Eines stand an dem Mittwoch kurz nach 9 Uhr morgens schon mal fest: Pferde sind mehr so ein Mädchending. Der Reit- und Fahrverein Maintal Lichtenfels bot im Rahmen des Ferienprogramms Einblicke zu Pferden und Reiten, und 13 Schüler kamen – zwei Jungs und elf Mädchen. Eindrücke von begeisternden, lehrreichen Momenten.
Die Wöhrdstraße ist keine allzu prominente Straße. Sie führt am Wasserturm vorbei und hat doch immerhin mindestens 47 Adressen. Die 47. zumindest ist die des Reitvereins. Eine Frau, die dort sehr häufig anzutreffen ist, ist Daniela Görtler. Eine resolute Frau, eine humorvolle und fürsorgliche aber auch. Eine Dame. Ihr Umgang mit Pferden wirkt so natürlich wie nur was, und wie sie so mit den Kindern in der Stallgasse stand, da kontrollierte sie schon mal, ob ihre Helme auch wirklich vorbildlich fest am Kopf saßen.
Mit der Kardätsche das Pferd „aufrauen“

„Jedes Pferd hat 'ne Putztasche oder Putzkoffer“, erklärte sie und hatte noch eine Frage: „Wer von euch hat schon mal ein Pferd geputzt?“ Vier Hände hoben sich, und nun ging es los. Sechs Schulpferde sollten zum Putzen und Striegeln bereitgestellt werden; Tiere von einer besonderen Qualität, denn sie hatten ausgesucht ruhige Gemüter.
Sarah (8) striegelt nicht zum ersten Mal. Eine Freundin von ihr hat Pferde, und so durfte Sarah auch sogar schon mal reiten. Jetzt also stand sie in der Stallgasse neben der muskulösen Stute Suzi mit etwas in der Hand, das sich Kardätsche nennt. „Damit tut man Pferde ein bisschen aufrauen“, hatte Daniela Görtler ihr und den anderen Kindern zuvor erklärt. Aufrauen? Das klingt, als wolle man ein Möbel auf das Geschliffen- und Gestrichen-Werden vorbereiten. Aber es bereitet Pferdefell darauf vor, noch besser gereinigt zu werden.
Den Steigbügel bis unter die Achsel ziehen

Und so stand dann auch die gleichaltrige Leonie bald fleißig und fürsorglich striegelnd neben Sarah und an Suzis Flanke. „Die Haare am Schweif müsst ihr besonders vorsichtig bürsten, denn wenn die ausgehen, wachsen die ganz schlecht nach“, mahnte Görtler. Selbst die Hufe der Pferde durften die Kinder unter Anleitung von Görtler und weiteren Reiterinnen reinigen, und immer wieder durften sie Erfahrungen machen und Wissen in Erfahrung bringen.
Dass man das Horn der Hufe mit Fett, gleichsam einer Pflegecreme, einschmiert. Oder dass, wenn man nah am Pferd steht und den Steigbügel vom Sattel aus bis unter die eigene Achsel zieht, er ziemlich genau die passende Länge zum Aufsteigen hat. Reitertricks.
Der Höhepunkt wartet in der Reithalle
Was den Kindern in der Stallgasse noch begegnete, waren die „Hauskatzen“ des Vereins sowie muntere Spatzen oberhalb der Boxen. Auch sie sind hier zu finden, weil es hier Mücken und also immer was zu fressen gibt. Den Pferden ist das eine Erleichterung, auch wenn es gegen Mücken gedachte, feinmaschige Pferdemasken zum Schutz von Augen und Ohren gibt. Auch sie durften die Kinder in Augenschein nehmen und in spaßigen Momenten sogar selbst mal aufsetzen.

Der Höhepunkt war für die Mädchen und Jungen das Reiten in der großen Reithalle. Auf sechs Pferden, die geführt wurden, saßen die Kinder auf und drehten unter Anleitung von Görtler Runden. Die versierte Reiterin hatte auch einen geschulten Blick für Körperspannung. Der neunjährigen Bad Staffelsteinerin Johanna König sagte sie auf den Kopf zu, dass diese eine Tänzerin sei. Was auch stimmt.
Auf dem Rücken der Pferde ... das Gleichgewicht halten
Wie sich das auf dem Rücken der Pferde mit dem Gleichgewicht verhält, das verriet Görtler den Kindern auch. Und wie der äußerst feine Sand in der Halle geschichtet wird und zu reinigen ist, durften die Kinder ebenfalls erfahren.
Eine nette Wendung des dreistündigen Programms lag darin, dass nach der Praxis auch noch die Theorie kam. Für gewöhnlich ist es in solchen Fällen ja umgekehrt, aber im Reitverein endete der Kindertag noch mit einer Inspizierung der Boxen und der Klärung von allerlei Fragen: Was ist der Unterschied zwischen Stroh und Heu? Trinkt ein Pferd wirklich zwischen 30 und 50 Liter Wasser am Tag? Wie oft muss ausgemistet werden? Und was hat es eigentlich mit diesem salzigen Leckstein in den Boxen auf sich?