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LICHTENFELS: Knecht Ruprecht tritt am Obermain kaum noch in Erscheinung

LICHTENFELS

Knecht Ruprecht tritt am Obermain kaum noch in Erscheinung

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    Bei der Nikolausaktion 2013 der Altenkunstadter Pfadfinderfreunde: Hans-Elmar Zapf gab den Knecht Ruprecht und OT-Redakteur Frank Gorille den Nikolaus.
    Bei der Nikolausaktion 2013 der Altenkunstadter Pfadfinderfreunde: Hans-Elmar Zapf gab den Knecht Ruprecht und OT-Redakteur Frank Gorille den Nikolaus. Foto: Brigitte Gorille

    Die braven Kinder belohnt Sankt Nikolaus, die faulen bestraft sein furchteinflößender Gehilfe Knecht Ruprecht. Über Generationen war Knecht Ruprecht am Obermain ein Kinderschreck, heutzutage tritt er kaum mehr in Erscheinung. Was steckt hinter dieser Gestalt?

    Unheimliche Mann mit großem Kartoffelsack

    Ich erinnere mich: Im Kindergarten stand dieser unheimliche Mann mit einem großen Kartoffelsack und einer Rute und rasselte mit einer schweren Kette. Ich konnte mich dabei gar nicht auf das Gedichtaufsagen konzentrieren.

    Knecht Ruprecht kam niemals allein, sondern immer mit dem Heiligen Bischof Nikolaus. Der raue Geselle Ruprecht sollte den Bischof bei seiner pädagogischen Arbeit unterstützen. Auf des Bischofs Geheiß rasselte Knecht Ruprecht bedrohlich mit den Ketten und traktierte so manches Kind mit der Rute. Nikolaus repräsentierte das Gute, er war für die Belohnung zuständig. Sein hilfreicher Geselle stand für das Böse und für die Bestrafung.

    Als Knecht Ruprecht mit den Ketten rasselte

    Der Begleiter des Nikolaus heißt nicht überall gleich. Er hat viele Namen: Pelzmärtl, Pelznickel, Beelzebub, auch Hanstrapp, schwarzer Peter, Hans Muff, Krampus oder Klaubauf. Immer ist er ein finsterer Typ in schwarzen Lumpen, mit schweren Ketten und großem Sack, in den er die ganz bösen Kinder packt und mitnimmt.

    Die Begleiter des heiligen Nikolaus unterscheiden sich von Land zu Land. Der Zwarte Piet (Schwarzer Peter) in der Niederlane ist farbenfroh gekleidet, in der Slowakei begleiten dunkle maskierte Gestalten den heiligen Mann. In Tschechien ziehen kleine Teufelchen mit dem heiligen Nikolaus durch die Straßen.

    Die Namen stammen aus dem ausgehenden Mittelalter oder aus der beginnenden Neuzeit. Der Glaube an sie wurde vor allem aus den Klöstern heraus unterstützt. In allen Gestalten verbirgt sich der leibhaftige Teufel, der aber von dem Heiligen Nikolaus gezähmt wurde und deshalb mit ihm reisen konnte.

    Seit dem 13. Jahrhundert als Kinderschreck bekannt

    Knecht Ruprecht soll vor genau 1000 Jahren in Sachsen-Anhalt gelebt haben. Im Jahr 1021 verwünschte er am Weihnachtsabend eine Gruppe Jugendlicher, die sich beim Tanzen vergnügte. Knecht Ruprecht als Diener des Heiligen Nikolaus und Kinderschreck taucht ab dem 13. Jahrhundert auf.

    Auf dieser Karte ist der Weihnachstsmann stark von der Gestalt des Knecht Ruprecht geprägt.
    Auf dieser Karte ist der Weihnachstsmann stark von der Gestalt des Knecht Ruprecht geprägt. Foto: Repro: Andreas Motschmann

    Noch im 19. Jahrhundert waren die Wissenschaftler der Ansicht, Knecht Ruprecht sei so etwas wie ein Überrest aus der vergangenen heidnisch-germanischen Zeit, der für ein düsteres Winter-Ritual steht. Mit der schaurigen Verkleidung wollte er böse Geister vertreiben, so hieß es.

    Je nach Region gibt es weitere Theorien, was es mit der finsteren Gestalt auf sich haben könnte. In Süddeutschland war dieser im 19. und im 20. Jahrhundert als eine Schreckensgestalt mit schwarzem Gesicht bekannt. In Südbayern bis nach Tirol hinein ist diese Figur bis heute noch etwas bekannter.

    Heute muss kein Kind mehr vor Knecht Ruprecht Angst haben

    Schlimm muss die Furcht der Kinder über Jahrhunderten gewesen sein, von den finsteren Gesellen gepackt, in den eigens dafür mitgebrachten Sack gesteckt und an einen unbekannten Ort verschleppt zu werden.

    Genährt wurde die Angst durch die Propagierung von Kinderschreckgestalten vor allem seit dem 16. Jahrhundert. „Kinderfresser“ sammelten, so verkündete es die populäre Druckgraphik, die ungehorsamen Kinder ein und steckte sie in Säcke, Taschen oder Körbe.

    In Oberfranken drohte man noch vor fast 100 Jahren den Kindern mit der Gestalt der „Butzen-Bercht“ und der „Wilden Berta.“ Sie hatten die Aufgabe, den Kindern so viel Angst einzuflößen, damit sie sich in der Vorweihnachtszeit besonders artig betrugen.

    Nikolaus mit den bedrohlichen Zügen des Knecht Ruprecht

    In den 20-er und 30-er Jahren des vergangenen Jahrhunderts trug in Burgkunstadt der Nikolaus eindeutig die bedrohlichen Züge des Knecht Ruprecht. Er besaß das Aussehen eines hässlichen alten Mannes, gehüllt in einen alten Mantel, die Füße steckten in dicken Stiefeln, und das Gesicht war verhüllt von einem Hut.

    Im 21. Jahrhundert trifft man „Knecht Ruprecht“ mit dem Fahrrad an!
    Im 21. Jahrhundert trifft man „Knecht Ruprecht“ mit dem Fahrrad an! Foto: Erik Berkenkamp

    Nach 1945 verlor Knecht Ruprecht an Bekanntheit. Auch am Obermain überwiegt seit ein paar Jahrzehnten die Weihnachtsmann-Tradition. Dazu haben auch die veränderten Auffassungen in der Kindererziehung beigetragen. Die wenigsten Kinder kennen ihn heute als Begleiter des gütigen Mannes mit dem roten Mantel und dem weißen Bart. Schon gar nicht müssen sie Angst haben, von Knecht Ruprecht gezüchtigt zu werden, wenn sie im vergangenen Jahr nicht brav waren.

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