Engagement für Tiere wird in Lichtenfels auch mit ihrem Namen in Zusammenhang gebracht: Elfriede Fenski. Seit über 20 Jahren hält sie die Verbindung nach Italien aufrecht, fährt über Grenzen und hilft, Schicksale zu lindern. Was treibt sie dabei an?
Elfriede Fenski präsentiert Notizen und Zeitungsausschnitte. Die 74-jährige Lichtenfelserin mit den wachen Augen empfängt den Reporter in ihrem Haus in Oberwallenstadt. Ein Wandofen spendet willkommene Wärme an diesem kühlen Tag im Mai. Zwei Hunde tapsen in den Raum, schauen mit herzerweichendem Blick auf den Besucher. Elfriede Fenski gießt Kaffee ein und beginn zu erzählen.
„Menschen haben mich schon oft enttäuscht. Tiere dagegen nicht.“
Elfriede Fenski, Tierschützerin
Wer wissen will, warum sie sich den Hunden zuwandte, muss nach ihrer Kindheit fragen. „Ich war ein uneheliches Kind – ein Bankert“, erzählt sie von einer Zeit, in der es als Schande galt, wenn unverheiratete Paare Kinder bekamen. Sie habe in der Schule Zurückweisung erfahren, Beschimpfungen und Häme. Einen geschützten Bereich fand die Siebenjährige bei einem Hund. Dort fand sie Verständnis, Kuscheln, Augenkontakt und Obhut. „Der Schäferhund hieß Rolf“, erinnert sich Elfriede Fenski. Sie lässt es zu, dass man ihr so nahekommt, obwohl sie eigentlich von Menschen eher enttäuscht sei.
Von Tieren hingegen nicht. „Die sind ehrlicher“, betont sie. Eines Tages aber wurde Rolf abgeholt und von ihr gerissen. „Ich sehe mich noch als Kind dort stehen (…) und ich wusste nicht, wo sie ihn hin haben. Ich glaube, nach Trieb zu einem Bauern. Das war eine Welt weit weg für mich als Kind.“ Bis sie heiratete habe sie keinen Hund haben dürfen, berichtet Elfriede Fenski.
Spontan organisiert sie einen Hilfstrasport für das Tierheim
Sie zeigt eine rote Mappe mit dem Aufdruck „Helga und Helmut – Ein Leben für die Tiere.“ Zu sehen ist eine rothaarige Frau, damenhaft-resolut wirkend. Helga Selzle-Wallrath stammt aus München und lebt als Aussteigerin bei Boccheggiano in der Toskana. Ein „300-Seelen-Ort“, in dem Helga Selze-Wallrath ein Tierheim betreibt. Als Elfriede Fenski 2001 von ihrem Engagement erfuhr, war sie in einer verzweifelten Lage. Es fehlte an Nahrung für die Tiere und Möglichkeiten zur ärztlichen Untersuchung. Dramatische Situationen schilderte ihr Selze-Wallrath, die auch Mitbegründerin der Tierschutzorganisation SOS Animali ist.
Elfriede Fenski, die damals ein Tierheims im Schwarzwald leitete, organisierte kurzentschlossen einen kleinen Hilfstransport mit Futter, Decken und Baustoffen, lud sie in ihr Auto und fuhr los. Nach Süden, über die Alpen – 14 Stunden dauerte die Fahrt. „Ich habe dort beim Füttern geholfen, Fliesen gelegt und Zäune erhöht, weil wenn dort Wildschweinjagd ist, springen die Treiberhunde über den Zaun“, erklärt sie. Bretter und Stöcke habe sie am Straßenrand gesammelt, um daraus einen Zaun zu bauen und mit Draht zu verknoten: „Der steht heute noch.“
Das Leid der verlassenen Tiere zu lindern, ist ihr Anliegen

In italienischen Tierheimen gebe es mehr Hunde und mehr Katzen als in deutschen Einrichtungen. Es seien so viele, dass es uferlos scheine, Hilfe zu leisten. Doch es gibt auch erfreuliche Momente, die die Lichtenfelserin in der Erinnerung zum Strahlen bringen. Sie zeigt auf ihrem Smartphone ein Video von einem Hund, der nur zwei Beine und sich dennoch des Lebens freut. Jemand hat ihm ein Wägelchen gebaut, auf das er sich beim Laufen stützen kann.
Unter dem Tisch macht sich Pepe bemerkbar. Er ist ein Hund unbestimmbarer Rasse, mit großen Augen und kurzen weißen Haaren. Ebenso wie sein Mitbewohner Gstettenbauer, ist er ein ehemaliger Tierheimhund. Bei Elfriede Fenski haben sie nach einem schweren Schicksal Zuflucht gefunden. Sie weiß wie grausam nicht nur der Mensch sein kann, sondern auch die Natur. Sie berichtet von einem Hund namens Lucie, dem „Ratten bei der Geburt das Bein abbissen.“ Um im nächsten Moment wieder zu strahlen über die Hilfsbereitschaft der „Firma Hofmann in Schney, die ihm eine Prothese gemacht hat.“
Die Qualen, die Tieren durch Menschen zugefügt werden, schmerzen Elfriede Fenski besonders. Sie hat Hunde gesehen, die geprügelt, absichtlich überfahren, verstümmelt, mit Benzin übergossen, angezündet oder von Brücken geworfen wurden. An sie hat sie ihr Herz verloren.
Tierheimleiterprüfung und Ausbildung zur Schur von Hunden
Für sie hat sie Mitte der 1990-er Jahre an der Akademie für Tierschutz die Tierheimleiterprüfung abgelegt, für sie hat sie auch eine Ausbildung zur Schur und Pflege aller Hunderassen absolviert. „Sie bedanken sich am Tag nach der Schur, weil die Schur hat Spannungen im Fell und auf der Haut aufgelöst“, berichtet die Lichtenfelserin. Auch mit der medizinischen Versorgung von Tieren hat sie Erfahrung. Sie zeigt Bilder von ihren alljährlichen Besuchen in der Toskana, bei denen sie beim Füttern von Hunden, Katzen, Eseln und sonstigen Tieren half, ihnen Zecken entfernte, sie pflegte und überall zupackte, wo Hilfe benötigt wurde.
Seit 2001 fährt Elfriede Fenski jedes Jahr nach Boccheggiano zu ihrer Freundin Helga Selzle-Wallrath, mitunter sogar zweimal pro Jahr. Sie beschreibt ihre Fahrten mit Futter und Sachspenden im Gepäck so lebendig, dass der Zuhörer mitfiebert. Mit einem Begleiter wechselt sie sich am Steuer ab, doch die Serpentinen lässt sie sich nicht nehmen. Einen Unfall hatte sie dabei auch, ausgerechnet in Assisi hat es ihren Fiat Doplo „total zerlegt.“ Sie musste mit dem Zug heimfahren. Abgeschreckt habe sie der Vorfall nicht: „Bin im selben Jahr wieder runtergefahren.“ Ein anderes Mal, als sie mit Anhänger unterwegs war, versagten auf dem Heimweg die Bremsen.
Nach der Corona-Impfung fährt sie wieder in die Toskana

In diesem Jahr war Fenski noch nicht in Italien, aber sie hat es vor, sobald sie die zweite Corona-Impfung erhalten hat. Darauf freut sich die Lichtenfelserin schon. Sie wird ihr Auto mit Futter, Decken und Sonstigem beladen und die Strapazen der 14-stündigen Fahrt auf sich nehmen. Eigentlich könnte sie während ihres Aufenthalts auch mal ans Meer, doch das hat Elfriede Fenski in den vergangenen 20 Jahren nur dreimal gemacht. Es gibt immer zu viel zu tun. Doch in die Vorfreude mischt sich auch Sorge: „Ich habe jetzt Angst, dass ich mal nicht mehr kann – wer fährt denn noch mit 75 so wie ich?“
Spenden willkommen Die nächste Fahrt ins Tierheim nach Italien und zu SOS Animali wird Elfriede Fenski im August unternehmen. Wer sie dafür mit Sachspenden (Futter, Trockenfutter etc.) unterstützen möchte, kann unter Tel. (09571) 16 94 940 Kontakt aufnehmen.