Der Herbst gibt im Dezember den Stab weiter an den Winter. Die dunkle Jahreszeit strebt ihrem Höhepunkt entgegen, um anschließend, zunächst kaum wahrnehmbar, wieder dem Lichte zu weichen. Das bürgerliche Jahr geht zu Ende und lädt zu Rückblicken, Bilanzen und guten Vorsätzen ein.
Für die Meteorologen beginnt der Winter am 1. Dezember. Für Statistiken ist ein Winterbeginn mitten im Monat unpraktisch. Es ist so einfacher, die Monatsmittelwerte und Temperatur-Statistiken für den Winter zu erstellen.
Welches Wetter hat der Hundertjährige Kalender in diesem Dezember anzubieten?:
• 1.-10. Frost, trübes Wetter mit Regen, Kälte und Glatteis
• 11.-18. Schneefall setzt ein
• 19. Es regnet
• 20.-31. Kaltes und ungemütliches Wetter
Nikolaus in Gummistiefeln?
Am Barbaratag (4.) schneiden wir Obstbaumzweige ab und stellen sie ins Wasser. Mit etwas Glück blühen sie an Weihnachten. Früher schnitt man neben Kirsch- und Apfelzweigen auch Holunderzweige. Heute werden vor allem Kirschzweige geschnitten.
Hoffentlich muss am 6. Dezember Nikolaus sich keine Gummistiefel anziehen, hoffentlich rutscht er bei Glatteis nicht aus. „Regnet´s an Sankt Nikolaus, wird der Winter streng und graus.“ Eine weitere Bauernregel sagt: „Dezember lind, der Winter ein Kind.“
Wann fängt der Winter an?
Nach Einführung des Gregorianischen Kalenders wurde der kürzeste Tag des Jahres auf den 21. Dezember, den Thomas-Tag, verlegt. Mit dem Gedenktag des heiligen Apostels, an dem das Jahr „um einen Hahnenschritt wieder wächst“, ist folgende Bauernregel verknüpft: „Friert´s am Sankt-Thomas-Tag, ist´s immer eine arge Plag.“
Astronomischer Winteranfang
Der kürzeste Tag des Jahres ist gleichzeitig der astronomische Winteranfang. Neben dem 21. Dezember ist die Wintersonnenwende ab und zu am 22. Dezember, so auch in diesem Jahr: Die Sonne erreicht auf der Nordhalbkugel die geringste Mittagshöhe über dem Horizont im gesamten Jahresverlauf. Gleichzeitig beginnt auf der Südhalbkugel, so in Südamerika, Australien und Neuseeland, der Sommer.
Feiertage kalt, ohne weiße Pracht
Am 1. Weihnachtsfeiertag dürfte es kalt werden, aber ohne weiße Pracht: „Steckt die Krähe zu Weihnacht im Klee, sitzt sie zu Ostern oft im Schnee.“ Weiße Weihnachten erleben wir statistisch in den niederen Lagen am Obermain nicht einmal alle acht Jahre.
In der Silvesternacht wünschen sich viele einen „guten Rutsch.“ Es stammt von „Rosch Haschana“
Andreas Motschmann
Trotzdem sind unsere Kindheitserinnerungen meist von einer weißen Winterpracht geprägt. Woher kommt das? Die Meteorologen sehen hinter diesen Erinnerungen einen psychologischen Effekt.
Das Gehirn hat das Weiß als schön empfunden und erzeugt Wunschbilder. Die Medien führen uns gerne das Idealbild der weißen Weihnacht vor Augen. Als es noch kein Fernsehen gab, weckten romantische Postkarten die Sehnsucht nach einer Weihnacht im Schnee. Um 1860 tauchten hierzulande die ersten Karten mit winterlicher Idylle auf; sie kamen rasch in Mode.
Chancen regional unterschiedlich
Die Realität ist eine andere: In Deutschland lässt das berüchtigte Weihnachtstauwetter die Chancen auf Schnee deutlich sinken. In 70 Prozent der Fälle bringen Westwinde an den Feiertagen Tauwetter nach Deutschland, berichtet der Deutsche Wetterdienst (DWD). Diese kommen von Island und sorgen für eher milde Temperaturen und grüne Weihnachten. Das spiegelt sich auch in der Wetterstatistik wider.
Meteorologen datieren die letzte „richtige“ weiße Weihnacht auf das Jahr 2010. Damals gab es eine Schneedecke in ganz Deutschland, auch tiefere Lagen hatten teilweise bis zu 30 Zentimeter Schnee. Davor war das nur in den Jahren 1906, 1917, 1962, 1969 und 1981 der Fall.
Die Chancen auf weiße Weihnachten sind regional sehr unterschiedlich. Auf Helgoland schneit es beispielsweise nur alle 50 Jahre; in Berlin alle fünf Jahre, in Düsseldorf und Köln alle zehn Jahre. Dagegen ist die Wahrscheinlichkeit einer weißen Weihnacht in München viel höher, alle 2,5 Jahre.
„Tag der Unschuldigen Kinder“
Ab dem 20. Dezember folgen nach den Berechnungen von Abt Knauer kalte Wintertage. Am „Tag der Unschuldigen Kinder“ (28.), an dem die Buben mit ihren Gerten die Mädchen und Frauen „pfeffern“, würde somit „Väterchen Frost“ zuschlagen: „Habens die Unschuldig Kinder kalt, so weicht der Frost noch nicht so bald.“
Abschied mit eisiger Kälte?
Der Hundertjährige Kalender verrät uns nicht, ob sich das Jahr mit eisiger Kälte verabschieden wird. Der 30. Dezember 1788 war mit minus 31,5 Grad so frostig wie kein anderer Tag im 18. Jahrhundert. Um solcherlei Ungemach zu entgehen, verließ König Ludwig I. oft schon im Oktober seine Residenzstadt gen Süden und kehrte erst im Frühjahr wieder zurück.
Von wegen Glatteis
In der Silvesternacht wünschen sich viele einen „guten Rutsch.“ Das hat nichts mit dem Wetter oder Glatteis zu tun. Es stammt von „Rosch Haschana“, dem jüdischen Neujahrstag. „Rosch“ bedeutet Kopf beziehungsweise auf Rotwelsch „Anfang“, man wünscht sich also einen „guten Anfang.“
Schdilla Nochd Eä – hod des Liid scho bei edlicha Weihnochdsfeien midsinga müssn. Sii – is als Vekäufera ochd Wochn lang demid beriisld woan. In dä schdilln Nochd is es bei denna zwaa imme orch schdill. Josef Motschmann