Die Woche vor 25 Jahren im Obermain-Tagblatt
Blutspuren im Schnee: Was wie der Titel einer Krimiserien-Folge klingt, ist am 20. Januar 1997 bitterer Ernst. In Schney meldet der Fahrdienstleiter der Bahn um 5.25 Uhr morgens einen Einbruch und Vandalismus am Bahnhofsgebäude. Die Bahnhofsuhr ist zerstört und die Ampelanlage am Bahnübergang beschädigt, bestätigt sich den Polizeibeamten vor Ort.
Doch der frisch gefallene Schnee dieser Nacht wird den 17- und 18-jährigen Tätern zum Verhängnis: Ihre Fährte ist leicht aufzunehmen und führt zu einem aufgebrochenen Gartenhäuschen. Hier musste sich einer der Täter an der eingeworfenen Fensterscheibe geschnitten haben, denn nun folgen die Polizisten besagter Blutspur im Schnee.
Sie endet an einer Haustür in der Friedrich-Ebert-Straße, wo die Beamten die zwei jungen Verdächtigen vorläufig festnehmen. Die Schnittwunde am Ohr des 18-Jährigen ist dabei ein verräterisches Indiz für die Täterschaft der zwei Burschen.
100 000 Mark Schaden im „Waldhotel Fuchs“
Am Abend des selben Tages eskaliert im Asybewerberheim (ehemals Waldhotel Fuchs) in Weismain eine Diskussion um die Ausgabe und Quittierung von Essenspaketen. Wut und Aggression lassen mehrere Asylbewerber in massivster Weise an der Einrichtung des von 30 Menschen aus fünf Nationen bewohnten Hauses aus.
Hausmeisterbüro und -lager sind aufgebrochen, Möbel, Spiegel, Fenster, Türverglasungen, Inventar, Toiletten zertrümmert, Deckenverkleidungen mitsamt Stromleitungen heruntergerissen, überall Waschmittel verstreut. Zu guter Letzt sind Herdplatten und Backofen bis zum Anschlag eingeschaltet – möglicherweise, um einen Brand entstehen zu lassen.
Zunächst ist die Sachlage, Motivation und Täterschaft sehr unübersichtlich und dubios. Die Polizei nimmt zwei Bewohner fest und beziffert den angerichteten Schaden auf mindestens 100 000 Mark.
Am Donnerstag, 23. Januar 1997, erscheint der allererste „Bad-Kurier“ für Staffelsteiner Gäste und Einwohner des ganzen Landkreises. „Alle zwei Wochen berichten wir über Therme und Kur, Land und Leute sowie Veranstaltungen und Feste. Neben Nachrichten und Hintergrundgeschichten aus der Adam-Riese-Stadt, der Marktgemeinde Ebensfeld und dem Umland bietet der Bad-Kurier einen umfangreichen Serviceteil. Hier sind Anregungen zu Ausflugs- und Freizeitmöglichkeiten zu finden. Im Vordergrund stehen Kultur und Landschaft des Gottesgartens am Obermain“, erläutern die OT-Redakteure Christine Schweßinger und Gerhard Herrmann zu dem kostenlosen Angebot. Regelmäßig sollen auch Therme-Eintrittskarten sowie Sachpreise verlost werden.
Der Burgkunstadter Pfarrer Hans Hellebrandt (44) wird am Nachmittag des 23. Januar 1997 im Pfarrbüro von einem 40-Jährigen niedergestochen und mit lebensgefährlichen Verletzungen in die Klinik Bayreuth geflogen. Die Pfarrhaushälterin ist Zeugin der Attacke und berichtet von einem Streitgespräch mit Gerangel im Vorfeld.
Der flüchtige Täter stellt sich der Polizei
Der flüchtige Täter verständigt kurze Zeit später selbst die Polizei und stellt sich. Gegen ihn wird Haftbefehl erlassen – wegen versuchten Totschlags.
Nach zweistündiger Notoperation steigt die Hoffnung auf ein Überleben Hellebrandts. Die Stadt ist im Schockzustand, Faschingsveranstaltungen werden abgesagt.
Pater Dieter Frey vom Josefsheim übernimmt vorerst einige Gottesdienste in der katholischen Pfarrei Sankt Heinrich und Kunigunde. Der evangelische Pfarrer Rainer Horn lädt zu einem ökumenischen Gottesdienst unter dem geänderten Thema „Wenn ein Glied leidet, leiden alle Glieder mit“ ein, bei dem im Schein vieler Kerzen für Opfer von Gewalt und speziell für die Gesundheit von Pfarrer Hellebrandt gebetet wird. Nach Tagen des Bangens, Betens und Hoffens geht es Hellebrandt tatsächlich langsam besser, wird am 27. Januar gemeldet.
Ministerpräsident Edmund Stoiber zu Besuch

Der Landrat lädt ein, und sogar der Landesvater kommt: zum „Forum Zukunft Landkreis Lichtenfels“ am 24. Januar 1997. Zusammen mit 150 geladenen „Wirtschaftskapitänen, führenden Politikern und Gewerbschaftsvertretern“, berichtet das OT, diskutiert man mit Ministerpräsident Edmund Stoiber drei Stunden lang im großen Sitzungssaal des Landratsamts über regionale Strukturen, Verkehrsprobleme (ICE-Trasse, Lif 13, A 73 und B 173), ein geplantes Frachtzentrum der Deutschen Bahn in Lichtenfels und einen möglichen Studiengang „Möbeldesign“ an der FH Coburg, der sich positiv auf die hiesige Möbelindustriesparte auswirken könnte. Ein obligatorischer Eintrag ins Goldene Buch des Landkreises wird das die Veranstaltung und den Besuch Stoibers erinnern.
Als Erinnerung oder aus Dank werden in Franken seit Jahrhunderten Marterln und Bildstöcke errichtet: auch die Feldmarter auf einem Acker bei Prügel. Aus dem 17. Jahrhundert stammt die gedrehte Sandsteinsäule mit vierseitigem Kapitell – und hatte eine Restaurierung nötig, da sie nicht mehr standsicher war. Und trotzdem stand sie noch knapp drei Jahre, bis Planung, Kosten (5000 Mark) und Fördergelder (1000 Mark) eruiert waren – und plötzlich aus Sparsamkeitsgründen im Frühjahr 1996 das Projekt auf Eis gelegt wurde.
Zum Jahreswechsel ist die Marter dann von einem Tag auf den anderen verschwunden: Sie liegt zerbrochen am gemeindlichen Wertstoffhof. Doch nicht der Zahn der Zeit oder ein Sturm wurde ihr zum Verhängnis, sondern der Mensch: Auf Order des Landratsamts sollte das „Sicherheitsrisiko“ nun endlich beseitigt werden, und beim Abbauversuch zerbröselt der Schaft der Säule.
Schuldzuweisungen gehen hin und her
Die Schuldzuweisungen gehen hin und her, bemängeln die plötzliche Eile zum schlechtestmöglichen Zeitpunkt (Frost macht Stein noch spröder) und das nicht fachgerechte Vorgehen. Das Schicksal der Prügeler Feldmarter steht nun weiter in den Sternen, denn das zugesagte Fördergeld des Denkmalpflegeamts hat die Gemeinde Altenkunstadt verfallen lassen.
Vorstandswechsel beim VdK Ebensfeld: Ehrenfried Eberth löst Alfons Hauptmann, der nach 14 Jahren im Amt nicht mehr kandidiert, als Vorsitzenden ab. Die Schönbrunner Ortsbäuerin Resi Bruckner übergibt ihr Amt nach 25 Jahren an Sylvia Wagner. Und der Gründungsvorsitzende Michael Gehringer wird nach 19 Amtsjahren an der Spitze des Gartenbauvereins Kümmersreuth von Margaretha Mathy beerbt.

Hans Kaiser ist neuer Vorsitzender des Lichtenfelser Kneippvereins und Nachfolger der aus persönlichen Gründen nicht mehr kandidierenden Martina Hößel. Der Turnverein Marktgraitz ernennt den vielseitigen Funktionär Eduard Krauß zum Ehrenmitglied.
ACL ist Gastgeber der Landesmeisterschaft
Ausrichter der bayerischen Meisterschaft im Freistil-Ringen ist diesmal der erfolgsgewöhnte Athletenclub Lichtenfels: Am Wochenende, 18./19. Januar 1997 gehen 112 Ringer der C-Jugend und 40 Männer im Sportzentrum an der Friedenslinde auf die Matte. Für den ACL holen Steffen Hartan (Klasse bis 47 Kilo) und Fabian Sawatzki (bis 59 Kilo) zwei C-Jugend-Meistertitel. In der 97-Kilo-Klasse bei den Männern sind Roland Hopf und in der 76-Kilo-Klasse Jürgen Fenzlein nicht zu schlagen. Insgesamt siegt der ACL auch in der Vereinswertung mit 27 Punkten vor dem ATSV Kelheim (22) und SC Anger (19).