Es war eng und doch frei, es wurde viel geredet, aber nichts geplappert, und es war ein Kammerspiel, bei dem man vor lauter Handlung vergaß, dass da nur zwei Personen auf der Bühne standen.

Mit „Zwei Waagrecht“ gastierte am Donnerstagabend der Fränkische Theatersommer im Stadtschloss und hatte eine ungewöhnliche Liebesromanze im Gepäck. In zwei Akten, für zwei Stunden und gut ausbalanciert zwischen Ernst und Komik.
Es war gewiss ein lohnender Theaterabend und im Grunde fand er auf wohl nur sechs, sieben Quadratmetern statt. Auf ihnen hatten sich Jenny und Josh zu begegnen, in einem angedeuteten Zugabteil von San Francisco nach Bay Point – sie, Jenny, eine strukturierte Psychologin, er, Josh, ein in ihren Augen leichtlebiger Luftikus. Gemeinsam saß man während des Feierabendverkehrs zwischen Kreuzworträtsel und Lebensbeichten. so besonders macht.
Feines Mienenspiel
Verkörperung fanden diese Rollen durch Stefanie Rüdell und Jan Burdinski und die beiden Mimen hatten viel zu tun, verlangte der Stoff doch eine Ausdrucksvielfalt zwischen Befremden und Charme, Ratlosigkeit und Stille, Impulsivität und Optimismus ab. Denn die einander fremden Jenny und Josh hatten über den Umweg Lebensbeichte zueinanderzufinden – mit jeder ausgerufenen Bahnstation in anderes Licht getaucht.

Rüdell und Burdinski harmonierten vor rund 70 Zuschauern prächtig miteinander, hinterließen sie doch nicht ein einziges Mal den Eindruck, dass hier zwei Schauspieler ihre Rollen womöglich nicht gerne spielten. Was bei Rüdell zum Tragen kam, war beispielsweise die Glaubwürdigkeit der anfänglichen Distanziertheit, mit der sie dem zugestiegenen Josh gegenüberstand. Ihr feines Mienenspiel war über Stuhlreihen hinweg zu sehen.
Charmanter Wortwitz
Und Burdinski? Bei ihm war es die Natürlichkeit, mit der er einen Fahrgast verkörperte, der sowohl ein gelebtes wie auch ein ungelebtes Leben besaß und sich von der Psychologin anhören durfte, an einem Peter-Pan-Syndrom zu leiden. Riposten wie „Jedem Mann, der älter als neun Jahre und unverheiratet ist, hat man das schon vorgeworfen“, zeigten auch, wie viel Wortwitz in dem vom US-Amerikaner Jerry Mayer verfassten dialogreichen Werk steckte.

Eine sollte besonders wohltuend auf verletzte Männerseelen wirken, denn als die Psychologin Jenny mit Josh auf den Dichter Petrarca zu sprechen kam, sollte er es sein, der sich als Bildungsbürger auszeichnete. Auf ihre Frage, ob sein Wissen um Petrarca daher rühre, dass er auch den Artikel in der New York Times gelesen habe, gab er wider: „Nein – ich habe Petrarca gelesen.“ Tja, wenn nun aber ein Luftikus gebildet ist, was ist er dann womöglich noch?
Es waren Momente wie dieser, die das Stück reizvoll und zu einem vom Fränkischen Theatersommer gut ausgesuchten Programmangebot machten. In einer Nettospielzeit von gut einer Stunde und 23 Minuten hatten sich Jenny und Josh zu duellieren, zu trösten, zu ermuntern und wendungsreich zu erobern. Es gelang auf wohl nur sechs, sieben Quadratmetern auf eine Weise, dass man die Zeit vergaß und überdies an einer gemeinsamen Rückfahrt von Bay Point nach San Francisco interessiert wäre.