrichtungsleiter. Bereits zuvor habe das Pflegeheim strenge Hygieneregeln nach den Vorgaben des Robert-Koch-Instituts befolgt. Mit einem hohen Hygienestatus und einer guten Organisation halte er eingeschränkte Besuchsmöglichkeiten für vertretbar.

    „Uns hat gleich die erste Welle der Pandemie Mitte März erwischt.“

    Sabine Schubert, Gesamtleiterin Regens Wagner

    Für eine Ausnahmesituation sorgte das Coronavirus auch bei Regens Wagner, wo mit insgesamt 28 infizierten Bewohnern und 27 erkrankten Mitarbeitern zeitweise die höchsten Zahlen im Landkreis erreicht worden waren. Für ein Aufatmen nach den Wochen des Ausnahmezustands sorgte am ergangenen Samstag die Nachricht, dass bis auf einen Bewohner alle Infizierten genesen waren.

    „Uns hat gleich die erste Welle der Pandemie erwischt“, schildert Gesamtleiterin Sabine Schubert den fast zwei Monate andauernden Ausnahmezustand in der Einrichtung, in der 314 Menschen mit Behinderung leben. Nachdem ein Mitarbeiter positiv auf Covid-19 getestet worden war, hatte ein strenges Hygienekonzept dafür gesorgt, dass keine Besucher mehr ins Haus kamen und der Kontakt zwischen den einzelnen Wohngruppen und Häusern unterbunden war. Auch wenn damit die weitere Verbreitung des Virus geblockt war, dauerte es Wochen, bis die Infizierten sich auskuriert hatten und die Kontaktpersonen wieder aus der Quarantäne durften, berichtet Sabine Schubert. Infiziert hatten sich in einer Jugendgruppe sechs Kinder, in einer weiteren eins sowie in drei Wohngruppen Erwachsene unterschiedlichen Alters. „Alle sind wohlauf, keine Folgeschäden erkennbar – und das obwohl einige Vorerkrankungen hatten“, freut sich die Gesamtleiterin.

    Wegen der Pandemie wurde der ansonsten für alle Burgkunstadter zugängliche Park von Regens Wagner für die Öffentlichkeit gesperrt.
    Wegen der Pandemie wurde der ansonsten für alle Burgkunstadter zugängliche Park von Regens Wagner für die Öffentlichkeit gesperrt. Foto: Markus Häggberg

    Erreicht wurde das durch ein strenges Pandemiekonzept, das neben der räumlichen Isolierung, dem Tragen von Atemschutz und Schutzbrillen regelmäßiger Desinfektion auch die Auslagerung des Kochens und Waschens umfasste. Zu verdanken sei das auch der großen Solidarität der Mitarbeiter, dank deren Einsatz es gelungen sei, den beeinträchtigten Menschen die gewohnte Umgebung und die vertrauten Betreuer zu erhalten.

    Eingeschränkte Besuchsmöglichkeiten werde es erst geben, wenn alle Infizierten genesen sind. Auch die Werkstätten bleiben vorerst geschlossen, allerdings werde zurzeit ein Hygienekonzept für eine Öffnung erarbeitet. „Wir bleiben in Hab-acht-Stellung“, betont Sabine Schubert.

    Den Senioren zuliebe eingeschränkt Besuche ermöglichen

    Die übrigen Pflegeeinrichtungen im Landkreis, die nicht von Infektionen betroffen sind, wollen weiterhin eingeschränkte Besuchsmöglichkeiten bieten. „Die beschränkte Öffnung für Besucher ist grundsätzlich sinnvoll, da sowohl die Bewohner als auch deren Angehörigen aufgrund des absoluten Besuchsverbots und dem damit einhergehenden fehlenden persönlichen Kontakt emotional belastet waren“, sagt Annett Kürsten, Leiterin des BRK-Pflegeheims Am Weidengarten. Gerade für pflegebedürftige Menschen seien persönliche Kontakte mit Angehörigen oftmals ein sehr wichtiges positives Element im Leben. Insofern sei es wichtig, diese Kontakte mit den Einschränkungen in Einklang zu bringen. Aufgrund der besonderen Umstände in einem Pflegeheim sei es jedoch zwingend erforderlich, besondere Vorsicht walten zu lassen. Das sei hinderlich für Bewohner und Angehörigen und bedeute für die Mitarbeiter einen erheblichen zusätzlichen Arbeitsaufwand.

    Im Kampf gegen die Übertragung des Coronavirus darf sich die Leiterin Sabine Schubert auf den Magazinbestand verlassen. Schutzartikel sind vorhanden, werden mitunter selbst hergestellt.
    Im Kampf gegen die Übertragung des Coronavirus darf sich die Leiterin Sabine Schubert auf den Magazinbestand verlassen. Schutzartikel sind vorhanden, werden mitunter selbst hergestellt. Foto: Markus Häggberg

    „Sowohl die Angehörigen als auch die Bewohner – und natürlich auch wir – haben sich sehr darüber gefreut, sich endlich wieder persönlich begegnen zu können“, betont Kürsten. Dabei sei auch manche Träne geflossen. Der absolut überwiegende Teil der Besucher habe großes Verständnis für die Schutzmaßnahmen.

    „Wir denken gewaltig über die möglichen Risiken nach“, erklärt Martin Pühl, Leiter des Kathi-Baur-Pflegezentrums St. Heinrich in Burgkunstadt. Dort gelten seit 9. Mai beschränkte Besuchsmöglichkeiten nach einem strengen Hygienekonzept. Doch so sehr er sich des Risikos bewusst ist, gibt die soziale Komponente für ihn den Ausschlag: „Die Senioren leiden gewaltig, wenn sie keinen Besuch bekommen.“ Und was ihn dabei bestärkt, ist die Rücksichtsnahme der Besucher, die alles täten, um ihre Lieben und deren Mitbewohner nicht zu gefährden.

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