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LICHTENFELS: Ein Tierarzt aus Lichtenfels will Landrat werden

LICHTENFELS

Ein Tierarzt aus Lichtenfels will Landrat werden

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    Naturfreund: Dr. Arnt-Uwe Schille hat aus skurril gewachsenen Baumstämmen und Fundstücken einen kleinen Skulpturenpark in seinem Garten zusammengestellt. Neue Ideen will er auch im Landratsamt einbringen.
    Naturfreund: Dr. Arnt-Uwe Schille hat aus skurril gewachsenen Baumstämmen und Fundstücken einen kleinen Skulpturenpark in seinem Garten zusammengestellt. Neue Ideen will er auch im Landratsamt einbringen. Foto: Gerhard Herrmann

    Alles was mit Bewegung zu tun hat, begeistert Dr. Arnt-Uwe Schille. Beim Laufen und Radfahren erholt der Lichtenfelser sich von seinen bis zu zehn Stunden langen Arbeitstagen als Amtstierarzt am Landratsamt Bamberg. Früher ist er geritten, doch jetzt fehlt ihm die Zeit für ein Pferd. Auch Autos faszinieren den 57-Jährigen. So hegt er einen Volvo-Oldtimer von 1970 und hat sich einen Mercedes-Kastenwagen von 1980 zum Camping-Mobil ausgebaut. Damit die Umweltbilanz stimmt, fährt er im Alltag einen Lupo, das legendäre Drei-Liter-Auto von VW, oder mit dem Fahrrad. Bewegung möchte er auch in die heimische Politik bringen und kandidiert daher bei der Landratswahl am 8. Oktober.

    „Es ist wichtig, dass mehr Initiativen vom Landrat kommen.“

    Arnt-Uwe Schille

    Bereits 2017 ist Schille gegen Amtsinhaber Christian Meißner angetreten und hat einen Achtungserfolg von 25,2 Prozent erzielt. Enttäuscht habe ihn das nicht, schließlich liebe er seinen Beruf. Inzwischen sei er durch sein politisches und gesellschaftliches Engagement – als Lichtenfelser Stadtrat oder Kreisrat – bekannter. „Ich denke, dass ich mit meinem Engagement, vielfältigen Ideen und Interessen den Landkreis voranbringen kann“, erklärt er.

    Ein Bauwerk aus Weiden züchtet Arnt-Uwe Schille in seinem Garten. Wenn die Stämme groß genug sind, sollen sie miteinander zu Bogen verflochten werden.
    Ein Bauwerk aus Weiden züchtet Arnt-Uwe Schille in seinem Garten. Wenn die Stämme groß genug sind, sollen sie miteinander zu Bogen verflochten werden. Foto: Gerhard Herrmann

    Um erfolgreich zu sein, gelte es, die Menschen zusammenzubringen – nicht nur die ohnehin Beteiligten, sondern auch solche, an die bisher nicht gedacht wurde. „Letztendlich geht es darum, mehr miteinander zu reden, sich mehr zu bemühen, alle, die man für eine Sache braucht, an einen Tisch zu bringen und zu vernetzen“, betont er. Daher stellt er seinen Wahlkampf unter das Motto „Zusammen anpacken.“

    „Es ist wichtig, dass mehr Initiativen vom Landrat kommen“, fordert er. Damit es im Landkreis vorangehe, müsse der oberste Behördenvertreter aktiv sein und wichtige Themen zu seiner Sache machen, anstatt sich ihrer erst auf öffentlichen Druck hin anzunehmen. Als Beispiele nennt er das Amt der Klimaschutzbeauftragten, das erst auf Initiative der Grünen hin geschaffen worden sei, oder den Beitritt zum Bündnis „Demokratie leben.“ Um etwas zu bewegen, sei der Mut erforderlich, mit Pilotprojekten voranzugehen.

    Ohne Titel, aber ausdrucksvoll: Abstrakte Gemälde kreiert Arnt-Uwe Schille in seiner Freizeit.
    Ohne Titel, aber ausdrucksvoll: Abstrakte Gemälde kreiert Arnt-Uwe Schille in seiner Freizeit. Foto: Gerhard Herrmann

    In Lichtenfels aufgewachsen, zog es Arnt-Uwe Schille zum Studium nach Italien und Berlin. Nach der Großstadterfahrung kehrte er wieder an den Obermain zurück, übernahm zusammen mit seinem Bruder Jörg-Florian die väterliche Tierklinik und gründete eine Familie. Inzwischen sind seine beiden Söhne erwachsen und er hat sich nach der aufreibenden Zeit der Selbstständigkeit für eine Tätigkeit als Amtstierarzt am Landratsamt Bamberg entschieden. Zwar sind die Arbeitstage immer noch lang, doch hat er dadurch abends und am Wochenende die Muße, seine künstlerischen Neigungen auszuleben und sich gesellschaftlich zu engagieren.

    Kreatives aus Fundstücken

    Seine abstrakten Ölgemälde ohne Titel („Ein bisschen sollte der Betrachter schon mitarbeiten“) schmücken sein Wohnhaus aus den 1930-er Jahren ebenso wie Skulpturen, die er aus Metallschrott und Glasfaserkabeln kreiert hat. Einen kleinen Skulpturengarten hat er mit vor dem Ofen geretteten Totholz auf der Wiese hinter dem Haus arrangiert. Daneben lädt ein Holztisch zum Verweilen im Schatten ein. Und aus Weidenstecklingen zieht Schille ein „wachsendes Gebäude“: „Wenn sie groß genug sind, werden sie zu einem Gewölbe zusammengebunden.“ Statt Zierrasen sprießt eine Blumenwiese und an der Hauswand leuchten die ersten reifen Tomaten – gegossen mit Regenwasser vom eigenen Dach.

    Nachhaltigkeit ist Arnt-Uwe Schille wichtig: So engagiert er sich im Vorstand der Genossenschaft Solidarische Landwirtschaft (Solawi), die inzwischen so erfolgreich ist, dass sie eine Gärtnerin fest angestellt hat. Nachhaltig sind auch seine kreativen Projekte, wie Skulpturen aus Fundstücken zeigen. Als städtischer Kulturbeauftragter bringt er sich ebenso ein wie in der Kunst- und Kulturinitiative Kuki und als Vorsitzender des Städtepartnerschaftskomittees. Und gegen den wachsenden Rechtsruck engagiert er sich im Bündnis „Lichtenfels ist bunt.“

    „Tendenziell bin ich ein Grüner, der bei der SPD gelandet ist“, scherzt er. Denn neben der Nachhaltigkeit ist ihm die soziale Verantwortung wichtig. „Natürlich brauchen wir eine funktionierende Wirtschaft, aber wir können doch nicht alles dem Markt überlassen, sonst gehen die Schwächeren unter“, betont er. Die soziale Marktwirtschaft als Basis des Wohlstands und des sozialen Friedens in Deutschland gelte es daher zu erhalten. Als Club-Fan sei er leidensfähig genug, der SPD trotz der niedrigen Umfragewerte die Treue zu halten.

    Neue Ärzte gewinnen

    Als wichtigstes Thema im Landkreis wolle er im Falle seiner Wahl die medizinische Versorgung sichern. Angesichts der drohenden Schließung vieler Praxen aufgrund des Alters der Ärzte regt er eine genossenschaftliche Zusammenarbeit über die Gemeindegrenzen hinweg an. Dadurch könnte der Verwaltungsaufwand geteilt, die Arbeitszeiten attraktiver gestaltet und dem Personalmangel begegnet werden, so dass es auch für junge Mediziner attraktiv werden könnte, sich niederzulassen.

    Neben der Sicherung der Energieversorgung durch das geplante Regionalwerk ist ihm der Wohnungsbau wichtig. So könnte eine regionale Wohnungsgesellschaft, eventuell unter Regie des Regionalwerks, über die Kommunengrenzen hinweg Wohnhäuser errichten und verwalten oder Leerstände wieder aktivieren.

    Dass er als SPD-Vertreter keine Mehrheit im Kreistag hätte, sieht Arnt-Uwe Schille nicht als Problem. „In der Kommunalpolitik geht es um die Sache, nicht um Parteipolitik“, betont er. Das zeige die fraktionsübergreifende Zusammenarbeit im Stadtrat.

    Nur mit der AfD kann er sich das aufgrund seiner Erfahrungen nicht vorstellen: „Die wollen nur protestieren, anstatt konstruktiv zu gestalten.“ Das sei vielen ihrer Wähler nicht bewusst.

    Auf die Frage, warum er den Antrag der AfD auf die Förderung von Balkon-Solaranlagen abgelehnt habe, verweist er auf den hohen Verwaltungsaufwand, der den Zuschuss von 100 Euro bei Anschaffungskosten von 800 Euro weit überwiege.

    „Sinnvoller wäre eine Investition des Landkreises etwa in ein 300-Dächer-Förder-Programm.“

    Beim Plakate kleben vornedran

    Präsenz zeigt Schille zurzeit bei zahlreichen Festen, wo er mit den Menschen ins Gespräch kommt. Außerdem setzt er im Wahlkampf auf Infostände und die sozialen Medien. Und beim Kleben der Plakate wird er mithelfen, getreu seinem Motto „Zusammen anpacken.“

    Arnt-Uwe Schille Der 57-Jährige ist in Lichtenfels aufgewachsen, studierte in Turin und Berlin. Zusammen mit seinem Bruder Jörg-Florian übernahm er 1998 die väterliche Tierklinik. Seit 2008 arbeitet er als Amtstierarzt am Landratsamt Bamberg. Der Vater von zwei erwachsenen Söhnen ist geschieden. Er ist Vorsitzender des SPD-Ortsvereins Lichtenfels, Stadtrat und Kreisrat. Er engagiert sich als städtischer Kulturreferent, im Städtepartnerschaftskomittee, in der Kuki, im Vorstand der Solidarischen Landwirtschaft und beim Bündnis „Lichtenfels ist bunt.“

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