36 Stände boten am Samstag beim Frühjahrsmarkt in der Kreisstadt Waren, Ideen und Geschichten. Zum dritten Mal fand der vom Stadtmarketing Treffpunkt Lichtenfels ersonnene Hobby- und Kreativmarkt unter im Schatten des Rathauses statt. Die Innenstadt belebte er am Samstag zwischen 11 bis 17 Uhr nicht gerade unwesentlich.

Ronja Teig war Debütantin. Gewissermaßen. Erstmals war die junge Frau aus Neuenmarkt mit einem Stand Teilnehmerin in Lichtenfels. Auf ihrem T-Shirt stand „hot chick“ und dazu hatte Teig zumeist ein Lachen parat. Denn tatsächlich betreibt sie einen Eierhandel, ist Bloggerin, schreibt Krimis und lötet kunstvoll Botschaften in zierende „Holzbrettl“.
„Ich war aufgeregt, voller Vorfreude, weil ich sehr große Lust auf den Tag hatte.“
Ronja Teig, Händlerin
„Ich war aufgeregt, voller Vorfreude, weil ich sehr große Lust auf den Tag hatte“, erklärte sie gegen 14 Uhr. Drei Stunden später sollte sie eine positive Bilanz zu dem Markt ziehen – zu seiner Organisation, zum Besucherzuspruch und auch zu ihrem Umsatz. Doch unumschränkt positiv sollten die Bilanzen manch anderer Teilnehmer nicht ausfallen. Doch in einem waren sich alle gefragten Händler einig: die Organisation des Marktes war gut.

Mandy Gräsing-Lang hatte mit der Organisation zu tun. Schon im Dezember war die Mitarbeiterin des Stadtmarketings damit betraut. Sie zählt nachdenkend auf: „Elf Stände und 25 Stände – 36 Stände.“ Elf Händler waren in von der Stadt bereitgestellten Holzverkaufsständen untergebracht, 25 Stände waren mitgebrachte. Das machte standpreisgebührlich einen Unterschied: 45 Euro hier, 6,50 Euro pro laufendem Meter dort.

Aus Sicht Gräsing-Langs waren das moderate Preise. Aus Sicht der Händler waren sie das allerdings auch. Eine Händlerin, die das auch so sah und es wissen muss, war die Ebensfelderin Bianca Eberth. Wohl „geschätzt auf 80 Märkten“ habe sie schon ihr Warenangebot zwischen duftendem Badesalz und liebevoll gestalteten Karten schon angeboten. Dass sie in dieser Szene schon lange dabei ist, kann sie regelrecht beweisen.

In einem heiteren Moment kramt sie eine Reisegewerbekarte hervor. Das Passfoto darin erzählt von einer 30 Jahre jüngeren Bianca Eberth, von ihren grünen Augen und ihrem einstigen Mädchennamen. Die Gewerbekarte trägt die Nummer 24, was wohl bedeuten dürfte, dass Eberth zu den hiesigen Urgesteinen dieser Branche zählt. Ihren Stand teilt sie sich mit Freundin Manuela Herold, die auf „nähen und plotten“ setzt. Und auch sie hat eine Geschichte. Denn wenn Corona nicht gewesen wäre, wäre sie nie auf die Idee gekommen, Masken zu nähen. Corona brachte ihr quasi – alles hat auch sein Gutes - ein Nebengewerbe ein.
Zwischen Kerzen und Keramik
36 Stände mit ausgefertigten Ideen zwischen Kerzen, aus Keramik gestalteten Blumen, Flechtwaren, Schnitzereien oder Plastiken aus Holz. Was schon beinahe nach Widersinnigkeit klingt, gelingt unter den Händen von Gerd Göhring mit dem „Holz unserer Heimat“, wie es auf seiner Visitenkarte steht.

Sein Stand ist nahe dem Archiv der Zukunft gelegen, jenem Haus mit dem güldenen Weidenbaum aus Metall, das die Lichtenfelser Gemüter einst spaltete. Gespalten hat aber auch Göhring etwas und zwar ein Brett, das durch einen Holzring mit sich in Verbindung bleibt. Ein Kunstwerk, schön und interpretierbar. „Mein erstes Objekt war eine Holzkugel – da war ich 60“, sagt der mittlerweile 74-jährige Lichtenfelser. Stichsäge, Bandsäge, Schwingschleifer und Hohleisen sind die Mittel, mittels derer er die Dinge schafft, die hier stehen. Wenige sind es nicht. „Ich hab‘ zuerst was für Bekannte gemacht und dann wurd‘s immer mehr und mehr, und irgendwann musst du was verkaufen“, schildert Göhring seinen einstigen Einstieg ins Gewerbe.

Auch er ist nicht erstmals hier und kommt alljährlich auf drei Märkte, unter anderem diesen hier auf dem Marktplatz. „Ich will ja net übertreiben“, fränkelt er und das hört auch nicht auf, wenn man auf seine Visitenkarte schaut. „Aweng annersch“, steht dort geschrieben. A weng annersch ist hier so ziemlich alles in den Auslagen der Händler, aber kunstfertig, liebevoll und von Originalität. So wie „Tausend&1Leine“, der Stand für Hundehalszubezör. Auslagen wie diese sah auch Andreas Schnapp. Ein einstiger Burgkunstadter mit Humor und Yoga-Kenntnissen, der sich spaßig mit „Yogi aus Heidelberg“ vorstellte und Diplom-Mathematiker ist. „Ich bin auf dem Weg nach Nürnberg und hier gelandet“, sagt er. Er suchte nichts, er fand – eine Hexe und einen Leuchtturm aus Keramik.