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LICHTENFELS: Jugendhilfe Lichtenfels: Die Angebote besser bekannt machen

LICHTENFELS

Jugendhilfe Lichtenfels: Die Angebote besser bekannt machen

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    Kurz vor Faschingsende sollte auch Landrat Christian Meißner mitten in einer Sitzung des Jugendhilfeausschusses noch symbolisch seiner Macht beraubt werden. Das nämlich steckt hinter dem Brauch des Krawattenabschneidens.
    Kurz vor Faschingsende sollte auch Landrat Christian Meißner mitten in einer Sitzung des Jugendhilfeausschusses noch symbolisch seiner Macht beraubt werden. Das nämlich steckt hinter dem Brauch des Krawattenabschneidens. Foto: Markus Häggberg

    Zahlen, Sorgen und Vorhaben – die jüngste Sitzung des Jugendhilfeausschusses bot Nachdenklichkeiten. Gut zwei Stunden sollte im Kreistagssaal des Landratsamts in Anspruch nehmen, was den Landkreis neben allem anderen auch beschäftigt.

    Es war ein nur kurzes Intermezzo an Fröhlichkeit, irgendwo zwischen den Sachstandsberichten zu Erziehungsbeistandschaften und den gestiegenen Kosten für ambulante Eingliederungshilfen, als Sitzungsleiter und Landrat Christian Meißner die Krawatte abgeschnitten bekam. Unerwartet, unvermutet und an einem Schlusstag des diesjährigen Faschings. Dann war Heiterkeit da, ansonsten gab es nachdenkliche Gesichter zwischen den Geladenen aus Kirche, Jugendverbänden, Rotem Kreuz oder Amtsgericht.

    Es sollte an diesem Tag nämlich auch um gestiegene Zahlen und gestiegene Kosten gehen, die auf drei Leinwänden im Saal auftauchten. Ein Beispiel: Ambulante Eingliederungshilfen kosteten den Landkreis im Jahr 2021 noch 196 000 Euro. Im Folgejahr sollte die Summe auf 239 000 Euro klettern.

    Die Fallzahlen steigen teils dramatisch

    Der Jahresbericht des Sachgebiets Jugend und Familie wies viele Steigerungen aus. Einer lautete auf Schutzaufträge bei Kindeswohlgefährdung (Inobhutnahmen) und wirkte massiv. Zur Erklärung: Inobhutnahmen eröffnen dem Jugendamt als vorläufige Maßnahme zum Schutz von Minderjährigen die Möglichkeit des unmittelbaren Handelns in Eil- und Notfällen. Dies kann sowohl auf Bitte des Kindes oder Jugendlichen geschehen, als auch bei dringender Gefahr für das Wohl.

    Waren es 2021 noch 21 solcher Fälle, so schlug sich für das Folgejahr die Zahl 56 in der Statistik nieder. Mit Corona und seinen Folgen, so hieß es, seien diese Entwicklungen nicht unbedingt im Zusammenhang stehend, gäbe es Tendenzen hierzu doch schon seit mitunter zehn Jahren.

    Stefan Hahn von der Sachgebietsleitung „Jugend und Familie“, sollte unserer Zeitung gegenüber den Verdacht von Drastik glätten. Es seien, so der Mann, bei der Zahl Inobhutnahmen „in den letzten Jahren gewisse Schwankungen zu beobachten“. Keinesfalls sei es so, dass der Anstieg im Jahr 2022 auf eine Entwicklung hinweise, denn 2019 seien sogar bei 29 Kindern und Jugendlichen Inobhutnahmen erfolgt. Was bei diesem Hinweis unberücksichtigt bleibt, ist der Umstand, dass die Differenz zwischen 29 und 56 Fällen auf 27 Schicksale lautet.

    Woanders sieht es weit schlimmer aus

    Wohingegen laut Hahn sehr wohl „ein kontinuierlicher Anstieg zu beobachten“ wäre, sei bei der Zahl der geleisteten Schulbegleitungen. Diese werden von Jugendämtern für Kinder und Jugendliche, die unter einer seelischen Behinderung leiden oder von einer solchen bedroht sind, geleistet. Doch die Leistungsgewährung sprang von acht im Jahr 2021 auf 15 im Folgejahr an. Ein Umstand, den auch Hahn für „außergewöhnlich“ erachtet.

    Nach Auffassung des Sachgebiets Jugend und Familie kommen hierfür mehrere Begründungen in Betracht. Genannt wurden Aufholeffekte der Diagnosen nach der Pandemie, eine grundsätzliche Zunahme diagnostizierter seelischer Behinderungen und eine gestiegene Bereitschaft von Familien, Hilfen überhaupt in Anspruch zu nehmen. Auf jeden Fall wolle man bei der Jugendhilfe diese Entwicklungen beobachten, „um auf sich bildende Bedarfe im Rahmen der Jugendhilfeplanung reagieren zu können“.

    Ein Lob fürs Jugenzentrum

    Grundsätzlich aber, das hob Hahn auch hervor, sei die Situation der Jugendhilfe im Landkreis Lichtenfels verglichen mit anderen Regionen Deutschlands positiv zu beurteilen. Hahn beruft sich dabei auf die Worte des Lüneburger Universitätsprofessors Waldemar Stange. Seit 2018 arbeitet der Mann und intime Kenner derartiger Fragen auch im Landkreis an dem Bundesprojekt „Demokratie leben!“. Projektuntertitel: „Partnerschaft für Demokratie im Landkreis Lichtenfels.“

    Auch er war bei der Sitzung zugegen und sollte nach Jahren der Arbeit Handlungsempfehlungen zur Gewinnung junger Menschen für die Ziele der Demokratie ausführen.

    So schlug er u.a. eine in gewissen Abständen einzuberufende Vernetzungskonferenz von Akteuren im Bereich Jugendarbeit vor, wobei die Durchführung bei der Kreisjugendpflege zu liegen habe. Auch sprach er sich dafür aus, die „Ressourcen des Jugendzentrums“, welches er ausdrücklich lobte, „noch viel stärker einzusetzen“. Beispielsweise in Kooperation mit Schulen.

    Über 30 Empfehlungen

    Ein Stichwort dabei: soziale Trainingskurse. Insgesamt brachte der Mann über 30 Empfehlungen mit und schloss auch im Fall von Lichtenfels mit der Bemerkung, wonach die Institution des erzieherischen Kinder- und Jugendschutzes mitsamt Angeboten den Jugendlichen, insbesondere den jüngeren unter ihnen, dringend bekannter gemacht werden sollten.

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