Fast jeder zweite Einwohner im Landkreis Lichtenfels ist über 50 Jahre alt, im Jahr 1987 lag der Anteil dieser Altersgruppe mit 35 Prozent noch bei etwas mehr als einem Drittel. Diese und viele andere Zahlen stellte Andreas Grosch, Diplom-Geograf und Leiter des Büros des Landrats, am Dienstag in seinem Bericht über die Bevölkerungsentwicklung im Landkreis den Mitgliedern des Kreisentwicklungsausschusses vor.
Anteil der unter 18-Jährigen in Bad Staffelstein nur bei rund 15 Prozent
Bleiben wir zuerst bei der Alterstruktur. Grosch präsentierte diese für jede einzelne Kommune, und so erfahren die Zuhörerinnen und Zuhörer, dass in Bad Staffelstein sogar mehr als die Hälfte der Einwohner die 50 schon überschritten hat. In der Bad-Stadt sind dazu etwa 25 Prozent älter als 65 Jahre, während die Gruppe der bis 18-Jährigen nur rund 15 Prozent ausmacht.
In Marktgraitz wird die Altersstruktur durch das Seniorenheim beeinflusst, sodass etwa 54 Prozent der Bürgerinnen und Bürger über 50 sind und fast 30 Prozent sogar über 65. „Dass in diesen beiden Kommunen viele ältere Menschen leben, muss nicht schlecht sein. Die Politik muss sich auf diese Herausforderung nur eben einstellen und dann die entsprechenden Weichen stellen“, so Grosch. Im Übrigen sei es bemerkenswert, dass man eine Änderung der Altersstruktur in einer Stadt oder Gemeinde feststellen könne, nachdem beispielsweise ein neues Baugebiet ausgewiesen worden sei.
Zur Entwicklung der Bevölkerungszahl im Landkreis bemerkte der Geograf, dass frühere Prognosen die Entwicklung schlechter vorhergesagt hätten, als diese in der Realität eingetreten ist. So liege man mit den 67.292 Einwohnern (Stand: 30. Juni) auf dem gleichen Niveau wie 1974. Im Vergleich zum 31. Dezember 2015 ist laut Grosch die Einwohnerzahl um 637 Personen angestiegen, damals lebten 66.655 Frauen und Männer im Landkreis.
Normalerweise würden zwei Werte die Bevölkerungsentwicklung bestimmen, erläuterte Grosch, der Wanderungssaldo und die natürliche Bevölkerungsentwicklung durch Geburten und Sterbefälle. Der Landkreis Lichtenfels habe nicht mit einer Abwanderung zu kämpfen, sondern mit zu wenig Geburten, was im Übrigen der allgemeinen Entwicklung in Bund und Bayern entspreche. Dass die Bevölkerungszahl trotzdem relativ konstant bleibe beziehungsweise in den vergangenen Jahren gestiegen sei, hänge mit der hohen Nettozuwanderung zusammen – auch hier liege Lichtenfels im westdeutschen Trend.
Auf Nachfrage von Heike Kunzelmann (AfD) erläuterte Grosch, dass jeder als Einwohner gelte, der beim Einwohnermeldeamt seinen Wohnsitz im Landkreis gemeldet habe. Landrat Christian Meißner verwies hierbei auf die Flüchtlinge aus der Ukraine, die seit März im Landkreis leben würden, doch Grosch zufolge sei auch ohne diesen Effekt eine positive Bevölkerungsentwicklung festzustellen. Barbara Schatz (Grüne) regte schließlich an, bei der künftigen Berechnung der Kita-Plätze nicht mehr nur die Geburtenzahl zu berücksichtigen, sondern auch die Zuwanderung. „Dies kommt auf die Tagesordnung im Jugendhilfeausschuss“, versprach der Landrat.

Landkreis nimmt beim Ranking mit Platz 230 einen Mittelfeldrang ein
Sein Büroleiter stellte des Weiteren den aktuellen Prognos-Zukunftsatlas vor, in dem 400 kreisfreie Städte und Landkreise in Deutschland nach ihren Zukunftschancen bewertet werden. In dem Ranking würden neben den Indikatoren Demografie, Arbeitsmarkt, Wettbewerb und Innovation sowie Wohlstand und soziale Lage auch zwölf Zukunftsbranchen herangezogen.
Der Landkreis Lichtenfels nehme hier mit Platz 230 einen Rang im Mittelfeld ein, 2004 habe er noch Platz 296 belegt. Mit dem aktuellen Platz rangiere man in Oberfranken hinter der Stadt Coburg sowie Stadt und Landkreis Bamberg, aber noch vor den Landkreisen Kulmbach, Coburg und Kronach. Im Regionalranking von IW Consult, in dem 14 Indikatoren innerhalb der Bereiche Wirtschaftsstruktur, Arbeitsmarkt und Lebensqualität berücksichtigt werden, belege der Landkreis Lichtenfels Platz 96.
Landrat Meißner kommentierte die Statistiken, dass der Landkreis letztlich die Aufgabe habe, sich um alle seine Einwohner kümmern zu müssen. Da die Hälfte der Bevölkerung nicht mehr jung sei, liege die ärztliche Versorgung im Blickfeld. Hier sehe man im Übrigen die Unterschiede zwischen Statistik und gefühlter Wirklichkeit. Während beispielsweise die Kassenärztliche Vereinigung nach ihren Plänen den ärztlichen Bedarf als übererfüllt ansehe, würden die Menschen, die einen Termin beim Facharzt bräuchten, diesen eher als untererfüllt wahrnehmen.