Wer mit der Bahn von Lichtenfels gen Hof will, der muss gezwungenermaßen in einen dieselbetriebenen Zug steigen. Seit vielen Jahren wird über die Elektrifizierung der Strecke diskutiert. Getan hat sich nichts. Diskussionen gibt es auch über die seit Jahrzehnten geforderte Umgehung von Mainroth. Was meinen die Direktkandidatinnen und Direktkandidaten zur Bundestagswahl zu diesen regional wichtigen Anliegen? – Teil zwei der OT-Umfrage zum Thema Mobilität.
Obermain-Tagblatt: Was unternimmt Ihre Partei, um die Elektrifizierung der Bahnstrecke Bamberg-Hof voranzutreiben?
Emmi Zeulner (CSU): Die Bahnstrecke Bamberg-Hof ist Teil der Oberfrankenachse, für deren Elektrifizierung ich mich mit Nachdruck einsetze. Gemeinsam mit den Landkreisen haben wir eine von Bund und Land geförderte Machbarkeitsstudie auf den Weg gebracht, die eine sehr gute wirtschaftliche und technische Machbarkeit einer Teilelektrifizierung mit Batterie-Hybridfahrzeugen bestätigt, was wir zügig umsetzen werden. Ali-Cemil Şat (SPD): Das Thema Elektrifizierung hat mich bereits in meinem politischen Engagement im Landkreis Hof begleitet und geprägt. Die SPD im Bundestag hat dafür gesorgt, dass durch die Überarbeitung des Kosten-Nutzen-Verhältnisses Projekte, die in der Vergangenheit nicht realisiert werden konnten, nun realisiert werden. Die Bahnstrecke Bamberg-Hof ist für die Region ungemein wichtig, benötigt deshalb die Elektrifizierung und dafür werden wir weiterhin kämpfen. Thomas Ochs (Grüne): Die Grünen setzen sich seit vielen Jahren in verschiedenen politischen Gremien und auf unterschiedlichen Ebenen für die Elektrifizierung der Bahnstrecken in der sogenannten „Dieselinsel“ ein, darunter auch für die Strecke Hochstadt -Hof oder für die Strecke Hof – Nürnberg der Sachsen-Franken Magistrale. Wir fordern die lückenlose Elektrifizierung aller Eisenbahnstrecken, um die Verkehrswende zu fördern und den CO2-Ausstoß im Verkehr zu senken. Jochen Bergmann (FW): Der Landkreis Kulmbach hat mit Förderung durch den Freistaat Bayern und den Bund 2023 ein Gutachten in Auftrag gegeben, welches im September 2024 vorgestellt wurde. Hieraus ging hervor, dass ein Umstieg auf klimafreundliche Antriebe schnellstmöglich nur mit Akkulösungen realisierbar ist. Nach dem Auslaufen der „Diesel-Verträge“ werden die Regionalbahnlinien in Oberfranken ab 2035 auf eine Akkulösung umgestellt. Die Züge laden dann bei Netzversorgung auf und fahren mittels Akkus, in den noch „weißen“ Flecken. Dessen Elektrifizierung muss nun schnellstmöglich im Bundesverkehrswegeplan priorisiert werden. Sebastian Görtler (AfD): Die AfD setzt sich dafür ein, dass wichtige regionale Projekte wie die Elektrifizierung der Bahnstrecke Bamberg-Hof priorisiert werden. Anstatt Mittel für Prestigeprojekte zu verschwenden, fordern wir eine gezielte Förderung wichtiger Verkehrsprojekte wie dieser Strecke, da sie für die Mobilität und wirtschaftliche Entwicklung Oberfrankens entscheidend ist. Gleichzeitig müssen Planungs- und Genehmigungsverfahren entschlackt und beschleunigt werden. Kevin Blechschmidt (FDP): Wir setzen auf eine schnelle und unbürokratische Modernisierung der Verkehrsinfrastruktur, um Projekte wie die Elektrifizierung der Bahnstrecke Bamberg-Hof voranzutreiben. Wir stehen für eine gezielte Förderung moderner Technologien, die Planungs- und Genehmigungsverfahren beschleunigen und private Investitionen erleichtern. Oswald Greim (Linke): Wir wollen, dass es mit den leeren Versprechungen der politisch Verantwortlichen Schluss ist und man sich eingesteht, dass da nichts geht. Die Bahnstrecken in der Dieselinsel sollte man als Pilotprojekt mit dem von MAN Nürnberg entwickelten Wasserstoffmotor betreiben.
Kann im ländlichen Raum gänzlich auf das Privatauto verzichtet werden?

Zeulner (CSU): Unser Ziel sind gleichwertige Lebensverhältnisse. Da es sich wirtschaftlich aber wahrscheinlich nie rechnen wird, beispielsweise Krögelhof an das S-Bahn Netz anzuschließen oder einen Bus, wie in Berlin, im Viertelstundentakt fahren zu lassen, wird es immer Regionen geben, die auf ein Auto angewiesen sind. Şat (SPD): Aufgrund der schlechten Nahverkehrsinfrastruktur ist es aus aktueller Perspektive heraus nicht möglich. Es wird auch in Zukunft niemand auf sein Auto verzichten müssen. Jedoch werden wir aufgrund des Klimawandels ein Umdenken im Bereich Verkehr brauchen. Langfristig ist es dabei unser Ziel, dass jeder Mensch unabhängig der Ortschaft durch ein klimagerechtes und kostengünstiges Nahverkehrsangebot angebunden ist. Ochs (Grüne): Theoretisch ja, allerdings ist bis dahin noch sehr viel zu tun: Ausbau des ÖPNV, sichere, direkte, gut ausgebaute Radverbindungen, Car-Sharing Angebote in den Gemeinden bis hin zu Autonomen Fahrzeugen, die auf Abruf verfügbar sind. In der Praxis würde ein schrittweiser engagierter Ausbau dieser Angebote schon helfen, dass nicht zwei oder mehr PKW pro Familie nötig sind, um den Alltag zu stemmen. Bergmann (FW): Ich persönlich sehe die individuelle Mobilität als ein Stück von Freiheit. Deshalb stehe ich zu dem privaten Fahrzeug für die, die es haben möchten. Weiter gibt es sicher individuelle Gründe, warum man nicht auf ein Privatauto verzichten will. Das gilt es zu respektieren. Görtler (AfD): Ein vollständiger Verzicht auf den Individualverkehr im ländlichen Raum erscheint in naher Zukunft nicht sinnvoll. Die eingeschränkte Verfügbarkeit öffentlicher Verkehrsmittel, die weiten Entfernungen zwischen Wohnorten, Arbeitsplätzen und Versorgungseinrichtungen sowie der Bedarf an Flexibilität machen das Auto für viele Menschen unverzichtbar. Allerdings gibt es Ansätze, um die Abhängigkeit vom Auto zu verringern. Dazu zählen der Ausbau des öffentlichen Nahverkehrs durch Rufbusse und On-Demand-Dienste. Auch digitale Lösungen wie Homeoffice, Telemedizin und Mitfahrplattformen können dazu beitragen, den Mobilitätsbedarf zu reduzieren. Durch nachhaltige Dorfentwicklung und die Stärkung regionaler Arbeitsplätze, kann zudem die Notwendigkeit für längere Fahrten verringert werden. Blechschmidt (FDP): Nein, ein gänzlicher Verzicht auf das Privatauto im ländlichen Raum ist unrealistisch, weil die individuelle Mobilität dort meist unverzichtbar ist. Durch den Ausbau moderner Infrastruktur, wie digitale Mobilitätslösungen, flexible ÖPNV-Angebote und Carsharing-Modelle können jedoch Alternativen angeboten werden. Greim (Linke): Solange der ÖPNV nicht besser ausgebaut ist wird dies kaum gehen. Damit ich vom Verkehrsknotenpunkt Neuenmarkt, in einer Stunde nach Nürnberg, Hof, Bamberg, Coburg usw. komme, bräuchte ich mit dem ÖPNV für 15 Kilometer von Marktleugast nach Neuenmarkt fast einen halben Tag und mit der Rückfahrt am Abend sowie am Wochenende ist sowieso nichts drin.
Gehört E-Mobilität die Zukunft – oder ist es Wasserstoff?

Zeulner (CSU): Ich glaube an Freiheit, Verantwortung und an die sozial regulierten Kräfte des Marktes, also soziale Marktwirtschaft. Und deshalb liegt für mich die Zukunft auch in der Technologieoffenheit, die unser Land auch stark gemacht haben. Die Aufgabe der Politik ist es, den Rahmen zu schaffen für Gründergeist und Innovationsfreundlichkeit. Für mich haben beide Technologien ihre Berechtigung. Şat (SPD): Sicherlich werden beide Technologien ihren Platz in der Zukunft haben. Jedoch sehe ich in der E-Mobilität die Hauptsäule im privaten und städtischen Verkehr, da hierbei bereits eine Ladeinfrastruktur vorhanden und die Technologie ausgereift ist. Das Potenzial des Wasserstoffs wird vor allem im Schwerlastverkehr, der Luftfahrt und in der Industrie entwickelt werden können, weil hier lange Reichweiten und schnelle Betankung wichtig werden. Ochs (Grüne): E-Mobilität hat sich aufgrund der höheren Energieeffizienz weltweit als Leittechnologie im Auto-Bereich durchgesetzt. Das „Herumeiern“ der Politik und der deutschen Automobilindustrie hat sowohl enormen wirtschaftlichen Schaden, als auch technologischen Rückstand verursacht. Selbst im LKW- und Busbereich haben batteriebetriebe Fahrzeuge aktuell das größere Potenzial. Wasserstoff ist aber ebenfalls Schlüsseltechnologie für die Energiewende, allerdings liegt das Potenzial hier eher in den Bereichen Energie und Wärme. Bergmann (FW): Ich finde es nicht gut, sich nur auf eine Technologie festzulegen. Ist doch die E-Mobilität gerade auch deshalb so gereift, weil sie sich entfalten konnte. Technologische Entwicklung, zum Wohle der Umwelt und Menschheit, bedarf keiner Denkverbote. Es gibt kein richtig oder falsch – denken Sie nur an die riesigen Schritte vom ersten Computer bis hin zum Smartphone. Von der Industrie stammt die Aussage, dass es „die Mischung macht“ und wir auf „jede Technik“ angewiesen sind, wenn wir an den gesetzten Klimazielen grundlegend festhalten wollen. Görtler (AfD): E-Mobilität kann Teil der Zukunft sein, erfordert aber eine umfassende Infrastruktur wie Photovoltaikanlagen fürs Eigenheim inklusive Speichermöglichkeit und effiziente Fahrzeuge. Gleichzeitig rücken natürliche Wasserstoffvorkommen, etwa in Albanien oder Afrika, stärker in den Fokus der Forschung. Auch E-Fuels sollten als Übergangstechnologie nicht ignoriert werden. Der Schlüssel liegt in Technologieoffenheit statt Fixierung auf eine einzige Lösung. Blechschmidt (FDP): Die Zukunft der Mobilität braucht Technologieoffenheit statt einseitiger Vorschriften. E-Mobilität ist ein wichtiger Baustein, aber Wasserstoff bietet gerade im Schwerlastverkehr und für langfristige Speicherlösungen enormes Potenzial. Unsere Aufgabe ist es, Innovationen zu fördern und die besten Lösungen für Klimaschutz und Wirtschaftlichkeit zu ermöglichen. Greim (Linke): Die E-Mobilität hat keine nachhaltige Zukunft wegen der begrenzten Rohstoffe für Batterien. Die nachhaltige umweltschonende Wasserstofftechnik ist weiterzuentwickeln
Was unternehmen Sie, um den Bau der Ortsumgehung bei Mainroth und Rothwind voranzutreiben, beziehungsweise solche Bauprojekte zu beschleunigen?
Zeulner (CSU): Der Planfeststellungsbeschluss wird gerade bei der Regierung von Oberfranken bearbeitet. Ziel ist hier Fertigstellung im Herbst 2025. Dann beginnt eine vierwöchige Klagefrist. Sollte es keine Klagen geben, kann in die Ausführungsplanung eingestiegen werden. Und nach der Bereitstellung der Bundesmittel mit der Ausschreibung und anschließenden Umsetzung begonnen werden. Şat (SPD): Wir müssen die gewaltige Bürokratie abbauen. Allein dadurch würden sich solche Bauprojekte beschleunigen. Außerdem würde ich mich für eine zügige Planung und eine frühzeitige Sicherstellung der Finanzierung bemühen. Dabei ist wichtig, den Dialog zwischen den betroffenen Parteien zu intensivieren, damit sowohl die Interessen – in diesem Falle – des Naturschutzes und der Bürger*innen einbezogen werden können Ochs (Grüne): Ich verstehe den Wunsch der Betroffenen nach einer Entlastung der Ortsdurchfahrten. Das Gebot der Stunde ist aber eine Reduzierung des Flächenverbrauchs, der ungehindert fortschreitet. Anstatt die notwendige, ökologische Verkehrswende umzusetzen, soll wieder einmal eine teure und überdimensionierte Umgehungsstraße die Lösung sein? Wie wäre es mit: Ausbau der vorhandenen Bahnstrecke und weiterer Verbesserungen des Öffentlichen Personennahverkehrs verbunden mit Erhöhung der Verkehrssicherheit auf den vorhandenen Straßen? Ich unterstütze hier voll die Position des Bund Naturschutz, der sich gegen dieses Projekt ausspricht. Bergmann (FW): Aktuell befindet sich die Ortsumgehung Mainroth-Rothwind, laut dem staatlichen Bauamt, in Planung. Wir reden hier über eine Summe von über 50 Millionen Euro. Die vorgebrachten Bedenken und Anliegen von verschiedener Seite sind immer ordnungsgemäß abzuwägen, was Zeit in Anspruch nimmt und nie leichtfertig zu ignorieren ist. Diese Zeit sollte man sich für solch wichtige Eingriffe nehmen.
Allgemein sind solche Projekte nur durch eine Entschlackung im bürokratischen Prozess zu beschleunigen. Mein Bestreben ist es hier, dass mit einet digitalen Verwaltungsakte ein zeitgleiches, gemeinschaftliches und behördenübergreifendes Arbeiten vereinfachen und beschleunigen zu können – da kann der Bund aber höchstens den Rahmen für gestalten, ausfüllen müssen das final die Akteure vor Ort. Görtler (AfD): Die vorwiegende Aufgabe der Politik sollte tatsächlich darin bestehen, die Rahmenbedingungen so zu gestalten, dass die Wirtschaft floriert und die Lebensbedingungen der Bürger verbessert werden. Statt Milliarden in fragwürdige Projekte wie Fahrradwege in Peru zu investieren, brauchen wir Bürokratieabbau, gezielte Förderung und den Ausbau der Infrastruktur hier im eigenen Land. Blechschmidt (FDP): Planungs- und Genehmigungsverfahren müssen erheblich beschleunigt werden. Für Projekte wie die Ortsumgehung bei Mainroth und Rothwind bedeutet das konkret: weniger Bürokratie, klare Fristen und der Einsatz moderner Technologien wie bspw. digitaler Planungsplattformen. So können wichtige Infrastrukturmaßnahmen schneller starten und zügig umgesetzt werden. Greim (Linke): Nichts. Wer Straßen ausbaut wird mehr Verkehr ernten. Der ÖPNV ist auszubauen.